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Branchen | Indonesien | Pflanzliche Öle

Oleochemie auf Expansionskurs

Indonesien gehört dank seines Palmölanbaus zu den wichtigsten Herstellern und Exporteuren pflanzlicher Fette und ihrer Derivate. Weitere Produktionsanlagen dürften gebaut werden. 

Von Frank Malerius | Jakarta

Der Archipel ist mit Abstand wichtigster Produzent von Palmöl. Auf 15 Millionen Hektar (das entspricht etwa der gemeinsamen Fläche der Niederlande, Österreichs und der Schweiz) werden jährlich 50 Millionen Tonnen Palmöl produziert. Hinzu kommen 10 Millionen Tonnen Palmkernöl. Etwa drei Viertel des Ertrages gehen in den Export.

Im Jahr 2021 wurde mit beiden Produkten aufgrund hoher Weltmarktpreise die Rekordsumme von knapp 30 Milliarden US-Dollar (US$) erlöst. Die Lieferungen gingen vor allem nach China und Südasien. Auf die Europäische Union entfallen etwa 15 Prozent des wertmäßigen Exports. 

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Milliarden-Exporterlöse mit Derivaten

Doch das ist nicht alles. Denn Palmöl wird auch zu oleochemischen Zwischenprodukten weiterverarbeitet wie beispielsweise Fettsäuren, Fettalkohol und Glycerin. Auch hier ist Indonesien weltgrößter Exporteur und erzielt Milliardenerlöse. Wichtigster Abnehmer ist China. Diese Zwischenprodukte werden anschließend zu Bestandteilen von Seifen, Schokolade, Shampoos oder Arzneimitteln.

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Trotz der starken Marktposition in der Oleochemie gibt es Nachholbedarf: Denn der Archipel produziert nur etwa 40 verschiedene oleochemische Erzeugnisse. Malaysia hingegen hat ein Portfolio von 100 Produkten.

Lange Zeit hat Indonesien den oleochemischen Downstream-Sektor des Palmöls vernachlässigt. Teilweise waren die Zölle auf oleochemische Produkte sogar höher als die entsprechenden Exportabgaben auf Rohpalmöl. Mit letzteren wird unter anderem die Herstellung von Palmöl-Biodiesel subventioniert. Es gab also kaum Anreize zu einer Weiterverarbeitung im Land.

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Weiterverarbeitung verspricht Mehrwert

Doch das hat sich geändert. Die Exportabgaben auf weiterverarbeitete Palmölprodukte wurden gesenkt. Der Verband der oleochemischen Industrie APOLIN bezieht sich unter anderem auf zwei aktuelle Verordnungen des Finanzministeriums von 2022. Als Folge mehrerer Erleichterungen haben sich die oleochemischen Produktionskapazitäten im Archipel seit 2014 fast vervierfacht. Mittlerweile gibt es 20 Produzenten, die oftmals zu den großen Mischkonzernen des Landes wie Bakrie oder Sinar Mas gehören. Sie sind insbesondere auf Sumatra ansässig, der Schwerpunktregion des Palmölanbaus, oder im industriell entwickelten Java. Auch Unilever produziert in Nordsumatra Fettsäuren und Glycerin, vor allem für den Export.

Derzeit sind zwar nur Pläne für eine einzige neue Anlage bekannt. Laut den Marktanalysten von Data Consult prüft der staatliche Düngemittelhersteller Pupuk Kalimantan Timur in Ostkalimantan den Bau einer Fabrik für die jährliche Produktion von 100.000 Tonnen Fettsäuren. 

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Doch dabei dürfte es nicht bleiben. Denn der Mehrwert solcher Zwischenprodukte ist deutlich höher als der von Rohpalmöl. Bei Speiseöl liegt er laut indonesischen Angaben bei 135 Prozent, bei Fettsäuren bei 240 Prozent und bei Fettalkohol sogar bei 320 Prozent. Zudem ist die Entwicklung von weiterverarbeitenden Industrien Ziel der Industriepolitik Jakartas. Mehr Wertschöpfung soll im Land gehalten werden.

Diese Strategie wird unter anderem im Bergbau erfolgreich praktiziert. So wurde der Export unverarbeiteter Mineralerze verboten (unter internationalem Protest). Daraufhin entstanden zahlreiche Erzschmelzen. China investierte in wenigen Jahren vor allem auf Sulawesi 30 Milliarden US$ in die nickelverarbeitende Industrie, unter anderem in die Produktion von Edelstahl. Das Resultat: Im Jahr 2021 exportierte das Land Eisen und Stahl im Wert von 21 Milliarden US$, das entspricht mehr als einer Verzehnfachung gegenüber 2016. 

Exportverbot von Palm- und Speiseöl

Die wichtigste Nutzungsform von Palmöl ist aber Speiseöl. Etwa 90 Prozent des in Indonesien verbleibenden Palmöls werden zu Speiseöl verarbeitet, im Jahr 2021 waren es 20 Millionen Tonnen. Dort ist es unersetzbar, denn es wird viel Frittiertes gegessen, weil frische Waren in dem feuchtheißen Klima schnell verderben. Die Produktionsmengen von Speiseöl sind aber so groß, dass 75 Prozent exportiert werden. 

Vor diesem Hintergrund geschah im Frühjahr 2022 Unerhörtes: Die Preise für Speiseöl schossen in die Höhe. Statt der normalerweise 14.000 Rupiah (circa 1 US$) für einen Liter musste plötzlich bis zum Doppelten bezahlt werden. In Supermärkten wurde es rationiert oder war ausverkauft. Menschen standen in langen Schlangen für Speiseöl an, einige Hitzetote sind dokumentiert. 

Das sorgte für Empörung, zumal auch die Preise für andere Grundnahrungsmittel wie Soja oder Rindfleisch angestiegen waren. Und das ausgerechnet vor dem bevorstehenden Ende der Fastenzeit, wenn Familien zu Festmahlen zusammenkommen. Schon im Vorjahr hatte es zur selben Zeit Preissteigerungen gegeben. 

Bevölkerung wird mit Symbolpolitik beruhigt

Grund für die Entwicklung: Offenbar hatten die Speiseölhersteller ihre Produktionsquoten für den heimischen Markt nicht erfüllt und den lukrativen Export bevorzugt. Genauso hatten es die Kohleproduzenten gehalten, die im Januar 2022 mit einem kurzzeitigen Ausfuhrverbot bestraft worden waren. Ein Beamter des Handelsministeriums steht im Verdacht, unerlaubt Lizenzen vergeben zu haben und wurde zusammen mit einigen Palmölmanagern verhaftet.

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Um das Vertrauen in die Politik nicht weiter zu erschüttern, verhängte Indonesien Ende April 2022 ein Exportverbot für Rohpalmöl, Speiseöl und deren Bestandteile. Viel mehr als Symbolpolitik ist dieser Schritt allerdings nicht. Denn der heimische Markt dürfte von den riesigen, für den Export bestimmten Liefermengen binnen kürzester Zeit überschwemmt werden. Außerdem trifft der Exportstopp auch arme Bevölkerungsschichten: Schon durch die Ankündigung des Verbots sanken die Abnahmepreise für die Palmfrüchte der Kleinbauern, die für 40 Prozent der Palmölproduktion verantwortlich sind.

Kontakt

APOLIN

Verband der oleochemischen Industrie Indonesiens

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