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Der Archipel hat durch den starken Rückgang seiner Wareneinfuhren den zweithöchsten Außenhandelsüberschuss seiner Geschichte erzielt. Die Nachfrage nach Maschinen brach ein.
11.03.2021
Von Frank Malerius | Jakarta
Indonesien hat nach Angaben seines Statistikamtes BPS im Jahr 2020 Waren im Wert von 141,6 Milliarden US-Dollar (US$) eingeführt. Das ist ein Minus von 17,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und der schwächste Wert seit 2016. Gleichzeitig gingen die Exporte lediglich um 2,6 Prozent zurück. Dadurch hat der Archipel einen Außenhandelsüberschuss von 21,7 Milliarden US$ erwirtschaftet, den höchsten seit 2011.
Schwankungen der Importe stehen in Indonesien oft in Verbindung mit Öl und Gas. Im Jahr 2020 hat der Archipel für knapp 30 Milliarden US$ weniger Waren importiert als 2019. Mehr als ein Viertel dieses Rückgangs entfielen auf die geringere Einfuhr von Rohöl und Ölprodukten. Grund sind niedrige Weltmarktpreise und eine deutlich geringere Nachfrage nach Benzin und Diesel.
Für Öl- und Gasimporte mussten 2020 nur 14,4 Milliarden US$ ausgegeben werden, das ist ein Drittel weniger als im Vorjahr und die geringste Summe seit 2004. Im Jahr 2013, als die Weltmarktpreise hoch waren, musste der Archipel satte 45 Milliarden US-Dollar für Öl- und Gasimporte aufwenden.
Der größte Teil des Rückgangs der Importe entfällt allerdings auf Industrieprodukte. So sank die Einfuhr von Maschinen gegenüber dem Vorjahr um fast ein Fünftel. Eine Ursache war das Schrumpfen der verarbeitenden Industrie um 2,9 Prozent. Der Import von Kfz brach um mehr als ein Drittel ein. Hintergrund ist der Rückgang beim Automobilverkauf um fast 50 Prozent. Bei der Einfuhr von Stahl und Eisen verdankt sich das Minus von 30 Prozent einer geringeren Bautätigkeit und verschärften Importbeschränkungen.
Bei den Auslandsbezügen von Medizintechnik gab es hingegen ein Plus von fast einem Viertel auf einen neuen Rekord von 1,2 Milliarden US$. Das entspricht bei einem kontinuierlich steigenden Bedarf mehr als einer Verdoppelung gegenüber 2015. Indonesien hat während der Pandemie in Krankenhausausstattung investiert. Deutschland gehört hinter China zu den wichtigsten Bezugsquellen.
Die Importstatistik für 2020 zeigt deutliche Einbußen bei allen wichtigen Lieferländern. Der Rückgang der Bezüge aus China blieb allerdings deutlich unter dem Durchschnitt. Das Reich der Mitte, das noch zur Jahrtausendwende gerade einmal einen Anteil von 6 Prozent an den indonesischen Importen hatte, kommt nun mit einem riesigen Vorsprung vor der internationalen Konkurrenz auf 28 Prozent
Die Einfuhren aus Japan und Thailand sanken gegenüber 2019 um jeweils fast ein Drittel. Aus beiden Ländern werden vor allem Kfz-Teile importiert, für die es 2020 einen Nachfrageeinbruch gab. Die Automobilindustrie ist einer der wenigen Sektoren, in denen Indonesien zumindest in regionale Lieferketten eingebunden ist.
Deutschland lieferte laut Destatis 2020 Waren im Wert von 2,4 Milliarden US$ in den Inselstaat, das entspricht einem Rückgang von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein deutliches Minus gab es bei der Lieferung von Maschinen und Kfz. Die indonesische Außenhandelsstatistik verbuchte hingegen Importe aus Deutschland im Wert von 3,0 Milliarden US$.
Indonesien ist ein ausgesprochen schwacher Importmarkt. Sowohl gemessen an der Einwohnerzahl als auch an der Wirtschaftsstärke führt der Archipel deutlich weniger Waren ein als die Nachbarländer. Die Gründe dafür sind die geringe Einbindung in globale Lieferketten, eine protektionistische Handelspolitik sowie mangelhafte Investitionsbedingungen für ausländische Unternehmen.
Immerhin hat Präsident Joko Widodo 2020 ein umfassendes Reformpaket - das sogenannte Omnibus Law - auf den Weg gebracht. Kernbereiche sind die Liberalisierung der restriktiven Investitionsgesetze und die Lockerung des rigiden Arbeitsrechts. An deren Umsetzung wird sich die Reformfähigkeit Indonesiens entscheiden.