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Wirtschaftsumfeld | Indien | Inflation

Hohe Teuerungsraten beeinträchtigen Groß- und Einzelhandel

Die Preise in Indien steigen, allerdings liegt die Inflation noch im Toleranzbereich der Zentralbank. Die Preissteigerungen betreffen auch Güter des täglichen Bedarfs.

Von Florian Wenke | Mumbai

Indiens Wirtschaft wächst. Für das laufende Finanzjahr 2021/2022 (1. April bis 31. März) sagt der Internationale Währungsfonds eine Zunahme des Bruttoinlandsproduktes von real 9 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode voraus. Der private Konsum ist eine wichtige Säule des Wirtschaftsgeschehens. Bisher halten sich die Verbraucher jedoch mit Anschaffungen zurück. Ein Grund dafür dürfte in der Inflation liegen, denn die steigenden Preise machen vielen Menschen Sorgen und belasten Haushalte mit geringeren Einkommen überproportional stark.  

Verbraucherpreise steigen kräftig

Immer tiefer müssen die Konsumenten beim Einkauf in die Tasche greifen, denn die Preise in Indien ziehen an. Für Dezember 2021 meldet das National Statistical Office vorläufig eine Inflation der Verbraucherpreise (Consumer Price Index; CPI) von 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das war der höchste Wert der vergangenen fünf Monate. Im November 2021 hatte der Index noch bei 4,9 Prozent und im Dezember des Vorjahres bei 4,6 Prozent gelegen.

Für Treibstoffe, Kleidung und Schuhe, aber auch für Freizeitaktivitäten sowie den Transport war der Kostenanstieg besonders groß. Die Ausgaben für Gesundheit stiegen ebenfalls stärker als der CPI insgesamt. Mit 5,8 Prozent legten die Preise in den städtischen Regionen etwas stärker zu als im ländlichen Raum. Dort lag die Teuerungsrate bei 5,5 Prozent.

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Nahrungsmittel werden teurer

Die separat ausgewiesene Inflation für Lebensmittel (Consumer Food Price Index, CFPI) zog gleichfalls an. Die Statistiker gaben den Wert für Dezember 2021 vorläufig mit 4,1 Prozent an. Das sind 2,2 Prozentpunkte mehr als im Vormonat und 0,6 Prozentpunkte mehr als im Dezember 2020. Öle und Fette verteuerten sich mit 24,3 Prozent am stärksten. Auch für den Kauf von Fertiggerichten, Süßigkeiten und Snacks sowie nicht-alkoholischen Getränken mussten die Konsumenten deutlich mehr Geld ausgeben. Das galt besonders für städtische Regionen, denn auch hier legte der CFPI stärker zu als auf dem Land.

Großhandel wägt Kostenabwälzung genau ab

Das Büro des Chief Economic Advisors meldete einen Preisanstieg im Großhandel (Wholesale Price Index, WPI) für Dezember 2021 von 13,6 Prozent. Das war ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vormonat, allerdings lag der Index das neunte Mal in Folge im zweistelligen Bereich. Im Dezember 2020 hatte der Wert noch bei 2 Prozent gelegen.

Besonders Treibstoffe, Metalle und chemische Erzeugnisse haben in den vergangenen Monaten deutlich im Preis zugelegt. Gleiches gilt für Kunststoffe, Papier und Textilien. Die steigenden Kosten für Rohstoffe sorgen für sinkende Margen der Unternehmen. Der indische Markt ist sehr preissensibel und viele Firmen wägen genau ab, in welchem Maß sie höhere Inputkosten an die Verbraucher weitergeben. Als Proxy-Variable für die Inflation der Erzeugerpreise lässt auch der Wert der WPI-Inflation nicht auf eine nachlassende Verteuerung der Verbraucherpreise schließen.

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Leitzins bisher noch unverändert

Die Zentralbank Reserve Bank of India (RBI) belässt den Leitzins trotz hoher Inflation bisher bei 4 Prozent. Er war im Mai 2020 auf dieses Rekordtief gesenkt worden. Die Notenbank beobachtet die Situation genau, doch ihr Fokus liegt nicht auf einer aggressiven Eindämmung der Inflation. Für das Finanzjahr 2021/2022 gehen die Experten der RBI weiterhin von einer Inflationsrate von 5,3 Prozent aus. Für das 4. Quartal wird jedoch ein höherer Wert von 5,7 Prozent erwartet.

Das Inflationsziel der RBI liegt bei 4 Prozent. Dabei werden Abweichungen von 2 Prozentpunkten nach oben und unten akzeptiert. Zum 1. April 2022 erwarten zahlreiche Marktbeobachter eine Anhebung der Leitzinsen durch die RBI um den steigenden Inflationsdruck einzudämmen.

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