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Infrastruktursektor sorgt für regen Baumaschinenabsatz

Die indische Baumaschinenbranche profitiert von den steigenden Investitionen im Tiefbau. Die Hersteller bieten emissionsärmere Fahrzeuge an. Auch die Importe legen weiter zu.

Von Boris Alex | New Delhi

Der Absatz von Baumaschinen in Indien steuert auf ein neues Allzeithoch zu. Im laufenden Finanzjahr 2022/2023 (1. April bis 31. März) könnten – einschließlich Exporte – erstmals mehr als 100.000 Einheiten verkauft werden, so die Prognose der Indian Construction Equipment Manufacturers' Association (ICEMA). Auch langfristig sind die Wachstumsaussichten positiv. Bis 2030 soll die Zahl der abgesetzten Baumaschinen um durchschnittlich 12 Prozent pro Jahr auf 250.000 Einheiten zulegen. Indien würde damit zum zweitgrößten Baumaschinenmarkt nach Stückzahlen hinter China aufsteigen. Der Umsatz dürfte sich bis dahin auf 25 Milliarden US-Dollar (US$) fast vervierfachen, schätzt ICEMA.

In den ersten neun Monaten des Finanzjahres 2022/2023 setzten die Hersteller etwa 68.000 Einheiten in Indien ab, 30 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum der Vorperiode. Weitere 5.700 Stück gingen in den Export. Den bislang höchsten Absatz konnten die Hersteller vor der Coronakrise 2018/2019 mit 98.000 Einheiten realisieren. 

Im letzten Finanzjahr war der Verkauf trotz positiver Prognosen um 8 Prozent auf 85.000 Maschinen zurückgegangen. Der Hauptgrund hierfür war, dass viele Projekte im Straßenbau langsamer vorankamen als gehofft - die Nachfrage nach Erdbewegungsgeräten blieb hinter den Erwartungen zurück. Dieses Segment macht gut 70 Prozent des mengenmäßigen Absatzes von Baumaschinen aus.

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Absatz legt in fast allen Sparten kräftig zu

Inzwischen befindet sich die Nachfrage nach Baggern wieder auf Wachstumskurs. Zwischen April und Dezember 2022 verzeichneten die Erdbewegungsgeräte ein Absatzplus von 24 Prozent auf fast 52.800 Fahrzeuge. Betonmischanlagen und -fahrzeuge legten ebenfalls um ein Viertel auf über 8.100 Einheiten zu. Nur bei Straßenbaumaschinen ging es gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8 Prozent auf circa 3.200 Stück nach unten, so die Daten von ICEMA. Den größten Zuwachs für die Bauwirtschaft verbuchte das Segment Förder- und Handhabungstechnik. Hier wurden in den ersten neun Monaten 2022/2023 insgesamt fast 9.700 Einheiten verkauft, ein Anstieg um 67 Prozent.

Die positive Entwicklung soll sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Wachstumstreiber bleibt dabei der Infrastruktursektor. Die indische Regierung will im Rahmen ihres Bauprogramms "National Infrastructure Pipeline" rund 9.000 Projekte mit einem Investitionsvolumen von 1,4 Billionen US$ realisieren. Unter anderem soll das Straßen- und Schienennetz modernisiert und ausgebaut, sowie die Strom- und Wasserversorgung verbessert werden. Auch im Flughafen- und Hafenbau stehen zahlreiche neue Maßnahmen und Ausbauprojekte in den Startlöchern.

Regierung investiert in den Infrastrukturbau

In ihrem Anfang Februar 2023 vorgestellten Bundeshaushalt für das Finanzjahr 2023/2024 hat die indische Finanzministerin Nirmala Sitharaman die Ausgaben für den Infrastruktursektor auf umgerechnet über 122 Milliarden US$ aufgestockt. Für das nationale Straßenbauprogramm stehen 14 Prozent mehr zur Verfügung als im Vorjahreszeitraum, insgesamt 17 Milliarden US$. Bis April 2024 sollen unter anderem 13.000 Kilometer Autobahn fertiggestellt werden. Das Ministerium für Straßentransport und Autobahnen (Ministry of Road Transport and Highways) hat sich zum Ziel gesetzt, im Finanzjahr 2023/2024 jeden Tag 60 Kilometer Schnell- und Landstraße fertig zu stellen, statt wie zuletzt 40 Kilometer.

Dieses Ziel ist nur durch einen höheren Einsatz von Baumaschinen zu erreichen und dürfte damit neuen Schub für Erdbewegungs- und Straßenbaumaschinen bringen, so ICEMA. Die Unternehmen erhoffen sich von den geplanten Investitionen im Energie- und Telekomsektor zusätzliche Wachstumsimpulse. Für den Ausbau der erneuerbaren Energien stellt die Regierung rund 4 Milliarden US$ zur Verfügung, für den Aufbau des Mobilfunknetzes der 5. Generation über 1 Milliarde US$. Da es sich dabei um viele kleinere Bauprojekte handelt, dürfte die Nachfrage nach kompakteren Geräten wie Minibagger, Teleskoplader und mobile Krane mit geringer Traglast überdurchschnittlich wachsen.

Alternative Antriebe sind gefragt

Gleichzeitig wird sich der Trend zu energieeffizienten und emissionsärmeren Baumaschinen weiter verstärken, so die Analyse von ICEMA. Die Hersteller bieten inzwischen auch Fahrzeuge, die mit alternativen Kraftstoffen wie Biodiesel, komprimiertem Erdgas und Strom betrieben werden, an. Auf der Messe "Bauma Conexpo" im Februar 2023 hatten führende Hersteller wie JCB, Bobcat und Caterpillar Minibagger und Kompaktlader mit Hybrid- und Elektroantrieb im Angebot. Angesichts steigender Energiepreise und schärferer Emissionsgrenzen werden diese Fahrzeuge künftig häufiger auf indischen Baustellen zum Einsatz kommen.

Sowohl Im- als auch Exporte mit Baumaschinen wachsen

Die indischen Importe von Baumaschinen bleiben weiter auf Wachstumskurs. Von April bis November 2022 legten sie gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 46 Prozent auf 748 Millionen US$ zu. Im Finanzjahr 2021/2022 ging es bereits um 28 Prozent nach oben. Dabei machen Erdbewegungs- und Straßenmaschinen jeweils knapp die Hälfte der Einfuhren aus. 

Die indischen Importe aus Deutschland stiegen zwar ebenfalls an, haben aber 2022 mit einem Plus von nur 14 Prozent auf 60 Millionen US$ an Schwung verloren. Im Finanzjahr 2021/2022 verzeichneten die Lieferungen noch einen Zuwachs um 52 Prozent, was vor allem den Aufholeffekten im Zuge der Coronakrise geschuldet war. Deutsche Hersteller zählen neben chinesischen, südkoreanischen und japanischen Produzenten zu den Hauptlieferanten von Baumaschinen nach Indien.

Indische Einfuhr von Baumaschinen (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent)

HS-Position

Bezeichnung

2020/2021

2021/2022

2022/2023 (1. Apr. - 30. Nov.)

Veränderung Apr.–Nov. 2022 / Apr.–Nov. 2021

8429

Selbstfahrende Planiermaschinen, Erd- oder Straßenhobel, Schürfwagen, Bagger, Schürf- und andere Schaufellader, Straßenwalzen

429,5

470,2

353,4

38,9

8430

Maschinen, Apparate und Geräte zur Erdbewegung, zum Planieren, Verdichten oder Bohren des Bodens

303,8

446,6

370,7

58,1

8479.10

Maschinen, Apparate und Geräte für den Straßen-, Hoch- oder Tiefbau

15,7

38,3

23,8

1,2

Insgesamt

749,0

955,1

747,9

45,9

Finanzjahr 1. April bis 31. MärzQuelle: Department of Commerce 2023

Die in den letzten Jahren gestiegene lokale Produktion von Baumaschinen spiegelt sich auch in den indischen Exporten wider. Von April bis November 2022 legten die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7 Prozent auf 736 Millionen US$ zu. Im Finanzjahr 2021/2022 wurde mit einem Plus von 70 Prozent auf 1,1 Milliarden US$ ein neuer Rekord aufgestellt.


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