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Jakarta (GTAI) - Indonesien will seinen Tourismussektor durch neue Top-Destinationen diversifizieren. Allerdings bleibt deren Ausbau hinter den Erwartungen zurück.
30.08.2019
Indonesien will mit neuen Touristenzentren internationale Besucher anlocken, so die Absicht hinter der Strategie der "10 New Balis", die Präsident Joko Widodo 2016 formuliert hatte. Bei dem Slogan handelt es sich weniger um einen ausformulierten Entwicklungsplan mit konkreten Zielmarken, sondern eher um eine Zukunftsvision.
Immerhin wurden zehn über den gesamten Archipel verstreut liegende Standorte definiert, die dem hinduistischen Ferienparadies Bali mit seinen mehr als 5 Millionen internationalen Besuchern im Jahr nacheifern sollen. Vier von ihnen sollen prioritär entwickelt werden: der weltgrößte Kratersee Lake Toba auf Sumatra, die Tempelanlagen von Borobudur im zentralen Java, Mandalika auf der Badeinsel Lombok sowie die Hafenstadt Labuan Bajo, die als Zubringer zur Dracheninsel Komodo dient.
So grob wie die Entwicklung der neuen Standorte umrissen wird, ist auch die Schätzung des Investitionsbedarfs. Das Tourismusministerium rechnet mit 20 Milliarden US-Dollar, die je zur Hälfte für die Verkehrsinfrastruktur (Airports, Häfen, Zubringerstraßen) sowie für Hotels, Restaurants, Freizeiteinrichtungen benötigt werden. Aber nur einen kleinen Teil davon kann der Staat stemmen, das Gros muss von privaten Investoren kommen. Und deshalb sind alle Zeitpläne für die Entwicklung der 10 New Balis Spekulation.
Für internationalen Massentourismus sind bisher allenfalls die vier prioritären Standorte einigermaßen vorbereitet. Tanjung Lesung, Tanjung Kelayang, Mandalika und Morotai sind Tourismus-Sonderwirtschaftszonen, für die es spezielle Investitionsanreize gibt.
In den 10 New Balis laufen zahlreiche Infrastrukturprojekte oder sie sind zumindest geplant. Gerade an den kleineren Standorten fehlt es noch an Erreichbarkeit und den notwendigen Versorgungseinrichtungen. Aber auch die prominenteren Destinationen kämpfen mit Problemen.
Der Lake Toba leidet an mehreren Stellen unter Wasserverschmutzung durch Industrieunternehmen. Ein Bootsunglück mit etwa 200 Toten machte im Juni 2018 Negativschlagzeilen. Anstatt der für die betreffende Region Nordsumatras für 2019 anvisierten 1 Million Touristen werden wohl kaum mehr als 300.000 kommen.
Der Nationalpark Komodo, eine der Top-Touristendestinationen des Archipels, soll Anfang 2020 sogar für ein ganzes Jahr geschlossen werden. Die Maßnahme soll Flora und Fauna Zeit zur Erholung geben und langfristige ökologische Schäden durch den Tourismus abwenden.
Nachhaltigkeit spielt eine wachsende Rolle im indonesischen Tourismus und schafft Nachfrage für entsprechende Beratungsleistungen. Denn viele der 10 New Balis besitzen Gebiete zum Tauchen und Trekking oder kulturelle Sehenswürdigkeiten. Die Vermeidung von Plastikmüll, der Einsatz erneuerbare Energien oder Artenschutz gewinnen deutlich an medialer Bedeutung, auch wenn sie bisher noch mangelhaft praktiziert werden.
Verkehrsinfrastrukturprojekte in Verbindung mit den 10 New Balis
Destination | Projekt | Status | Investitionssumme (in Mio. US$) |
Lake Toba | Ausbau des Flughafens Silangit zum internationalen Airport | in Planung | 25 |
Borobudur | Bau von Straßen | in Planung | 6 |
Tanjung Kelayang | Ausbau des Flughafens Hanandjoeddin | In Planung | 40 |
Tanjung Lesung | Bau einer Schnellstraße von Jakarta | im Bau (2017-2020) | 65 |
Mandalika | Bau eines Sport- und Unterhaltungszentrums auf 131 Hektar | in Planung | 250 |
Wakatobi | Ausbau des Flughafens Matahora, Bau von Hafenanlagen | in Planung | k.A. |
Labuan Bajo | Straßen, Unterkünfte | in Planung | 13 |
Morotai | Straßen, Brücken | in Planung | 14 |
Quelle: Pressemeldungen
Für Indonesien ist der Tourismus ein überaus wichtiger Wirtschaftsfaktor. Denn der Sektor ist drittgrößter Devisenbringer nach dem Kohle- und Palmölexport - und rangiert damit weit vor der Bekleidungsindustrie, der Gasförderung oder dem Erzbergbau. Im Jahr 2018 erwirtschaftete der Tourismus nach Angaben der Investitionsbehörde BKPM rund 17 Milliarden US-Dollar (US$).
Die Zielmarke für 2019 liegt bei 20 Milliarden US$. Werden die Wachstumsraten der letzten Jahre beibehalten, wird der Tourismus schon bald der volkswirtschaftlich wichtigste Sektor sein - auch, weil er viel mehr der dringend benötigten Arbeitsplätze schafft als etwa der Bergbau.
Allerdings war 2019 bisher ein schwieriges Jahr. Ein schweres Erdbeben auf der Touristeninsel Lombok im August 2018, gefolgt von einer Erdbeben- und Tsunamikatastrophe auf Sulawesi und dem Absturz einer Passagiermaschine in der Javasee sowie aktuelle Berichte über Rauchschwaden aufgrund von brennenden Wäldern in Sumatra schrecken Besucher ab. So lag die Anzahl der internationalen Ankünfte in den ersten sechs Monaten mit 7,8 Millionen nur leicht über der des Vorjahreszeitraums, mit der schwächsten Wachstumsrate seit mehreren Jahren.
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkungen |
Kementerian Pariwisata(Kemenpar) | http://www.kemenpar.go.id/post/ | Tourismusministerium |
Indonesia Tourism Development Corporation (ITDC) | http://www.itdc.co.id | Staatsunternehmen zur Entwicklung des Tourismussektors |
ITDC Procurement | http://www.itdc.co.id/corporate/procurement/ | Ausschreibungen der ITDC |
Indonesia SEZ | kek.go.id/ | Behörde für Sonderwirtschaftszonen |
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