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Kaffeeanbau: Flächen stagnieren, Produktion steigt nur leicht

Indonesien ist viertgrößter Kaffeeproduzent der Welt. Doch im Vergleich zum Palmöl fristet der Sektor ein Nischendasein, da die kleinbäuerliche Struktur die Produktivität begrenzt.

Von Frank Malerius | Jakarta

Der Kaffeeanbau hat in Indonesien eine lange Tradition, die bis in die niederländische Kolonialzeit zurückgeht. Seit Jahrzehnten ist er Teil der agrarbasierten Exportwirtschaft. Die Bohnen werden vor allem auf Sumatra, aber auch auf Java und Sulawesi angebaut und verschaffen Hunderttausenden Menschen ein Einkommen, vor allem Kleinbauern. Doch obwohl das Land hinter Brasilien, Vietnam und Kolumbien der viertgrößte Kaffeeproduzent der Welt ist, nimmt die außenwirtschaftliche Bedeutung ab. Laut Statistikamt BPS wurde 2020 Kaffee im Wert von 800 Millionen US-Dollar (US$) exportiert. Das entspricht gerade mal 0,5 Prozent aller Ausfuhren.

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Der Kaffeeanbau wird vom Palmöl in den Schatten gestellt, auf das der klare Fokus der Landwirtschaftspolitik liegt. Beide Rohstoffe hatten Anfang der 1990er-Jahre gleich große Anbauflächen und erwirtschafteten ähnliche Exporterlöse. Heute ist die Anbaufläche von Ölpalmen zwölf mal größer als die von Kaffee. Und die Exporterlöse von Palmöl waren 2020 um das 23-fache höher. Im Jahr 2021 könnte es durch den Palmölboom sogar das 40-fache sein. Auch Kautschuk, Kokosnüsse (und deren Bestandteile) sowie Kakao erwirtschaften mehr Exporterlöse als Kaffee.

Seit 30 Jahren stagniert die Anbaufläche weitgehend und beträgt heute rund 1,3 Millionen Hektar. Das ist etwas weniger als die Fläche Schleswig-Holsteins. Kaffee wird im Archipel überwiegend von Kleinbauern angebaut. Sie haben eine geringere Produktivität als die Plantagen. Regierungsprogramme bieten zwar Unterstützung bei Anbaumethoden, Finanzierung und Infrastrukturanbindung. Doch die Hektarerträge sind vor allem bei den Kleinbauern in den vergangenen zehn Jahren kaum gestiegen. 

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Arabica gewinnt an Bedeutung

Im Archipel wird zu 71 Prozent die Sorte Robusta angepflanzt. Schwerpunktregionen sind die Provinzen Südsumatra, Lampung, Bengkulu aber auch Zentral- und Ostjava. Rund 29 Prozent entfallen auf Arabica. Er wird vor allem in Aceh, Nord- und Westsumatra sowie Südsulawesi kultiviert. Es gibt einen leichten Trend hin zu Arabica, dessen Flächenanteil 2010 noch 21 Prozent betragen hatte. Insgesamt sind 17 eingetragene regionale heimische Kaffeemarken entstanden. 

Die USA sind der wichtigste Abnehmer von indonesischem Kaffee. Dorthin ging 2020 etwa ein Viertel der Ausfuhr. Malaysia, Ägypten und Deutschland waren die nächstgrößten Exportdestinationen. Deutschland ist zweigrößter Kaffeeimporteur der Welt, allerdings auch Standort für die Weiterverarbeitung und Drehscheibe für dessen Verbreitung innerhalb Europas. Deshalb haben bilaterale Außenhandelszahlen nur eine begrenzte Aussagekraft. 

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Entstehende Kaffeekultur in den Städten

Nur etwa 40 bis 50 Prozent des Kaffees werden exportiert. Das liegt auch an der entstehenden Trinkkultur in den urbanen Zentren des Archipels. Kaffee ist dort zu einem Modegetränk geworden, das durch den Einzug internationaler Ketten in genauso vielen unterschiedlichen Facetten verfügbar ist wie in westlichen Ländern. So sind The Coffee Bean und Starbucks bereits seit Anfang des Jahrtausends in Indonesien. Alleine im Großraum Jakarta dürften sie jeweils eine dreistellige Anzahl von Läden haben. Die heimischen Anbieter heißen Excelso, Maxx Coffee oder Kopi Kenangan. 

Die Verarbeitung des Kaffees für den Konsum findet in den Städten oft bei den großen Nahrungsmittelkonzernen statt. Dominierender heimischer Player ist Kapal Api mit der gleichnamigen Marke, die aus plastikverpackten Kleinportionen den Massenmarkt bedient. Dabei wird das Pulver traditionell in heißes Wasser gegeben. Es setzt sich dort ab, ist also kein klassischer Instantkaffee. In den Anbauregionen gibt es oft kleinere und mittelgroße Verarbeitungsfabriken oder Familienbetriebe, die den lokalen Markt bedienen.

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Der städtische Enthusiasmus hat die schwarzen Bohnen zu einem großen Geschäft werden lassen. Die erst 2017 gegründete Marke Kopi Kenangan mit ihren 600 Läden in 45 Städten zielt auf den Markt zwischen teuren ausländischen Ketten und dem Massenmarkt am Straßenrand. Die Firma warb im Dezember 2021 in einer internationalen Finanzierungsrunde Investitionen in Höhe von 96 Millionen US-Dollar (US$) ein und avancierte damit nach Medienangaben zu einem Unicorn - einem Start-up mit einem Unternehmenswert von mehr als 1 Milliarde US$.

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