Inder geben für Haustiere immer mehr Geld aus

Menschen mit tierischen Gefährten sind in Indien immer häufiger anzutreffen. Das Marktforschungsunternehmen Euromonitor schätzt, dass die Haustierpopulation 2022 bei rund 35 Millionen Tieren lag. Für 2026 prognostizieren die Experten eine Zunahme auf knapp über 50 Millionen. Vor allem Hunde sind beliebt, gefolgt von Katzen. Für diese beiden Tierarten fällt das vorhergesagte Wachstum in dem Zeitraum mit jeweils fast 50 Prozent besonders kräftig aus. 

Haustiere sind auf dem Subkontinent oft ein Statussymbol. Dies gilt speziell für die kaufkräftige Mittel- und Oberschicht des Landes. Dementsprechend hohe Summen werden in die Hege und Pflege der Heimtiere investiert. Branchenmedien gehen davon aus, dass die Heimtierindustrie von derzeit geschätzt 967 Millionen US-Dollar (US$) auf bis zu 2,4 Milliarden US$ im Jahr 2025 wachsen wird. 

Die meist zahlungskräftige Kundschaft kauft gerne für ihre tierischen Begleiter ein – vom passenden Futter, über Accessoires wie Leinen, Geschirre oder Spielzeug, bis hin zur Pflege und Behandlung im Krankheitsfall. Größere Unternehmen für Heimtierbedarf sind mit stationären Geschäften in Städten vertreten. Dazu zählen beispielsweise die Anbieter "Heads up for Tails" und "Just Dogs". In einer Dienstleistungsgesellschaft wie Indien ist der Onlinevertrieb jedoch unabdingbar. Alle großen Anbieter bieten die Möglichkeit zum digitalen Einkauf. Hinzu kommen Plattformanbieter, die als reine Onlinemarktplätze agieren. Darunter fallen zum Beispiel Supertails und Pawsindia. 

Tierhalter legen Wert auf Qualität

Das Hauptaugenmerk lokaler Unternehmen wie Drools liegt auf Tiernahrung. Mitte 2023 erlangte das Unternehmen größere Bekanntheit durch den Einstieg der US-amerikanischen Private-Equity-Firma L Catterton, die Unternehmensanteile in Höhe von 10 Prozent erwarb. Dafür zahlte L Catterton 60 Millionen US$. Die Transaktion gilt bislang als eine der höchsten im indischen Heimtiersektor. Die Mittel sollen hauptsächlich in neue Produktionskapazitäten fließen. Bisher betreibt Drools drei Produktionsstandorte. Das Unternehmen gehört zu der in Zentralindien ansässigen IB Group, einem der großen Hühnerfleischproduzenten des Landes. 

Marktkenner berichten, dass sich der Geschäftsbereich Tiernahrung zunehmend formalisiert. Immer mehr Kunden kaufen professionell hergestellte und vermarktete Produkte. Sie sind bereit, dafür Preisaufschläge zu zahlen. Insbesondere Ware aus dem Ausland wird oft mit besserer Qualität in Verbindung gebracht und kann daher zu höheren Preisen verkauft werden. 

Marktführer für Tiernahrung ist Mars. Die Firma bietet in Indien Marken wie Pedigree und Whiskas an. Im August 2023 gab das Unternehmen bekannt, weitere 97 Millionen US$ in den Produktionsstandort Siddipet im Bundesstaat Telangana investieren zu wollen. Die Gelder sind zur Ausweitung des Produktionsvolumens gedacht. 

Indien erhebt Importabgaben auf Tiernahrung 

Deutsche Unternehmen haben die Chance, vom Ausbau der Industrie vor Ort zu profitieren, etwa durch die Zulieferung passender Maschinen. Ebenfalls interessant ist der Export von Tiernahrung nach Indien. Für Haustiernahrung (Zolltarifcode HS 230910) aus der EU werden bei der Einfuhr in Indien Abgaben erhoben:

• Zoll (Basic Customs Duty): 20 Prozent vom Zollwert (in der Regel der Preis zuzüglich Transport- und Versicherungskosten; cost insurance fright (cif))
• Customs Agriculture and Industry Development Cess (AIDC): 20 Prozent vom Zollbetrag
• Social Welfare Surcharge: 10 Prozent von der Summe Zollbetrag plus Customs-AIDC-Betrag
• Umsatzsteuer: 5 Prozent vom Zollwert zuzüglich sämtlicher Abgaben, außer der Umsatzsteuer selbst

Für die Einfuhr von Haustiernahrung mit tierischen Bestandteilen ist der zuständigen Aufsichtsbehörde ein Analysenzertifikat sowie ein amtstierärztliches Gesundheitszeugnis vorzulegen. Die verantwortliche Behörde ist das "Department of Animal Husbandry and Dairying" (DAHD). Zusätzlich gilt es, eine Einfuhrgenehmigung beim DAHD zu beantragen.

Das Sortiment wächst stetig

Zunehmend wichtiger werden Produktkategorien wie Tierspielzeug sowie Leinen, Halsbänder und Geschirre. Hinzu kommt die Pflege der Haustiere. Speziell für die in Indien beliebten Hunde wächst dieser Bereich. Dazu gehören nicht nur Pflegeprodukte wie Hundeshampoos, sondern auch Dienstleistungsangebote wie beispielsweise Massagen im Hunde-Spa. 

Auch die tiermedizinische Behandlungsangebote steigen mit der Anzahl der Haustiere. Das Marktforschungsunternehmen Mordor Intelligence schätzt den Markt für veterinärmedizinische Behandlungen derzeit auf 1,2 Milliarden US$ und geht davon aus, dass er bis 2028 auf 1,7 Milliarden US$ anwächst. Ein Teil des Wachstums dürfte durch Haustierbesitzer entstehen, die Tierärzte für Behandlungen aufsuchen. Laut offiziellen Angaben gibt es in Indien mehr als 67.000 Veterinärmediziner. Bei Medizintechnik ist Indien auf Importe angewiesen. 

Auch Versicherer haben das Geschäftsfeld für sich entdeckt. So erweiterte das deutsch-indische Joint Venture "Bajaj-Allianz" im August 2023 sein Versicherungsangebot für Haustiere. Während vorher nur Hunde abgedeckt werden konnten, gibt es nun auch für Katzen Versicherungsmöglichkeiten. 

Kontakte

In Indien ist es wichtig, die richtigen Ansprechpartner zu kennen. Netzwerke sind essenziell. Messen sind gute Gelegenheiten, um Kontakte zu knüpfen.