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Wachstum der erneuerbaren Energien zieht wieder an

In Indien könnte bis 2025 weitere 50 Gigawatt an Solarenergiekapazität installiert werden. Konzerne wie Reliance, Ambani und Tata verstärken ihr Engagement.

Von Boris Alex | New Delhi

Am 12. August 2021 überschritten die Stromerzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien in Indien erstmals die 100-Gigawatt-Marke. Maßgeblich für die Erreichung dieses Meilensteins ist der Boom in der Solarbranche. Diese liegt mit einer netzgebundenen Leistung von 45 Gigawatt (Stand: 30.09.2021) nicht nur klar an der Spitze bei den erneuerbaren Energieträgern, sondern verzeichnet gegenüber der zweitplatzierten Windenergie auch den weitaus höheren Zubau. In der ersten Hälfte des Finanzjahres 2021/2022 (1. April bis 31. März) gingen neue Solaranlagen mit einer Kapazität von rund 5 Gigawatt ans Netz. Im Vergleich dazu konnte die Energieerzeugung aus Windkraft nur um 623 Megawatt auf knapp 40 Gigawatt zulegen.

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Die Solarstromerzeugung dürfte beim Ausbau der erneuerbaren Energien auch weiterhin den Ton angeben. Bis zum Ende des Finanzjahres 2024/2025 sollen Neukapazitäten von 65 Gigawatt ans Netz gehen, davon allein 51 Gigawatt aus Sonnenenergie, so eine Prognose der indischen Ratingagentur ICRA. Bei der Windkraft erwartet ICRA in den kommenden fünf Jahren einen Zubau von nur 12 Gigawatt. Trotz der positiven Entwicklung bleibt Indien damit weit hinter seinen ehrgeizigen Ausbauzielen für erneuerbare Energien zurück. Eigentlich sollten bis Ende 2022 Stromkapazitäten aus Wind, Solar, Biomasse und kleinen Wasserkraftwerken von 175 Gigawatt am Netz sein. Diese Etappe dürfte laut ICRA erst 2026 erreicht werden. Den Investitionsbedarf bis dahin beziffert die Ratingagentur auf knapp 50 Milliarden US-Dollar (US$).

Installationspotenzial von Aufdachanlagen noch nicht ausgereizt

Das Ziel der indischen Regierung von insgesamt 100 Gigawatt netzgebundener Freiflächen- und Aufdachkapazitäten bis Ende 2022 wird ebenfalls verfehlt. Grund hierfür ist vor allem der schleppende Ausbau von Aufdachanlagen. In diesem Segment hatte New Delhi netzgebundene Kapazitäten von 40 Gigawatt und Off-Grid-Anlagen mit 10 Gigawatt anvisiert. Doch bis Ende September 2021 waren erst 5,6 respektive 1,4 Gigawatt installiert, so die Angaben des Ministry of New and Renewable Energy (MNRE).

Allerdings ist inzwischen etwas mehr Schwung in den Ausbau des Segments gekommen. Von April bis September 2021 gingen Aufdachanlagen mit einer Leistung von 1,1 Gigawatt ans Netz, was eine Steigerung um 200 Prozent gegenüber der ersten Jahreshälfte 2020/21 bedeutet. Das Potenzial in dem Segment liegt Branchenschätzungen zufolge bei 5 Gigawatt pro Jahr.

Unternehmen kündigen Milliardeninvestitionen an

Das größte Wachstum wird aber wie bisher von großen Freiflächenanlagen kommen. Das Segment dürfte zusätzlichen Schub durch das Engagement indischer Großkonzerne erhalten. Im Juni 2021 hatte Reliance Industries avisiert, bis 2030 ein Solarportfolio von 100 Gigawatt aufbauen zu wollen. Das Unternehmen hatte zum Zeitpunkt der Ankündigung Projekte mit einer Kapazität von 25 Gigawatt in der Pipeline. In den nächsten drei Jahren will Reliance 10 Milliarden US$ unter anderem in den Bau von Solarparks sowie in die Produktion von Solarzellen und -modulen investieren. Das Unternehmen möchte so zum weltweit größten privaten Solarstromerzeuger aufsteigen.

Das gleiche Ziel verfolgt die Adani Group. Der indische Mischkonzern will bis 2030 insgesamt 20 Milliarden US$ in seine Green-Energy-Sparte investieren. Das Unternehmen betreibt aktuell Solarparks mit einer Kapazität von 3 Gigawatt, weitere 8 Gigawatt sollen bis Ende 2022 fertiggestellt werden. Adani will bis zum Stichdatum jedes Jahr 5 Gigawatt an neuen Solar- und Windkapazitäten ans Netz bringen. Wie sein Rivale Reliance investiert der Konzern darüber hinaus in die Produktion von Solarzellen und -modulen.

Die staatliche National Thermal Power Corporation (NTPC) will ihr Portfolio in den kommenden Jahren mit dem Ausbau an erneuerbaren Energien ebenfalls aufwerten. Indiens größter Stromerzeuger betreibt zurzeit Solaranlagen mit einer Leistung von 1,1 Gigawatt. Weitere 14 Projekte mit insgesamt 2,2 Gigawatt befinden sich in der Umsetzung. Im Juli 2021 hatte NTPC zudem die Genehmigung für den Bau des mit 4,7 Gigawatt größten Solarparks Indiens im Bundesstaat Gujarat erhalten. Der Energiekonzern hatte zudem bekannt gegeben, dass er seine Wind- und Solarkapazitäten bis zum Jahr 2032 auf 60 Gigawatt ausbauen will - doppelt so viel wie ursprünglich geplant.

Bau von Solarparks mit Batteriespeicher im Visier

Im April 2021 hatte einer der führenden indischen Ökostrom-Erzeuger, ReNew Power, bekannt gegeben, bis 2025 insgesamt 9 Milliarden US$ in neue Solar- und Windprojekte investieren zu wollen. Dadurch soll sich die Kapazität auf 18,5 Gigawatt verdreifachen. Unter anderem ist der Bau von Anlagen mit integrierten Batteriespeichern mit 900 Megawatt aus Windenergie und 400 Megawatt aus Solarstrom geplant, die rund um die Uhr nachhaltigen Strom liefern sollen.

Tata Power will 750 Millionen US$ in seine Wind- und Solarsparte investieren. Im September 2021 konnte der Konzern die Ausschreibung zum Bau einer 330-Megawatt-Solaranlage im Bundesstaat Madhya Pradesh für sich gewinnen. Tata betreibt Wind- und Solarparks mit einer Leistung von insgesamt 4 Gigawatt und hat Neuvorhaben mit 1,4 Gigawatt in der Pipeline.

Mit dem stärkeren Engagement solcher finanzkräftigen Unternehmen dürften die Angebotspreise für Utility-Scale-Solarprojekte weiter sinken. Die Tarife in Indien zählen bereits heute zu den niedrigsten weltweit. Sie erreichten im November 2020 bei einer Rückwärtsauktion der Solar Energy Corporation of India (SECI) von zwei Solarparks mit zusammen 600 Megawatt Leistung bei einem garantierten Abgabepreis von 0,027 US$ pro Kilowattstunde den bisherigen Tiefststand. Das Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) prognostiziert, dass sich der Abgabepreis bis 2030 nochmals halbieren könnte. Dadurch würden viele kleinere und mittlere Projektentwickler vom Markt verschwinden und die Dominanz der indischen Großkonzerne weiter zunehmen.

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