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Wirtschaftsumfeld | Indien | Außenhandel

Der deutsch-indische Handel erreichte 2022 Rekordniveau

Weil Im- und Exporte gegenüber dem Vorjahr ungleich zulegten, gab es eine Überraschung. Die am meisten gehandelten Waren wiesen nur geringe Veränderungen auf.

Von Florian Wenke | Mumbai

Der bilaterale Handel zwischen der Bundesrepublik und Indien hat 2022 das zweite Jahr in Folge deutliche Zuwächse verzeichnet. Dies erfolgte vor dem Hintergrund einer volatilen Lage der Weltwirtschaft, in der sich Indiens Konjunktur bisher gut behauptet. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) erreichte das bilaterale Handelsvolumen 2022 einen Höchststand. Es stieg um über 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und betrug 31,4 Milliarden US-Dollar (US$). 

In der Rangfolge der wichtigsten Handelspartner Deutschlands nahm Indiens Bedeutung leicht zu. Im Jahr 2022 belegte der Subkontinent als Absatzmarkt für deutsche Waren Rang 22 (Vorjahr: Rang 23) und als Bezugsmarkt Position 24 (Vorjahr: Rang 26). Eine Besonderheit war das Handelsbilanzdefizit zuungunsten Deutschlands in Höhe von 110 Millionen US$. Zuletzt wies die Bundesrepublik von 1998 bis einschließlich 2003 eine negative Handelsbilanz mit Indien aus. 

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Drei Warengruppen dominieren die Exporte

Insgesamt exportierten deutsche Unternehmen 2022 Waren im Wert von 15,6 Milliarden US$ nach Indien. Das waren 6,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die wichtigsten Ausfuhren waren erneut Maschinen (laut dem Internationalen Warenverzeichnis für den Außenhandel "Standard International Trade Classification" (SITC); Warengruppen 71, 72, 73 und 74). Mit einem Gesamtwert von 4,4 Milliarden US$ hatten sie einen Anteil von über 28 Prozent an den Gesamtexporten. Darunter fielen beispielsweise Pumpen und Kompressoren (SITC 743) im Wert von 463 Millionen US$ sowie Maschinen für die Textil- und Lederindustrie (SITC 724) im Wert von 422 Millionen US$.

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Im Umfang von 2,7 Milliarden US$ wurden chemische Erzeugnisse (SITC 5) nach Indien geliefert. Mit einem Anteil an den Gesamtausfuhren von mehr als 17 Prozent war dies die zweitwichtigste Gütergruppe unter den Exporten, obwohl diese gegenüber dem Vorjahr um 4,5 Prozent sanken. Ein Grund dafür war die deutlich geringeren Ausfuhren von Industriechemikalien (SITC 51 und 52), die um rund ein Viertel auf 737 Millionen US$ sanken.

Erneut verkaufte Deutschland auch Flugzeuge und -Teile (SITC 792) in großem Umfang nach Indien. Zwar sanken auch hier die Ausfuhren im Vorjahresvergleich um 4,6 Prozent, jedoch betrugen sie noch immer mehr als 2 Milliarden US$. Damit machten die Exporte mit Produkten unter SITC 792 über 13 Prozent der Ausfuhren aus. Auch zukünftig dürfte diese Produktkategorie von Bedeutung bleiben. Mitte Februar 2023 unterzeichnete die Fluggesellschaft Air India eine Absichtserklärung mit Airbus. Darin wurde der Kauf von 250 Flugzeugen des europäischen Herstellers mit Fertigungsstandorten in Deutschland verabredet.  

Neben Ausfuhren von Elektrotechnik im Wert von 1,3 Milliarden US$ und von Mess-, Prüf- und Regeltechnik (1 Milliarde US$), wurden auch Kfz-Teile im Wert von 0,5 Milliarden US$ von Deutschland nach Indien geliefert. Letztere finden in der indischen Automobilbranche Verwendung, die sich wieder deutlich von der Pandemie erholt hat. 

Wichtigste deutsche Exporte nach Indien (in Millionen US$; Veränderung und Anteile in Prozent)

Warengruppe (SITC-Kennung)

2021

20221

Veränderung 2022/20212

Anteil am Gesamtexport 20222

Gesamt (0 bis 9)

14.668,0

15.649,3

6,7

100,0

Maschinen (71 bis 74)

3.802,9

4.431,8

16,5

28,3

Chemische Erzeugnisse (5)

2.848,4

2.720,6

-4,5

17,4

   Industriechemikalien (51 und 52)

981,5

737,3

-24,9

4,7

   Kunststoffe in Primärform (57)

475,6

516,1

8,5

3,3

Flugzeuge und -Teile (792)

2.189,6

2.088,0

-4,6

13,3

Elektrotechnik (77 minus 776)

1.187,2

1.339,6

12,8

8,6

Mess-, Prüf- und Regeltechnik (87)

993,0

1.034,4

4,2

6,6

Straßenfahrzeuge (78)

524,3

591,3

12,8

3,8

   Kfz-Teile (784)

450,6

489,1

8,5

3,1

1 vorläufig; 2 Abweichungen durch RundungenQuelle: Destatis 2023

Indiens Subventionsstrategie beeinflusst deutsche Importe

Der Gesamtwert der deutschen Importe aus Indien lag 2022 bei 15,8 Milliarden US$ und damit fast 23 Prozent höher als ein Jahr davor. Die Chemieindustrie ist eine wichtige indische Branche und entsprechend kaufte auch Deutschland chemische Erzeugnisse (SITC 5) ein. Diese hatten einen Gesamtwert von 3,8 Milliarden US$ und machten etwas weniger als ein Viertel der Gesamtimporte aus. Darunter befanden sich auch viele Arzneimittel (SITC 54), im Jahr 2022 erreichten sie einen Wert von 1,1 Milliarden US$.

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Auch für Maschinen (SITC 71 bis 74) und Bekleidung (SITC 84) bleibt Indien ein wichtiger Beschaffungsmarkt. Die Einfuhren betrugen hier 1,9 Milliarden beziehungsweise 1,7 Milliarden US$. Das entsprach 11,8 respektive 11,0 Prozent der Gesamteinfuhren. 

Interessant ist, dass Deutschland immer mehr Elektronik (SITC 75, 76 und 776) in Indien einkauft. Der Importwert stieg um knapp 59 Prozent gegenüber 2021 und erreichte 677 Millionen US$. Das dürfte zum Teil mit den lokalen Subventionen für die Elektronikfertigung zusammenhängen. Diese haben auf dem Subkontinent zu mehr Produktionskapazitäten geführt, beispielsweise für Smartphones.   

Wichtigste deutsche Importe aus Indien (in Millionen US$; Veränderung und Anteile in Prozent)

Warengruppe (SITC-Kennung)

2021

20221

Veränderung 2022/20212

Anteil am Gesamtimport 20222

Gesamt (0 bis 9)

12.867,2

15.579,7

22,5

100,0

Chemische Erzeugnisse (5)

2.911,5

3.792,1

30,2

24,1

   Industriechemikalien (51 und 52)

1.706,6

1.891,3

10,8

12,0

   Arzneimittel (54)

564,8

1.147,9

103,3

7,3

Bekleidung (84)

1.666,5

1.866,6

12,0

11,8

Maschinen (71 bis 74)

1.479,3

1.736,6

17,4

11,0

Elektrotechnik (77 minus 776)

604,3

742,2

22,8

4,7

Textilien (65)

638,1

677,8

6,2

4,3

Elektronik (75, 76 und 776)

426,9

676,6

58,5

4,3

Eisen und Stahl (67)

492,9

555,2

12,6

3,7

1 vorläufig; 2 Abweichungen durch RundungenQuelle: Destatis 2023

Auf einen Blick: Deutsch-indische Handelsdaten für 2022
  • Deutsch-indisches Handelsvolumen: 31,4 Milliarden US$; 14,1 Prozent mehr als 2021
  • Deutsche Exporte nach Indien: 15,6 Milliarden US$; 6,7 Prozent mehr als 2021
  • Deutsche Importe aus Indien: 15,8 Milliarden US$; 22,5 Prozent mehr als 2021
  • Handelsbilanzsaldo seit 2003 erstmalig wieder aus deutscher Sicht negativ
  • Im Jahr 2022 lag Indien als Absatzmarkt auf Rang 22 (Vorjahr: 23)
  • Im Jahr 2022 lag Indien als Bezugsmarkt auf Rang 24 (Vorjahr: 26)


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