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Deutsche Wettbewerbsposition | Indien

Der Konkurrenzdruck nimmt zu

Indien kauft weniger in Deutschland ein. Besonders ein Land nimmt deutschen Firmen zusehends Lieferanteile ab und hat sich eine wichtige Stellung erobert.

Von Florian Wenke | Mumbai

Bis etwa 2025 soll Indien zum bevölkerungsreichsten Land der Erde aufsteigen. Bereits jetzt hat der Subkontinent über 1,4 Milliarden Einwohner. Der gigantische Binnenmarkt mit seiner konsumfreudigen Bevölkerung ist für Firmen attraktiv. Das günstigere Lohnniveau ist ein Grund für Investitionen aus Deutschland. Hinzu kommt das große Reservoir an IT-Fachkräften. 

Indien steht oft im Schatten Chinas, auch was die Aufmerksamkeit von deutschen Unternehmen angeht. Viele scheuen sich vor den Schwierigkeiten beim Landerwerb oder der komplexen Bürokratie. Die Regierung bemüht sich daher, die Investitionsbedingungen zu verbessern. Deutschland beobachtet dies genau. Im Rahmen der Diversifikation von Lieferketten haben Firmen ein Auge auf den Subkontinent geworfen.   

Dank seiner wachsenden Bevölkerung mit einer breiter werdenden Mittelschicht wird das Land weiter als Absatzmarkt an Bedeutung gewinnen. Hinzu kommen die geplanten politisch engeren Kooperationen zwischen Indien und Deutschland sowie Indien und der Europäischen Union (EU). Dadurch könnten auch die wirtschaftlichen Beziehungen einen Schub erhalten. 

Indien auf einen Blick

Indien importierte 2020 laut UN Comtrade Waren im Wert von 368 Milliarden US-Dollar (US$), davon stammten 2,6 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 23 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte.

Indien exportierte 2020 Waren im Wert von 275 Milliarden US$. 2,8 Prozent davon gingen nach Deutschland - Rang 25 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

Laut Deutsch-Indischer Handelskammer (AHK Indien) waren 2021 in etwa 1.800 deutsche Unternehmen in Indien ansässig, hauptsächlich in den Bundesstaaten Maharashtra, Karnataka, Tamil Nadu sowie in und um New Delhi. Damit stellen deutsche Firmen schätzungsweise 500.000 Arbeitsplätze (direkt und indirekt) im Land.

Deutschland verliert als Zulieferer an Bedeutung

Im Jahr 2020 bezog Indien laut UN Comtrade 2,6 Prozent seiner Importe aus der Bundesrepublik. Damit war Deutschland Indiens wichtigster Handelspartner innerhalb der EU. Vor 20 Jahren waren es noch 3,8 Prozent. Immer häufiger läuft China den Gütern Made-in-Germany den Rang ab. Der oft erhebliche Kostenunterschied ist im preissensiblen indischen Markt bedeutend. Zudem fertigt Indien einstmals importierte Güter mittlerweile vor Ort. Traditionell hat Erdöl einen großen Anteil an Indiens Einfuhren. Daraus resultiert die bedeutende Rolle einiger Golfstaaten als Lieferländer. 

Nach sieben Jahren ist seit 2020 wieder Bewegung in den Verhandlungen zu einem Freihandelsabkommen zwischen Indien und der EU. Deutschland dürfte laut einer Studie am meisten von allen Mitgliedsländern davon profitieren.

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Klassische deutsche Exportgüter sind gefragt

Maschinen sind der deutsche Exportschlager in Indien. Daneben kauft das Land Chemikalien und Elektrotechnik im großen Stil. In den letzten Jahren machten Luftfahrzeuge einen erheblichen Teil der indischen Importe aus Deutschland aus.

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Güter aus der Bundesrepublik werden aufgrund ihrer Qualität geschätzt. Bisweilen fehlt es jedoch an passgenauen Lösungen für den indischen Markt. Auf diesem sind vielfach technisch einfachere und günstigere Waren gefragt. Immer öfter füllt die Konkurrenz aus China diese Lücke. Indien möchte seine industrielle Wertschöpfung ausbauen. Es sollen mehr und höherwertige Güter vor Ort produziert werden. Das könnte die Nachfrage nach deutschen Waren zukünftig steigen lassen. 

Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)

Rang

Produkt

2000

2010

2020

Maschinen 2)

1

China

2,3

22,7

30,6

2

Deutschland

18,6

15,6

11,5

3

USA

13,3

9,9

9,2

Chemische Erzeugnisse 3)

1

China

7,3

20,5

26,9

2

USA

11,3

10,8

8,7

3

Südkorea

3,3

4,9

5,4

[...]

7

Deutschland

7,0

5,0

3,3

Elektrotechnik 4)

1

China

6,7

29,0

36,3

2

Hongkong, SVR

2,0

2,1

9,2

3

Deutschland

12,0

13,3

7,8

1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach Indien; 2) SITC-Gruppen 71 bis 74; 3) SITC-Gruppe 5; 4) SITC-Gruppen 77 minus 776Quelle: UN Comtrade

Indien könnte als Beschaffungsmarkt wichtiger werden 

Mithilfe von umfangreichen Subventionen möchte Indien das verarbeitende Gewerbe stärken. Rund 10 Milliarden US$ dieser staatlichen Unterstützung sollen in den Aufbau einer Halbleiterfertigung fließen. Geht es nach den Plänen der Regierung, dann soll sich die Branche entlang der gesamten Wertschöpfungskette zukünftig in Indien ansiedeln - vom Chipdesign über die Produktion in großen Halbleiterwerken bis hin zum Testen und Verpacken der elektronischen Bauteile. Bis Mitte der laufenden Dekade erhofft sich New Delhi große Fortschritte auf dem Weg zum Fertigungsstandort für Halbleiter. Deutsche Firmen sollten die Entwicklung im Auge behalten, um sich rechtzeitig den Zugriff auf die begehrte Ware zu sichern. 

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