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Druckgewerbe
In Indonesien ist der Markt für Offset-Druckmaschinen 2021 weiter eingebrochen. Gegenüber dem schrumpfenden Verlagsdruck gewinnt der Verpackungsdruck Bedeutung (Stand: Mai 2022).
27.06.2022
Von Frank Malerius | Jakarta
Markttrends: Druckbranche wächst
Die Größe der indonesischen Druckindustrie zuverlässig zu bestimmen, ist schwierig. Systematische Zahlen sind nicht verfügbar, und auch die Branchenverbände bieten kaum Informationen. Wichtigste Interessenvertretungen sind die Indonesian Packaging Federation (IPF) und die Vereinigung der Printmedien (Persatuan Perusahan Grafika Indonesia – PPGI). Die Angaben internationaler Quellen zur Marktgröße unterscheiden sich deutlich voneinander und dürften nur auf groben Hochrechnungen auf Basis des Wirtschaftswachstums beruhen.
Die letztverfügbaren Zahlen des Statistikamtes BPS zur Größe der Druckbranche (inklusive der Reproduktionsmedien) datieren aus dem Jahr 2018. Demnach gab es rund 865 größere und mittlere Branchenunternehmen mit zusammen 64.000 Angestellten und einem Umsatz von umgerechnet 3,7 Milliarden US-Dollar (US$). Dazu kamen 4.700 kleinere Firmen mit 40.000 Beschäftigten sowie 33.000 Kleinstunternehmen mit 74.000 Beschäftigen. Deren gemeinsamer Umsatz wird mit etwa 730 Millionen US$ angegeben. Es bleibt offen, auf welche Drucksektoren sich diese Erlöse verteilen.
Die Marktanalysten von Global Data erwarteten Ende 2020 ein durchschnittliches jährliches Wachstum des Verpackungsmarktes zwischen 2019 und 2024 von 2,4 Prozent (bezogen auf die Anzahl der Verpackungseinheiten). Das stärkste Wachstum entfällt demnach auf flexible Verpackungen mit einem Plus von 4,2 Prozent.
Den besten Eindruck über den Stand der Branche bieten Messen. Die größeren Player des Landes treffen sich alle zwei Jahre auf der Indoprintpackplas (Indonesian International Plastics, Processing, Packaging and Printing Exhibition) in Jakarta. Sie vereint die Einzelmessen Indoprint, Indoplas und Indopack. Ihr Schwerpunkt ist der Verpackungsdruck. Zur letzten Veranstaltung im September 2018 kamen nach offiziellen Angaben 360 Austeller aus 21 Ländern. Die Besucherzahl wurde mit knapp 25.000 angegeben. Im Coronajahr 2020 fiel sie aus. Die nächste Indoprintpackplas soll vom 31. August bis 3. September 2022 stattfinden. Die jährliche Allprint Indonesia ist vor allem auf die Produktion von Printmedien via Offset- und Digitaldruck sowie die Weiterverarbeitung ausgerichtet. Als nächster Termin ist der 12. bis 15. Oktober 2022 vorgesehen. Zur letzten Allprint im Oktober/November 2019 kamen laut Veranstalter 200 Aussteller mit ausländischen Vertretern vor allem aus Asien sowie 24.000 Besucher.
Die wenigen Schätzungen über die Größe des Printmarktes sind vage. Eine internationale Studie prognostiziert für 2022 ein Volumen von 12,5 Milliarden US-US$. Zwei Drittel davon entfallen demnach auf den Verpackungs- und ein Drittel auf den Verlagsdruck. Dieses Verhältnis dürfte sich immer weiter hin zum Verpackungsdruck verschieben.
Der Inselstaat ist mit seinen 270 Millionen Einwohnern der größte Druckmarkt Südostasiens mit einem Anteil von schätzungsweise etwa 30 Prozent. Die Wirtschaft dürfte nach der Krise wieder zu einer jährlichen Wachstumsrate von 5 Prozent zurückfinden. In ähnlichem Umfang könnte auch die Druckbranche wachsen.
Die Druckbranche hat ein breites Angebotsspektrum. Alle modernen Verfahren sind laut Branchenbeobachtern im Land verfügbar – auch der 3D-Druck, wenngleich nur in kleinem Umfang. Im Vergleich mit den benachbarten ASEAN-Ländern gilt der Sektor nach Angaben von Marktteilnehmern als wettbewerbsfähig. Einige Unternehmen bearbeiten Großaufträge aus den USA. Laut internationalem Druckverband APtech hat der Handelskonflikt zwischen den USA und China sogar einige US-Firmen dazu bewegt, Druckaufträge von China nach Indonesien zu verlagern.
Verpackungsdruck und Etiketten: Krise und Krieg lassen Lieferketten reißen
Es gibt keine Aufstellung darüber, wie viele Verpackungshersteller es im Land gibt. Zahlenmäßig dominieren kleine und Kleinstbetriebe, die noch viel Handarbeit leisten. Der größte Marktanteil dürfte aber längst auf die großen Konsumgüterproduzenten und deren Lieferanten entfallen. Wichtigste Sparte ist die Nahrungsmittelverarbeitung, die knapp ein Drittel der verarbeitenden Industrie des Archipels stellt. Sie wird durch hochtechnisierte Großunternehmen wie Indofood, Wings, Mayora oder GarudaFood repräsentiert. Außerdem sind westliche Branchenkonzerne wie Nestlé, Danone, Heinz und Unilever vor Ort vertreten.
Indonesien gilt als weltgrößter Markt für Standbodenbeutel, der wichtigsten Verpackungsart für aus Palmöl gewonnenes Speiseöl. Milliarden von ihnen werden pro Jahr produziert und bedruckt. In der Verpackungsbranche wird berichtet, dass gerissene Lieferketten bestimmte Beschichtungsfilme für die längere Haltbarkeit von Speiseöl dramatisch verknappt haben. Außerdem fehlt durch den Krieg in der Ukraine russisches Kraftpapier, das im Land zur Herstellung von Zementsäcken benötigt wird.
Jahr | Wert |
---|---|
2014 | 6,2 |
2016 | 7,0 |
2018 | 7,7 |
2020 *) | 9,6 |
Verpackungen spielen aber auch im Privatkonsum der statusgeprägten indonesischen Gesellschaft eine wichtige Rolle. Sie können gar nicht bunt und hochwertig genug sein. So ist der Markt für Beschichtungsdruck, etwa dem UV Coating, laut Branchenbeobachtern mittlerweile groß (wenn auch nicht in Zahlen bestimmbar) und dürfte weiter wachsen. Er wird beim Druck von Zeitschriften, Büchern, Verpackungen oder Etikettierung eingesetzt. Zubehör sowie Farben werden zumeist importiert. Laut Experten wird das sogenannte LED Coating mangels verfügbarer Materialien bisher wenig eingesetzt. Zudem soll demnach der Digitaldruck in Zukunft eine größere Rolle spielen.
Trotz höherer Ansprüche an Verpackungen sind umweltschonende und recycelbare Materialien ein Zukunftstrend. Entsprechende Gesetze wurden auf den Weg gebracht. Denn Indonesien hat ein wachsendes Müllproblem, das an den Stränden des Inselstaates zunehmend sichtbar wird. Kreislaufsysteme aus Entsorgung, Wiederverwertung und gegebenenfalls Verbrennung sind mancherorts bereits im Einsatz oder in Erprobung.
Material | Anteil 2019 | Anteil 2024 |
---|---|---|
Flexible Stoffe | 40,2 | 43,8 |
Papier & Pappe | 36,4 | 35,5 |
Hartplastik | 17,6 | 15,5 |
Glas | 3,0 | 2,7 |
Hartmetall | 2,7 | 2,5 |
Der Import schwächelt
Die Druckbranche muss ihre Technologie praktisch komplett importieren, denn das Land stellt selbst keine her. Es existieren lediglich einige Anbieter von Hilfsprodukten wie Druckplatten, -farben und -chemikalien. Da die eigenen technologischen Fähigkeiten gering und das Bildung- und Ausbildungsniveau niedrig sind, wird sich an dieser Situation so bald nichts ändern.
Jahr | Drucktechnik 1) | darunter Offset-Maschinen 2) | Druckfarben 3) |
---|---|---|---|
2017 | 1.224 | 167,8 | 165,7 |
2018 | 1.089 | 146,4 | 161,2 |
2019 | 979 | 176,7 | 177,5 |
2020 | 710 | 129,3 | 175,6 |
2021 | 798 | 96,2 | 128,9 |
Die Einfuhr von Drucktechnik schrumpft, auch wenn es 2021 gegenüber dem Coronajahr 2020 ein leichtes Plus gab. Etwa drei Viertel aller Lieferungen entfielen 2021 auf Japan und China. Deutschland rangierte auf Rang 6 der Drucktechniklieferanten und gehört zu den vier großen Bezugsquellen von Offset-Druckmaschinen. Die anderen Hauptlieferanten von Offset-Druckmaschinen waren Japan, China und Frankreich. Jedoch können einzelne Großaufträge in diesem Bereich zu statistischen Ausschlägen führen.
Zudem importiert der Archipel Druckfarben. Auch hier schrumpfte der Lieferwert 2021 beträchtlich. Der Archipel ist zwar technisch zu deren Herstellung für alle Druckverfahren in der Lage. Aber die Wirtschaftlichkeit entscheidet, ob lokal produziert oder aber eingeführt wird. Marktteilnehmer erwarten auch bei Druckfarben ein wachsendes Bewusstsein für Produktsicherheit. Internationale Hersteller könnten dabei auch unter steigenden Anforderungen lokal produzieren, lokale Anbieter werden aufholen. Entscheidend ist, ob der Markt höhere Preise akzeptiert.
Jahr | Insgesamt 1) | darunter Offset-Maschinen 2) |
---|---|---|
Japan | 233,0 | 26,8 |
China | 214,3 | 30,1 |
Singapur | 64,9 | 19,6 |
Philippinen | 33,4 | 1,5 |
Thailand | 32,4 | 0,8 |
Vietnam | 23,3 | 0,0 |
Deutschland | 21,8 | 16,2 |
Malaysia | 16,3 | 0,1 |
Taiwan | 15,9 | 9,7 |
Schweiz | 12,2 | 9,0 |
Ein Grund für den jüngsten Importrückgang von Drucktechnik könnte die Schwäche der Rupiah sein, die die Preise für heimische Unternehmen in die Höhe getrieben hat. Denn zwischen 2017 und 2021 hat die Landeswährung gegenüber dem US-Dollar um durchschnittlich fast 10 Prozent an Wert verloren (in der Spitze waren es bis zu 20 Prozent). Und da indonesische Banken nur ungern Kredite an Privatfirmen vergeben, ist die Modernisierung des Maschinenparks vielerorts ein Kraftakt.
Außerdem versuchen die Behörden immer wieder, Einfuhren zu behindern. In den Jahren 2018 und 2019 hatte Indonesien einen negativen Außenhandelssaldo. Das damit verbundene Gefühl, vom Ausland übervorteilt zu werden, schafft einen gesellschaftlichen Resonanzraum für Einfuhrbeschränkungen, den die Politik gerne bedient. Allerdings gab es 2020 und 2021 wieder große Außenhandelsüberschüsse.
Rahmenbedingungen: Preisintensiver Markt
Indonesien ist ein in vielerlei Hinsicht schwieriger Standort für Anbieter von Drucktechnologie, auch im Vergleich zu den anderen großen Märkten der ASEAN-Region. Denn das Umfeld ist ausgesprochen preisintensiv: Beim Flexidruck kommt die Konkurrenz überwiegend aus Japan und Italien, beim Offset- und Tiefdruck sind Japan und China die wichtigsten Lieferanten. Wer Erfolg haben will, muss einen umfangreichen After-Sales-Service anbieten, der allerdings gut kalkuliert sein sollte. Denn es kann mehrere Wochen dauern, bis Servicetechniker ins Land kommen dürfen - die Produktion steht derweil still. Der administrative Aufwand dafür ist enorm, denn es müssen Consultants eingeschaltet werden. Das entsprechende Prozedere kostet erhebliche Summen, berichten Marktteilnehmer.
Darüber hinaus ist es ausgesprochen schwierig, heimisches Fachpersonal zu finden. Das gilt insbesondere für technische Bereiche, denn auch für sie gibt es keine Ausbildungswege. Ferner bereitet die Einfuhr Probleme. Manchmal öffnet der Zoll die Ladungen, um sie auf Gefahrengüter zu überprüfen. Die Lieferungen können bis zu zwei Wochen im Zoll liegen. Zudem gibt es Probleme beim Import von Ersatzteilen aus Eisen. Denn die Regierung will mit strengen Beschränkungen die Einfuhrschwemme von Eisen und Stahl aus China verhindern. Damit trifft sie aber auch immer wieder wichtige Lieferanten der heimischen Industrie.