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Mobilfunkanbieter investieren Milliarden in neuen Standard

Nach der Auktion der Frequenzen starten die Anbieter mit dem Roll-out des Netzes der 5. Generation (5G). Bis Anfang 2024 soll es fast flächendeckend in Indien zur Verfügung stehen.

Von Boris Alex | New Delhi

Im indischen Telekommunikationssektor ist mit etwas Verspätung der Startschuss für das Mobilfunknetz der 5. Generation (5G) gefallen. Im August 2022 hatte die Regulierungsbehörde Telecom Regulatory Authority of India (TRAI) die Lizenzen für 5G-Frequenzblöcke versteigert. Bereits Anfang Oktober haben die Anbieter mit der Einführung von 5G-Diensten in ausgewählten Städten begonnen. Bis zum Frühjahr 2024 soll das Netz drei Viertel des Landes abdecken, so die Ankündigung der Telekomunternehmen. Damit wird in der Branche auch eine neue Investitionsrunde eingeläutet.

Erste Lieferverträge über Ausrüstung abgeschlossen

Bei der Versteigerung der Frequenzblöcke waren die drei größten Anbieter Reliance Jio, Bharti Airtel und Vodafone Idea sowie der Mischkonzern Adani zum Zug gekommen. Die Gewinner müssen nun über einen Zeitraum von 20 Jahren zusammen 18,3 Milliarden US-Dollar (US$) an Nutzungsgebühren für das Spektrum entrichten. Der mit einem Anteil von 36 Prozent marktführende Anbieter Reliance Jio hat das mit 24,7 Gigahertz größte Frequenzpaket für 10,7 Milliarden US$ ersteigert. Das Unternehmen will nicht nur sein bestehendes 4G-Netz erweitern, sondern bis März 2024 eine Stand-alone-Infrastruktur für 5G aufbauen. Diese soll dann 75 Prozent des Landes abdecken.

Die Kosten hierfür beziffert Reliance Jio auf insgesamt 24 Milliarden US$ – und die ersten Aufträge wurden bereits vergeben. Presseinformationen zufolge hat das Unternehmen mit den beiden Telekomausrüstern Nokia und Ericsson mehrjährige Liefervereinbarungen mit einem Volumen von 3 Milliarden US$ geschlossen. Demnach soll Reliance Jio unter anderem Basisstationen, Funkzellen, Antennen und Remote Radio Heads aus dem 5G-Produktportfolio AirScale von Nokia beschaffen. Beobachter gehen davon aus, dass Reliance Jio auch noch Aufträge an Samsung vergeben dürfte, da der südkoreanische Konzern bereits das 4G-Netz mit aufgebaut hat. 

Chinesische Ausrüster von Beteiligung ausgeschlossen

Der mit einem Marktanteil von 32 Prozent zweitgrößte Provider Airtel geht technologisch einen anderen Weg. Er will sein 4G-Netz so nachrüsten, dass damit künftig auch 5G-Dienste angeboten werden können. Das Unternehmen muss 5,2 Milliarden US$ für sein 20 Gigahertz großes Frequenzpaket zahlen. Airtel soll auch schon erste Ausrüstungsaufträge an Samsung, Nokia und Ericsson vergeben haben, so Pressemeldungen. Chinesische Hersteller wie Huawei und ZTE bleiben wie erwartet beim Aufbau des indischen 5G-Netzes außen vor. Die Regierung hatte chinesische Ausrüster aus Sicherheitsbedenken schon von einer Beteiligung an den im Sommer 2021 gestarteten 5G-Testläufen ausgeschlossen und sie auch nicht auf die Liste der vertrauenswürdigen Lieferanten aufgenommen.

Der dritte indienweit aktive Provider Vodafone Idea will ebenfalls die neue Technologie auf seiner bestehenden 4G-Netzinfrastruktur aufbauen. Das Unternehmen hat dafür ein 6,2-Gigahertz-Paket im Wert von 2,3 Milliarden US$ ersteigert. Der Mischkonzern Adani will mit seinem 400-Megahertz-Paket die Dienste der 5. Generation zunächst ausschließlich für Gewerbekunden anbieten.

Viele Mobilfunkmasten müssen nachgerüstet werden

Mit der Einführung des 5G-Netzes dürfte der Telekomsektor seinen Anteil an den gesamten Anlageinvestitionen in Indien nochmals steigern, so eine Analyse des Finanzdienstleisters Centrum Broking. Diese sind in den letzten fünf Finanzjahren (jeweils vom 1. April bis 31. März) gegenüber den davorliegenden fünf Perioden um mehr als das Doppelte auf fast 30 Milliarden US$ gestiegen. Damit hatte die Branche einen Anteil von 17 Prozent an den Gesamtinvestitionen und belegte Platz zwei hinter der Öl- und Gasindustrie. Dieses Ergebnis dürfte in den nächsten Jahren deutlich überschritten werden, prognostiziert Centrum Broking.

Denn nicht nur Mobilfunkanbieter müssen milliardenschwere Investitionen für den Aufbau ihrer 5G-Dienste stemmen. Auch für Unternehmen, die die Netzinfrastruktur bereitstellen, fängt die Arbeit jetzt an. Einer Berechnung der Digital Infrastructure Providers Association (DIPA) zufolge, müssen die Betreiber der indischen Mobilfunksendemasten bis 2025 etwa 24 Milliarden US$ in den Ausbau und technische Erweiterung der Sendeinfrastruktur investieren. Zurzeit gibt es indienweit rund 730.000 Funkmasten, von denen 70 Prozent für 5G-Dienste nachgerüstet werden müssen, so DIPA. Die Kosten hierfür schätzt der Verband bis 2024 auf insgesamt 7,2 Milliarden US$. Die Regierung will zudem bis Ende 2023 weitere 25.000 Funkmasten installieren und stellt hierfür 3,2 Milliarden US$ bereit.

Mehr Funkbasisstationen mit geringer Ausgangsleistung benötigt

Um 5G-Dienste vor allem in den Ballungszentren flächendeckend anbieten zu können, müssen zudem mehr "Small Cells" installiert werden. Bislang gibt es in ganz Indien etwa 100.000 dieser kleinen Funkbasisstationen. Indiens Regierung hat im März 2022 den Weg dafür freigemacht, dass Small Cells künftig auch an Strommasten, Ampeln, Verkehrsschildern oder Haltestellen angebracht werden können. In den kommenden fünf Jahren sollen mehr als 250.000 Basisstationen allein in den indischen Städten hinzukommen, so die Pläne von TRAI. Der Telekom-Dienstleister CloudExtel will eigenen Angaben zufolge bis 2026 rund 60 Millionen US$ in die Installation von 40.000 Small Cells investieren.

Mit der Einführung des neuen Standards wird auch die Zahl der 5G-fähigen Smartphones in Indien in den nächsten Jahren stark zulegen, so der Finanzdienstleister CLSA. Zurzeit haben sie einen Anteil von 8 Prozent an den insgesamt 600 Millionen aktiven Smartphones. Sie machen aber bereits ein Drittel der Neuverkäufe aus. Bis 2025 dürften bereits 250 Millionen 5G-Handys im Einsatz sein, prognostiziert CLSA.

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