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Wirtschaftsumfeld | Indonesien | Außenhandel

Indonesische Einfuhren 2021 mit neuem Rekord

In allen wichtigen Industriesparten legten die Importe deutlich zu. Allerdings blieb die Maschinennachfrage unter dem Vorkrisenniveau. China baut seine Vormachtstellung weiter aus.

Von Frank Malerius | Jakarta

Indonesien hat 2021 nach Angaben des Statistikamtes BPS Waren für 196,2 Milliarden US-Dollar (US$) eingeführt. Das ist ein Plus von 38,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr und gleichzeitig ein neuer Rekord. Der bisherige Höchstwert von 191,7 Milliarden US$ stammt aus dem Jahr 2012. Auch auf der Exportseite steht mit 231,5 Milliarden US$ (+41,8 Prozent) ein neuer Höhepunkt zu Buche. Der positive Außenhandelssaldo von 35,3 Milliarden US$ markiert den größten Überschuss seit 2007.

Die Importnachfrage wurde wesentlich von chemischen Erzeugnissen getrieben, mit einer Zunahme im Vergleich zum Vorjahr um 52 Prozent. Dazu trug vor allem die Verdreifachung der Arzneimitteleinfuhren auf 4,8 Milliarden US$ bei. Mit Abstand wichtigstes Produkt war dabei der Covid-19-Impfstoff, der für circa 3,2 Milliarden US$ aus dem Ausland beschafft wurde. Die vorliegenden Daten von BPS lassen vermuten, dass der Großteil dieser Lieferungen aus China stammt. Deutschland lieferte 2021 laut Destatis Impfstoffe im Wert von 232 Millionen US$ nach Indonesien.

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Nachfrage nach Maschinen stockt

Bei Maschinen fand die Nachfrage 2021 noch nicht auf das Vorkrisenniveau zurück. Die entsprechenden Importe legten zwar um 12,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, blieben aber unter denen von 2018 und 2019. Die Lieferungen aus Deutschland stagnierten. In den vergangenen Jahren kamen etwa 40 Prozent der Maschineneinfuhren aus China.

Einen neuen Rekordimport gab es bei Nahrungsmitteln. Dabei legten die Weizenlieferungen gegenüber 2020 um fast 1 Milliarde US$ zu. Weizen wird im Land nicht angebaut, ist aber Hauptzutat für die beliebten Instantnudeln. Bei fast allen Grundnahrungsmitteln ist der Archipel auf Einfuhren angewiesen. Großes Thema in den Medien sind derzeit die hohen Preise für Sojabohnen, die Hersteller der traditionellen Fermentationsfladen Tempeh zu einem Streik veranlasst haben. Das benötigte Soja kommt angesichts schrumpfender heimischer Anbauflächen und einer schlechten Produktqualität vor allem aus den USA. 

Auch in den kommenden Jahren ist in Indonesien angesichts eines jährlichen Bevölkerungswachstums von mehr als 3 Millionen Menschen und steigender Kaufkraft sowohl bei Agrarrohstoffen als auch bei verarbeiteten Nahrungsmitteln mit einer wachsenden Importnachfrage zu rechnen.

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Kfz-Einfuhren legen zu

Die Importe von Kraftfahrzeugen stiegen 2021 gegenüber 2020 um zwei Drittel, blieben mit 7 Milliarden US$ aber deutlich unter den Höchstständen vieler Vorjahre. Noch 2012 hatten sie bei fast 10 Milliarden US$ gelegen. Hohe Abgaben für Importfahrzeuge haben die Auslandsbezüge von Pkw auf Bausätze für deren Fertigung vor Ort gelenkt. Die deutschen Kfz-Lieferungen lagen 2021 bei knapp 80 Millionen US$.

Bei Medizintechnik gab es nach dem Rekordjahr 2021 einen Rückgang um 11 Prozent. Ein Grund dafür dürfte das Beschaffungsverbot staatlicher Krankenhäuser für Importprodukte sein, die auch im Land hergestellt werden. Branchenexperten erwarten, dass vor allem chinesische Unternehmen eine Produktion in Indonesien aufbauen werden. Westliche Marktteilnehmer dürften sich aus den entsprechenden Produktfeldern eher zurückziehen.

China verdrängt andere Lieferanten

Auch 2021 hat China seinen Importanteil in Indonesien weiter ausgebaut. Knapp 29 Prozent aller Lieferungen kommen aus der Volksrepublik. Abzüglich des Öl- und Gassektors sind es sogar 33 Prozent. Die Marktübernahme erfolgt in rasanter Geschwindigkeit: Noch 2010 hatte der chinesische Importanteil bei 15 Prozent gelegen.

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In fast allen Technologiebereichen ist das Reich der Mitte der wichtigste Lieferant. Ausnahme ist der Kfz-Sektor, bei dem die Volksrepublik allerdings zügig aufholt – zumindest bei den Lieferungen. Da China während der Coronakrise früh Impfstoffe nach Indonesien lieferte, könnte sich der Markt für chinesische Unternehmen weiter öffnen.

Schwacher Außenhandel im ASEAN-Vergleich

Indonesien ist ein ausgesprochen schwacher Importmarkt. Der Archipel führt sowohl gemessen an der Einwohnerzahl als auch an der Wirtschaftsstärke deutlich weniger Waren ein als alle Länder der benachbarten südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN. Die Gründe dafür sind die geringe Einbindung in globale Lieferketten und eine protektionistische Handelspolitik. Immerhin haben sich die Investitionsbedingungen in Indonesien deutlich verbessert. 

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Viele vormals geschlossene Branchen wurden 2021 für ausländische Unternehmen geöffnet. Das Vertriebsrecht wurde liberalisiert. Zudem benötigen ausländische Investoren vielfach keine indonesische Kapitalbeteiligung mehr. Internationale Kanzleien im Land berichten von einem stärkeren Interesse am Archipel. 

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