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Wirtschaftsumfeld | Irak | Überblick

Irak - erdölreicher Staat im Nahen Osten

Irak hat mit den Nachwirkungen jahrzehntelanger Konflikte zu kämpfen. Eine Diversifizierung der Wirtschaft und gute berufliche Bildung können helfen, die Potenziale zu heben.

Von Kristina Droll (GIZ, Eschborn)

Mit rund 41 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern gehört die Republik Irak zu den bevölkerungsreichsten Staaten der arabischen Welt. Dabei sind über 50 Prozent der Menschen unter 25 Jahre alt. Das im Nahen Osten gelegene Land erstreckt sich über rund 483.000 Quadratkilometer. Zu den prägnantesten landschaftlichen Merkmalen gehören die Flüsse Euphrat und Tigris. Zwischen den beiden Gewässern liegt die fruchtbare Ebene, die einst das Zentrum der Region Mesopotamien, des sogenannten Zweistromlands, bildete. Im Süden und Westen Iraks finden sich dagegen weitestgehend Wüsten und Halbwüsten. Das Klima ist subtropisch geprägt; besonders die Sommer sind mit bis zu 50 Grad Celsius extrem heiß und niederschlagsarm. Die Winter sind mild, in den Gebirgen kann es jedoch zu Schneefällen kommen.

Auswirkungen der Konfliktjahre sind noch spürbar

Die jüngere Geschichte Iraks ist die einer konfliktgebeutelten Region. Nach der von 1534 bis 1918 andauernden osmanischen Herrschaft entstand nach dem Ersten Weltkrieg eine Monarchie unter britischer Vorherrschaft, die sich aus den drei Provinzen Bagdad, Mossul und Basra gründete. Diese dauerte bis 1958 an, als ein Militärputsch zum Sturz des Königs und zur Ausrufung der Republik führte. In den folgenden Jahrzehnten kam es immer wieder zu Spannungen zwischen den sunnitischen, schiitischen und kurdischen Bevölkerungsgruppen. Die Jahre nach der Wahl Saddam Husseins zum Präsidenten waren geprägt von wiederholten Kriegen unter seiner diktatorischen Herrschaft: Auf den Iran-Irak-Krieg von 1980 bis 1988 folgte der Zweite Golfkrieg oder Kuwait-Krieg, der durch die irakische Besetzung Kuwaits im Jahr 1990 ausgelöst wurde. Auch nach dem Sturz Saddam Husseins durch die Initiative der USA war die sicherheitspolitische Lage von einer hohen Instabilität geprägt, die in zwei Phasen eines Bürgerkriegs gipfelte.

Das Regime des sogenannten Islamischen Staats (IS), das von 2014 bis 2017 Teile des Iraks eroberte, ist inzwischen niedergeschlagen. Die Auswirkungen dieser Jahre sind jedoch noch immer spürbar. Neben der Zerstörung wichtiger irakischer Städte und großer Teile der Infrastruktur sind weiterhin zahlreiche Geflüchtete im Land registriert. Dazu gehören rund 1,4 Millionen irakische Binnenvertriebene, die größtenteils in der politisch stabileren Autonomen Region Kurdistan Zuflucht gefunden haben. Zudem gibt es etwa 250.000 syrische Geflüchtete.

Seit 2005 ist Irak per Verfassung ein demokratischer, föderaler und parlamentarisch-republikanischer Staat. Das Landesgebiet ist in 19 Provinzen unterteilt. Kurdistan-Irak ist, seitdem es 2005 die offizielle Autonomie erhalten hat, bis dato die einzige föderale Region. Sie verfügt über ein eigenes Parlament, das in der Stadt Erbil seinen Sitz hat. Ein 2017 abgehaltenes Referendum über die Abspaltung der Region sowie weiterer umstrittener Gebiete ergab zwar unter der kurdischen Bevölkerung eine Mehrheit für die Unabhängigkeit, wurde jedoch von der irakischen Regierung für verfassungswidrig erklärt.

Von der frühen Hochkultur zum Vielvölkerstaat

Ebenso wie das einstige Mesopotamien vereint Irak heute noch immer viele unterschiedliche Bevölkerungsgruppen auf seinem Territorium. Der Großteil der Bevölkerung ist arabisch, gefolgt von der Gruppe der Kurdinnen und Kurden, die hauptsächlich im Norden in der Autonomen Region Kurdistan leben. Daneben gibt es unter anderem turkmenische, assyrische, mandäische und armenische Minderheiten. Rund 97 Prozent der Bevölkerung sind muslimisch - davon etwa 60 Prozent schiitisch, der Rest sunnitisch.  Die übrigen 3 Prozent setzen sich aus christlichen, jesidischen und weiteren Minderheiten zusammen.

Die Regierung des erdölreichen Lands strebt angesichts der hohen Abhängigkeit von Rohstoffen eine Diversifizierung der Wirtschaft an. Ebenso möchte sie die berufliche Bildung und die Schaffung von Arbeitsplätzen im Privatsektor fördern, da derzeit etwa 60 Prozent der Menschen mit einer offiziellen Beschäftigung im öffentlichen Sektor tätig sind. Notwendig sind hierfür vor allem Wirtschaftsreformen und Investitionsanreize.

Kein klassisches Entwicklungsland

Seit 2014 ist die deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Irak aktiv, wenngleich Irak aufgrund seines Reichtums an Erdöl und Gas kein klassisches Entwicklungsland ist. Im Vordergrund steht bei der deutsch-irakischen Zusammenarbeit das Ziel, das Land weiter zu stabilisieren, damit zukünftig ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen möglich ist. Für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit gilt der Irak daher als Nexus- und Friedenspartner. Schwerpunktthemen der Aktivitäten im Land sind die Krisenbewältigung und -prävention, gute Regierungsführung und die Entwicklung der privaten Wirtschaft.

Ansprechpartner

Die Autorin ist für das Business Scouts for Development Programm tätig, das die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umsetzt.

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