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Wirtschaftsumfeld | Indonesien | Auslandsinvestitionen

Auslandsinvestitionen liegen auf Rekordwert

Die ausländischen Direktinvestitionen in Indonesien stiegen 2023 nach offiziellen Angaben um 13,7 Prozent. Einige Beobachter halten die Zahlen allerdings für zu hoch.

Von Frank Malerius | Jakarta

Nach Angaben des indonesischen Investitionsministeriums, Badan Koordinasi Penanaman Modal (BKPM), betrugen die ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI) 2023 rund 744 Billionen Rupiah. Das entspricht einer Steigerung von 13,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mehrere Presseorgane errechnen daraus 47 Milliarden US-Dollar (US$). Auf einer BKPM-Präsentationsfolie ergibt sich aus dem kumulierten regionalen FDI die Summe von 50,3 Milliarden US$.

Beide Werte markieren eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr - und ein Wachstum um mehr als 60 Prozent im Vergleich zum FDI-Normalniveau bis zum Jahr 2021. Es ist nicht transparent, worauf dieser plötzliche enorme Zuwachs  basiert. Ausländische Wirtschaftsverbände rätseln. Evident sind stärkere Auslandsinvestitionen in den Nickelverarbeitungszentren Zentralsulawesi und Nordmolukken. Doch sie erklären nur einen Teil des Wachstums. Eine außergewöhnliche wirtschaftliche Dynamik gibt es derweil nicht: Indonesien ist nach der Coronakrise zurück auf dem normalen Wachstumsniveau von etwa 5 Prozent. Und aufgrund der bevorstehen Präsidentschaftswahlen berichten viele Beobachter schon seit einiger Zeit von zurückhaltenden Investitionen. 

Die Direktinvestitionszahlen der zu den Vereinten Nationen gehörenden UNCTAD für Indonesien liegen seit je her deutlich unter den von BKPM ausgewiesenen Zahlen. Eine Prognose der indonesischen Auslandsinvestitionen für 2024 ist aus der gesamten Gemengelage nicht seriös möglich. 

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Die starke Steigerung bei den indonesischen FDI-Zahlen fällt zusammen mit einem zunehmenden politischen Druck, höhere Mittelzuflüsse auszuweisen. Denn die im Verhältnis zu den anderen großen Volkswirtschaften der ASEAN geringen Auslandsinvestitionen in Indonesien waren stets eine Art Maßzahl für den schlechten Ruf des Investitionsstandortes in der Region. Und den will die Regierung unbedingt loswerden. BKPM-Chef Bahlil Lahadalia hatte sogar sein Amt an höhere Investitionszahlen geknüpft.

Schub für die Weiterverarbeitung von Rohstoffen

Laut BKPM-Informationen entfiel knapp ein Viertel der Auslandsinvestitionen 2023 auf den Bereich Metallverarbeitung. Sie beinhaltet die boomende Edelstahlproduktion in den Nickelregionen Sulawesi und Molukken. Umgerechnet 14 Milliarden US$ sind demzufolge in den Bau von Schmelzanlagen geflossen, zwei Drittel davon in Nickelschmelzen, der Rest in Anlagen zur Kupfer- und Bauxitverhüttung. Dabei handelte es sich ganz überwiegend um Auslandsinvestitionen, denn laut Bahlil bekommen indonesische Unternehmen für den Schmelzanlagenbau keine Kredite. 

Etwa 25 Milliarden US$ der Gesamtinvestitionen (ausländische und inländische) flossen in das politisch vielbeschworene Downstreaming ("Hilirisasi"). Ziel ist, die heimischen Rohstoffe im eigenen Land zu Produkten mit höherer Wertschöpfung zu verarbeiten. Das Downstreaming umfasst neben der Erzverarbeitung auch die Verarbeitung von Palmöl (zu oleochemschen Produkten), von Holz (zu Papier und Zellstoff), von Öl und Gas (zu petrochemischen Produkten) und die Produktion von E-Auto-Batterien mit eigenem Nickel.

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Regional entfielen fast die Hälfte der offiziell gemeldeten Auslandsinvestitionen auf die Insel Java, wo knapp 60 Prozent aller Indonesier leben und auf die 60 Prozent der indonesischen Wirtschaftsleistung entfallen. Dort ist fast die gesamte Leichtindustrie des Landes ansässig. Erfolgreichste Provinz war Westjava, mit dem Einwerben von 8,3 Milliarden US$. Danach folgen Zentralsulawesi (7,2 Milliarden US$) und Nordmolukken (5 Milliarden US$) sowie Jakarta (4,8 Milliarden US$) und Ostjava (4,7 Milliarden US$). Die Auslandsinvestitionen auf Sumatra entfallen traditionell in den dort starken Palmölsektor und die Elektronikindustrie der Freihandelszone Batam. Kalimantan lebt vor allem von Investitionen in den Kohlebergbau und den Palmölsektor. 

China ist wichtiger Investor

Der genaue Ursprung der Auslandsinvestitionen in Indonesien ist schwer zu bestimmen. Wichtigstes Herkunftsland ist traditionell Singapur, über das allerdings nicht nur viele chinesische, sondern auch westliche Unternehmen ihre Investitionen in den Archipel lenken. Mehr als die Hälfte aller indonesischen FDI-Zuflüsse stammen aus dem Stadtstaat sowie aus Hongkong und China. Diese Zahlen spiegeln die Dominanz der Volksrepublik wider, die überall im Archipel große Infrastrukturprojekte leitet und den Außenhandel dominiert. Direkt aus Europa kommen nur wenige Prozent der Auslandsinvestitionen in Indonesien.

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Deutschland rangierte 2023 auf Platz 20 der indonesischen FDI-Rangliste. Traditionell hat Deutschland im Inselstaat die Rolle des Technologielieferanten. Größere deutsche Greenfield-Investitionen sind selten, nur 200 bis 300 deutsche Unternehmen soll es im Archipel geben. Nach Angaben des elektronischen Auskunftssystems National Single Window for Investment hat Deutschland 2023 knapp 160 Millionen US$ in Indonesien investiert. Der größte Anteil davon entfiel, wie schon in den Vorjahren, auf den Bereich Chemie und Pharma. Mehr als 90 Prozent aller deutschen Investitionen im Archipel entfielen auf Java und Bali.

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