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Die Lieferungen erreichten damit wieder das Vorkrisenniveau. Dagegen sank der deutsche Importanteil auf einen neuen Tiefstand.
22.02.2022
Von Frank Malerius | Jakarta
Deutschland hat 2021 nach Angaben von Destatis Waren im Wert von 3,0 Milliarden US-Dollar (US$; 2,5 Milliarden Euro) nach Indonesien exportiert. Das ist ein Plus von 23,7 Prozent gegenüber 2020 (+19,8 Prozent auf Euro-Basis). Das Land verzeichnete 2021 allerdings Rekordimporte im Wert von 196,2 Milliarden US$. Dadurch sank der deutsche Importanteil nach vorläufigen Zahlen des indonesischen Statistikamtes auf einen neuen Tiefstand von 1,6 Prozent.
Die Wirtschaft des Archipels wuchs 2021 wieder um 3,7 Prozent und verzeichnete dabei Rekordexporte. Die Ausfuhren legten gegenüber dem Vorjahr um 42 Prozent zu. Grund waren hohe Weltmarktpreise für Kohle und Palmöl sowie die mit chinesischer Hilfe rasant expandierenden Stahlausfuhren. Die Einfuhren legten um 39 Prozent zu. China baute dabei seine dominante Rolle als Warenlieferant weiter aus und steigerte seinen Importanteil auf 28,7 Prozent (2010: 15,1 Prozent).
Maschinen sind nach wie vor das wichtigste deutsche Exportgut für den indonesischen Markt. Allerdings stagnierten die Lieferungen gegenüber dem schwachen Jahr 2020, als sie um fast 30 Prozent eingebrochen waren. Es ist zu vermuten, dass die deutschen Lieferanten gegenüber ihren chinesischen Konkurrenten weiter an Boden verloren haben. Noch hat das Statistikamt des Landes die entsprechenden Daten nicht veröffentlicht.
Die deutschen Lieferungen von Kfz hingegen legten gegenüber 2020 um fast 80 Prozent zu und schafften es damit wieder annähernd auf das Vorkrisenniveau. Dennoch bleibt der Automobilmarkt im Verhältnis zur Wirtschaftsstärke des Landes ausgesprochen klein: BMW, Mercedes und Volkswagen setzten nach Angaben des Automobilverbandes Gaikindo 2021 zusammen gerade einmal 5.000 Autos ab. Das entspricht deutlich weniger als ein Prozent der entsprechenden Verkäufe in China.
SITC-Position | Warengruppe | 2020 | 2021 | Veränd. |
---|---|---|---|---|
0-9 | Insgesamt | 2.396,0 | 2.963,9 | 23,7 |
71-74 | Maschinen | 764,5 | 783,0 | 2,4 |
5 | Chemie, darunter | 577,2 | 920,9 | 59,5 |
51+52 | Industriechemikalien | 126,8 | 160,9 | 26,9 |
54 | Arzneimittel | 105,6 | 361,3 | 242,1 |
55 | Waschmittel/Kosmetika | 38,7 | 44,5 | 14,9 |
56 | Düngemittel | 45,1 | 38,3 | -15,0 |
6 | Vorerzeugnisse, darunter | 265,4 | 300,6 | 13,3 |
64 | Papier/Pappe | 59,6 | 67,6 | 13,4 |
65 | Textilen | 35,2 | 32,5 | -7,6 |
67 | Eisen und Stahl | 65,2 | 79,0 | 7,3 |
69 | Metallwaren | 46,9 | 60,4 | 28,8 |
792 | Flugzeuge | 4,6 | 77,7 | 1.574,5 |
77 minus 776 | Elektrotechnik | 181,5 | 132,8 | -26,8 |
873+874 | Mess-, Regeltechnik | 81,7 | 76,3 | -6,6 |
78 | Kfz | 58,0 | 103,5 | 78,5 |
75+76+776 | Elektronische Erzeugnisse, darunter | 78,1 | 111,2 | 42,4 |
776 | Elektronische Bauelemente | 35,0 | 51,4 | 46,8 |
774+872 | Medizintechnik | 147,8 | 105,1 | -28,9 |
0 | Nahrungsmittel, darunter | 92,4 | 125,3 | 34,5 |
02 | Milch | 41,9 | 68,0 | 62,5 |
Deutschland lieferte 2021 chemische Erzeugnisse im Wert von 921 Millionen US$ nach Indonesien. Das ist ein Plus von 60 Prozent gegenüber 2020 und mit großem Abstand gegenüber den Vorjahren ein neuer Rekord. Drei Viertel dieses Zuwachses entfielen auf Vaccine. Für 232 Millionen US$ wurden Humanimpfstoffe exportiert. Seit 2015 hatte es keine Ausfuhren solcher Produkte gegeben und davor nur in sehr geringen Mengen.
Die Lieferungen von Medizintechnik brachen hingegen um fast 30 Prozent ein. Allerdings war 2020 ein Rekordjahr für deutsche Branchenprodukte gewesen. Die Regierung verhängte 2021 für staatliche Krankenhäuser ein Beschaffungsverbot für Importprodukte, die auch im eigenen Land hergestellt werden könnten. Das dürfte den Marktzugang in Zukunft weiter erschweren.
Ein deutliches Plus gab es beim deutschen Export von Flugzeugen und zugehöriger Ausrüstung nach Indonesien. Allerdings blieben die Lieferungen weiterhin unter dem Vorkrisenniveau. Infolge der Coronakrise war der Markt kollabiert. Die staatliche Fluglinie Garuda ist praktisch pleite und wird möglicherweise über viele Jahre keine größeren Summen investieren können.
Einen Rekord gab es bei deutschen Milchexporten mit Lieferungen im Wert von 68 Millionen US$. Hier hat es Indonesien bisher nicht geschafft, eigene Produktionskapazitäten aufzubauen, die die heimische Nachfrage bedienen könnten. Milchprodukte sind im Land ausgesprochen teuer. Der gesamte Nahrungsmittelbereich wird streng über Importlizenzen reguliert. Die Regierung behält sich vor, jederzeit Einfuhrbeschränkungen zu erlassen.
Indonesien ist für deutsche Unternehmen der mit Abstand schwierigste Markt der ASEAN. Selbst in die deutlich kleineren Länder Thailand, Malaysia und Vietnam werden erheblich mehr Waren geliefert. Besonders augenfällig wird die Diskrepanz, wenn man die deutschen Exporte in ein Verhältnis zur Einwohnerzahl oder Wirtschaftsleistung der Zielländer stellt. Dann zeigen sich um ein Vielfaches größere deutsche Warenlieferungen in die Nachbarländer
Der indonesische Markt ist auch für andere Länder schwierig zu beliefern. Der Archipel hat eine deutlich geringere Importquote als alle anderen größeren Volkswirtschaften der Region. Die Gründe dafür liegen in der mangelnden Eingebundenheit in internationale Lieferketten und einer insgesamt protektionistischen Handelspolitik.