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Regierung will 3 Milliarden US-Dollar in Erneuerbare investieren

Das indonesische Energieministerium hat seine Investitionsprognosen für 2022 vorgelegt. Die Zahlen zeigen, dass der Weg zu einer Energiewende noch sehr lang ist.

Von Frank Malerius | Jakarta

Mitte Januar 2022 veröffentlichte das Ministerium für Energie und Rohstoffe (ESDM) seine Pläne für das Gesamtjahr. Sie gelten als ein grober Rahmen für die Vorhaben der folgenden zwölf Monate. Demnach sollen 2022 insgesamt 3 Milliarden US-Dollar (US$) in erneuerbare Energien investiert werden. Das entspricht etwa einer Verdoppelung gegenüber dem entsprechendem Mittelfluss 2021, aber nur 9 Prozent der Gesamtinvestitionen in den Energiesektor von 32,6 Milliarden US$.

Der Plan schlüsselt nicht auf, in welche Sektoren der Erneuerbaren die Investitionen fließen sollen. Mit Abstand leistungsstärkster Bereich ist die Wasserkraft, gefolgt von Geothermie und Biomasse. Auf Solarenergie entfällt nur ein Bruchteil der Erzeugungskapazitäten, allerdings soll dieser Anteil bis 2030 vervielfacht werden, unter anderem über Anreize für Dachanlagen. Unternehmen berichten allerdings, dass viele Erneuerbaren-Projekte unsicher sind. Denn die Regierung versucht, mit Local-Content-Regeln die notwendigen Technologieimporte möglichst klein zu halten. 

Jenseits der Erneuerbaren soll 2022 etwa die Hälfte der Energieinvestitionen in den Öl- und Gassektor fließen und ein Viertel in die Stromerzeugung und -verteilung. Weitere sieben Prozent sind für den Bergbau bestimmt. Gegenüber 2021 steigen demnach die Investitionen in den Energiesektor um 16 Prozent.

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Stagnierender Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung

Die internationalen Debatten um Klimawandel und Emissionssenkungen haben auch in Indonesien Einzug gehalten. Die Medien berichten zunehmend über Umweltthemen, und die Politik ist bemüht, sich einen grünen Anstrich zu geben. Doch der Weg zu einer Energiewende erscheint sehr weit. Denn mehr Industrialisierung und der Wunsch nach sozialem Aufstieg bestimmen die Agenda.

Nach ESDM-Statistiken entfielen 2020 knapp 38 Prozent der Primärenergieerzeugung auf Kohle, 33 Prozent auf Öl, 17 Prozent auf Gas und 11 Prozent auf erneuerbare Energien. Wenn man diese Anteile auf die Stromerzeugung bezieht, stehen die Erneuerbaren nur für knapp 13 Prozent. Und diese Quote hat sich seit Jahren kaum verändert, 2022 wird er den Plänen zufolge sogar leicht sinken.

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Zügiger Ausbau energieintensiver Schwerindustrie

Und dies trotz stark steigende Investitionen in die Erneuerbaren. Ein Grund dürfte die in einem Schwellenland typischerweise stark steigende Stromnachfrage sein, mit der der Ausbau der Erneuerbaren erst einmal Schritt halten muss. Das ESDM rechnet für 2022 mit einer Steigerung des Pro-Kopf-Stromverbrauchs um 13 Prozent auf 1.268 Kilowattstunden. 

Vor allem der zügige Ausbau der Schwerindustrie treibt den Energiebedarf. So sollen 2022 sieben neue Erzschmelzanlagen in Betrieb gehen. Sie verarbeiten Nickel, Eisen, Bauxit, Zink und Blei. Und weitere 25 Schmelzen sollen alleine bis 2024 gebaut werden. Der Grund: Exportverbote für mineralische Rohstoffe erzwingen deren Verarbeitung im Land.

Weitere industrielle Großprojekte werden mittel- und langfristig ebenfalls den Strombedarf steigern. So werden mehrere neue Raffinerien geplant, dazu kommen Vergasungsanlagen, die Kohle in Kochgas und Kraftstoff umwandeln. Ferner wurde der Bau eines riesigen Chemiekomplexes für die Produktion von Polyethylen und Polypropylen beschlossen. Auch eine besonders energieintensive Aluminiumhütte in einem gigantischen neuen Industriepark soll entstehen. Zumeist liegt der Standort dieser Anlagen in unmittelbarer Nähe des Kohlebergbaus.

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Energie in Relation dreimal teurer als für deutsche Verbraucher

In Schwellenländern wie Indonesien ist Energie für den Verbraucher deutlich teurer als in Industrieländern. Während dort Energie besteuert wird und so große Summen dem Staatshaushalt zugute kommen, müssen sie hier mit erheblichen Etatmitteln subventioniert werden, um sie für die breite Masse der Bevölkerung erschwinglich zu halten. 

Ein Vergleich illustriert das Dilemma: Deutschland hat pro Kopf eine zwölfmal höhere Wirtschaftsleistung als Indonesien. Eine Kilowattstunde Strom kostet in dem Inselreich aber immerhin ein Viertel des deutschen Preises (bei einer weiten Preisspreizung). Auch der Liter Benzin kostet in Indonesien etwa ein Viertel von dem in Deutschland. Energie ist für den indonesischen Konsumenten also - grob über den Daumen gepeilt - dreimal teurer als für den deutschen. Eine Energiewende, die Strom- und Benzinpreise substanziell steigen lässt, wird es deshalb im Archipel nicht geben.

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Hohe Ölpreise belasten den Staatshaushalt

Im Haushaltsjahr 2022 plant das Finanzministerium mit 9,4 Milliarden US$ an Energiesubventionen. Davon entfallen knapp 40 Prozent auf Strom, der Rest auf Benzin, Diesel und Kochgas. Das entspricht zusammen immerhin etwa 5 Prozent der gesamten Staatsausgaben.

Doch dieser Anteil kann auch deutlich höher ausfallen, vor allen dann, wenn die Weltmarktpreise für Öl so wie zwischen 2011 und 2014 hoch sind. Dann nagt die Notwendigkeit, dem Volk bezahlbare Mobilität zu ermöglichen, gehörig an den staatlichen Mitteln. So waren im Staatshaushalt 2013 mehr als 20 Prozent der Gesamtausgaben für Energiesubventionen vorgesehen. Das zieht Mittel aus anderen Sozialmaßnahmen wie etwa der Wohnungsbau für Geringverdiener oder staatliche Gesundheitsleistungen ab.

Als die Regierung damals die Kürzung der Subventionen für Benzin und Diesel ankündigte - mit Preissteigerungen für den Endverbraucher von 20 Dollar-Cent für einen Liter Benzin und 10 Dollar-Cent für den Liter Diesel -, gingen Zehntausende Menschen auf die Straße, deren wirtschaftliche Existenz an niedrigen Spritpreisen hing. Erst dem 2014 ins Amt gewählt Präsidenten Joko Widodo gelang dann aufgrund deutlich sinkender Weltmarktpreise ein substantieller Abbau dieser Subventionen.

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