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Wirtschaftsumfeld | Indien | Zahlungsverkehr

Indien vernetzt seine digitale Zahlungsinfrastruktur

Das lokal weit verbreitete System vereinfacht das digitale Bezahlen. Nun stellt Indien die Infrastruktur zunehmend auch anderen Ländern zur Verfügung.

Von Florian Wenke | Mumbai

Indiens digitale Zahlungsinfrastruktur ist gut entwickelt. Ob kontaktloses Bezahlen oder Echtzeitüberweisungen anhand der Telefonnummer – all das ist problemlos mit einem Smartphone möglich. Davon profitiert auch die Wirtschaft. Zahlungsströme werden formalisiert und digital getriebene Branchen, wie beispielsweise der wachsende Onlinehandel, können sich besser entfalten. Jetzt ist Indien dabei, sein digitales Zahlungssystem stärker mit dem Ausland zu vernetzen.

Zahlreiche Länder sind schon verbunden

Seit einigen Jahren beginnen einzelne Länder damit, Indiens "Unified Payments Interface" (UPI) zu übernehmen. UPI ist ein Bezahlsystem, das in Echtzeit Transaktionen abwickelt. Es ermöglicht sowohl Zahlungen zwischen Personen (peer-to-peer), als auch zwischen Personen und Händlern (person-to-merchant). Die von der Reserve Bank of India gestützte National Payments Corporation of India (NPCI) hat das System entwickelt.

In Indien gilt UPI als allgemeiner Standard und selbst Internetgiganten wie Amazon oder Google nutzen UPI für ihre jeweiligen Bezahlanwendungen. Die offene Architektur (open source) und einfache Interoperabilität gelten als Stärken des Systems. Durch sie können Banken, Anbieter von Zahlungsdienstleistungen und Drittparteien vergleichsweise einfach Anwendungsschnittstellen (application programming interface) programmieren.

Diese Vorteile sorgen für einen stetig wachsenden Verkehr auf den UPI-basierten Anwendungen. Alleine im Januar 2023 wurden 8 Milliarden Transaktionen über das System abgewickelt. Diese hatten ein Volumen von mehr als 147 Milliarden US-Dollar. 

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Im Jahr 2021 begann Bhutan damit, die auf der UPI-Architektur basierende und von der NPCI entwickelte Bezahlanwendung BHIM zu nutzen. Seit 2022 ist auch Nepal Nutzer von UPI. Anfang 2023 verknüpfte Singapur sein digitales Bezahlsystem PayNow mit der indischen UPI. Hinzu kommen Malaysia, Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate und auch das EU-Land Frankreich.

Zusätzlich gibt es Vereinbarungen für die Zusammenarbeit mit lokalen Zahlungsdienstleistern in weiteren Ländern. Der indische Minister für Kommunikation, Elektronik sowie Informationstechnologie und Eisenbahnen, Ashwini Vaishnaw, bestätigte Mitte Februar 2023 gegenüber lokalen Medien, dass Indien Absichtserklärungen mit 13 Ländern für die Nutzung von UPI unterzeichnet hat. Allerdings zählte er nicht alle Länder auf. 

Indiens Interessen sind vielfältig

Der Subkontinent ist stolz auf sein selbst entwickeltes Zahlungssystem, das mehr ist als lediglich ein Prestigegewinn. Durch die Nutzung der indischen UPI werden gleichzeitig die lokal entwickelten Standards in anderen Ländern übernommen.

Ein weiterer Faktor ist die Diaspora. Laut Schätzungen der Weltbank war Indien 2022 das erste Land, das in einem Jahr Rücküberweisungen von im Ausland lebenden Bürgern in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar erreichte. Solche Überweisungen sind oft mit hohen Kosten verbunden. Die auf UPI basierenden Lösungen helfen dabei, die Transaktionskosten deutlich zu senken. Somit steht mehr Geld zur Verfügung, beispielsweise für den Konsum.

Finanzexperten weisen darauf hin, dass die indische Rupie bisher nicht frei konvertierbar ist. Zwar gibt es auch bei den Überweisungen via UPI Beschränkungen, wie zum Beispiel maximale tägliche Überweisungslimits. Allerdings sind die Hürden dieser Restriktionen meist klein und für viele Nutzer irrelevant. Damit fördert Indien die indische Rupie als weltweites Zahlungsmittel.

Auch für den Tourismus ergeben sich Erleichterungen: so können Inderinnen und Inder im Ausland zum Bezahlen UPI nutzen. Umgekehrt sollen Reisende aus G20-Staaten zukünftig ebenfalls vereinfachter per UPI bezahlen können. Es ist vorgesehen, dass dafür lediglich eine digitale Geldbörse (wallet) mit Geld aufgeladen werden muss. Vorerst soll dies nur an ausgewählten internationalen Flughäfen möglich sein. Allerdings könnte dieses System bei Bedarf problemlos erweitert werden. 

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