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In ganz Indien entstehen neue Lagerhäuser

Im internationalen Vergleich sind die Lagerkapazitäten auf dem Subkontinent gering. Einige Entwicklungen sprechen aber dafür, dass sich dies zukünftig ändern wird.

Von Florian Wenke | Mumbai

An den großen Ausfallstraßen und Autobahnen an den Rändern der Metropolen Indiens sind sie ein vertrautes Bild - Lagerhäuser. Die vorhandenen Flächen sind meist von überschaubarer Größe. Das Brokerhaus Edelweiss geht davon aus, dass die Mehrheit der Lagerkapazitäten jeweils kleiner als 1.000 Quadratmeter ist. Hinzu kommt, dass der informelle Sektor die Branche dominiert. Edelweiss schätzt den Anteil von informellen Akteuren in der Depot-Branche auf 90 Prozent. Zukünftig dürfte sich der Bereich jedoch schrittweise formalisieren, auch weil die Anforderungen an die Lagerhaltung steigen.

Tier-II-Städte rücken in den Fokus

Die vorhandenen Bestände an Lagerhäusern reichen nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen. Daher entstehen neue und moderne Einrichtungen im ganzen Land. Firmen wie beispielsweise Mahindra Logistics investieren in neue Flächen. Von rund 9 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr 2020 soll das Marktvolumen im Bereich Lagerung bis auf knapp über 11 Milliarden US$ im Jahr 2024 steigen, meldet der Nachrichtendienstleister Business Wire. Auch deutsche Firmen können profitieren, etwa durch die Bereitstellung passender Logistiklösungen. 

Immer öfter setzen Anbieter von Lagerkapazität auf das "Hub and Spoke"-Modell. Dabei wird ein zentraler Knotenpunkt nahe an einem wichtigen Markt errichtet. Von dort aus werden weitere kleinere und dezentral liegende Lagerhäuser bedient.

Bisher dominieren die großen urbanen Zentren wie beispielsweise Mumbai, New Delhi, Bangalore und Pune das Geschehen rund um Depots. Das Immobilienunternehmen Knight Frank gibt das jährliche Transaktionsvolumen in den acht großen Metropolen des Landes für 2021 mit fast 3 Millionen Quadratmetern an. Bis 2026 soll dieser Wert auf über 7 Millionen Quadratmeter klettern.

Mittelgroße Städte nehmen jedoch eine immer wichtigere Rolle im Markt ein. In Indien werden diese Zentren meist als Tier-II-Regionen bezeichnet. Die Experten von Knight Frank schätzen, dass der Anteil des jährlichen Transaktionsvolumens dieser Regionen in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen ist. Im Jahr 2019 hatte der Anteil erst bei 12 Prozent gelegen, bis 2021 verdoppelte er sich fast auf 23 Prozent.

Das Potenzial für mehr Lagerhaltung ist groß

Im internationalen Vergleich sind Lagerflächen in Indien bisher unterdurchschnittlich klein. Knight Frank meldet für das Jahr 2021 für den Subkontinent insgesamt Lagerkapazitäten von 30,9 Millionen Quadratmetern. Pro Kopf sind das lediglich 0,02 Quadratmeter. Im Hinblick auf die Größe des Landes sind beide Werte gering. Der Vergleich mit China verdeutlicht dies. Für den großen Nachbarn im Norden lag der Wert bei etwas über 1 Milliarde Quadratmetern beziehungsweise 0,8 Quadratmetern pro Kopf. Der Blick auf die USA verschärft den Eindruck, dass Indien Potenzial für den Ausbau von Lagerkapazitäten hat. In den Vereinigten Staaten stehen pro Kopf 4,4 Quadratmeter an Lagerhausfläche zur Verfügung.

Lagerflächen im internationalen Vergleich

Indikator

Indien

USA

Vereinigtes Königreich

China

Lagerfläche insgesamt (in Millionen m2)

31

1.446

73

1.060

Lagerfläche pro Kopf (in m2)

0,02

4,4

1,1

0,8

Angaben für 2021Quelle: Knight Frank

Expansionspotenzial durch digitalen Handel

Ein wichtiger Wachstumstreiber ist der Onlinehandel. Indien verzeichnet immer mehr E-Commerce-Käufer. Um die steigende Nachfrage nach einer Vielzahl an Produkten schnell bedienen zu können, sind moderne Lagerhäuser notwendig. Hinzu kommt, dass immer mehr Firmen Logistik und Lagerhaltung an Dienstleister auslagern. Diese Third Party Logistics Provider (3PL) wachsen stark und benötigen weitere Lagerkapazitäten. Erst Anfang Februar erreichte das in Pune beheimatete 3PL-Start-up Xpressbees eine Unternehmensbewertung von mehr als 1 Milliarde US$. Es zählt damit zum Club der Einhörner (Einhörner sind Start-up-Unternehmen mit einer Marktbewertung von über 1 Milliarde US$) und unterstreicht, wie viel Potenzial im Bereich 3PL liegt. Laut Prognosen von Knight Frank werden E-Commerce und 3PL in den kommenden Jahren die Nachfrage nach Lagerhäusern antreiben. Im Jahr 2026 soll der Anteil beider Branchen an der Gesamtnachfrage bei zwei Dritteln liegen.

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Die Nahrungsmittel- und Pharmabranche haben ebenfalls wachsenden Bedarf an Lagerkapazitäten. Die Lieferung direkt zum Kunden wird hier immer wichtiger. Dafür müssen jedoch Produkte in ausreichender Menge und zeitnah verfügbar sein. Für beide Branchen sagt Knight Frank eine steigende Nachfrage insbesondere nach Kühllagern voraus. Für Nahrungsmittel, speziell frische, dominieren bisher staatliche Akteure die Lagerhaltung. Allerdings nimmt die Rolle privater Firmen zu.

Mit den Production-Linked Incentives (PLI) hat Indien ein großes Subventionsprogramm aufgelegt. Die staatliche Förderung in Milliardenhöhe soll das verarbeitende Gewerbe stärken. Die Unterstützung ist zumeist an wachsende Produktionsmengen gekoppelt. Dadurch erhöht sich der Bedarf an Inputgütern. Diese müssen entsprechend gelagert werden, genau wie die wachsenden Mengen an fertigen Erzeugnissen.

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