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Branchen | Iran | Stromerzeugung

Erneuerbare Energien führen weiterhin ein Schattendasein

Iran erweitert kontinuierlich seine Kraftwerkskapazitäten, konventionelle Anlagen dominieren. Der angestrebte kräftige Ausbau bei Wind- und Solarenergie gelingt bislang nicht.   

Von Robert Espey | Dubai

Iran ist mit seinen Plänen im Bereich der erneuerbaren Energien (EE) stark im Verzug. Bis Ende 2021/2022 (iranisches Jahr 1400: 21. März 2021 bis 20. März 2022) war eine Steigerung der Kapazitäten auf 5 Gigawatt vorgesehen. Die Investitionen sollten weitgehend von privaten in- und ausländischen Unternehmen getätigt werden, die aber angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen dazu kaum bereit sind. Die angestrebte Lockerung der US-Wirtschaftssanktionen könnte die Lage verbessern.

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Ausbau der erneuerbaren Energien verläuft schleppend

Nach Angaben des Energieministeriums haben sich die EE-Kapazitäten im Vierjahreszeitraum 2018/2019 bis 2021/2022 lediglich um insgesamt 371 auf 933 Megawatt erhöht. In den ersten vier Monaten 2022/2023 (21. März bis 20. Juli 2022) wurden Anlagen mit einer Leistung von 31 Megawatt fertiggestellt.

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Die EE-Statistik schließt die großen Wasserkraftwerke, die über eine nominale Leistung von 12,4 Gigawatt verfügen, nicht ein. Aufgrund der niedrigeren Wasserstände in den Staudämmen sind die Kapazitäten der Wasserkraftwerke derzeit nur beschränkt nutzbar.

Die jährlichen Prognosen des Energieministeriums zur Inbetriebnahme neuer EE-Anlagen sind zumeist deutlich zu optimistisch. Aktuell weist die Planung für 2022/2023 die Fertigstellung von insgesamt 500 Megawatt aus. Informationen über die hier erfassten Projekte liegen nicht vor.

Aktuell (Stand: Juli 2022) liegt der EE-Anteil an den gesamten Kraftwerkskapazitäten des Landes bei 1,1 Prozent. Der offiziellen Statistik zufolge hat sich 2021/2022 die Stromproduktion des EE-Sektors um 29 Prozent auf 7,6 Milliarden Kilowattstunden erhöht. Der EE-Anteil an der gesamten Stromproduktion ist von 1,7 auf 2,1 Prozent gestiegen.

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Vor der 2018 erfolgten Reaktivierung der US-Sanktionen war im Solar- und Windkraftsektor eine deutliche Belebung zu verzeichnen. Mit ausländischen Partnern wurde 2016 und 2017 über große Solar- und Windprojekte diskutiert. Erste Fotovoltaikanlagen europäischer Investoren wurden gebaut. Deutsche Unternehmen errichteten Fotovoltaik-Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von über 60 Megawatt.

Neues 10 Gigawatt-Programm verkündet

Im Oktober 2021 hat die zum Energieministerium gehörende Renewable Energy and Energy Efficiency Organization (Satba) interessierte in- und ausländische Unternehmen/Investoren aufgefordert, Vorschläge für Solaranlagen ab 10 Megawatt, Windkraftwerke ab 50 Megawatt und andere erneuerbare Energieprojekte (ohne Kapazitätsvorgaben) zu unterbreiten. Bis 2025 sollen Vorhaben mit einer Gesamtkapazität von 10 Gigawatt realisiert werden. Satba erwartet, dass etwa 7 Gigawatt auf Solarprojekte entfallen.

Nach Satba-Angaben wurden von 153 Unternehmen Interessenbekundungen für insgesamt 90 Gigawatt abgegeben. Der Großteil dürfte sich auf Fotovoltaikanlagen beziehen. Unter den Interessenten sollen sich auch einige ausländische Firmen befinden. Trotz der großen Resonanz dürften die meisten Interessenten Investitionsentscheidungen erst nach einer Lockerung der US-Sanktionen treffen.

Satba bietet den privaten Investoren Stromabnahmeverträge an, die eine schnelle Amortisierung der Investitionen gewährleisten sollen. Wie in der Vergangenheit könnten aber die Zahlungsmodalitäten, unzureichende Zahlungsgarantien und Finanzierungsengpässe zentrale Probleme darstellen.

Im April 2022 gab das Energieministerium bekannt, im Rahmen des 10-Gigawatt-Programms ein Projektvolumen von 4 Gigawatt genehmigt zu haben. Nach den Vorstellungen des Ministeriums sollen die 4 Gigawatt innerhalb von zwei Jahren realisiert werden. Beobachter rechnen aber mit einer großen Diskrepanz zwischen Planung und Umsetzung.

Fotovoltaikanlage mit lokal produzierten Modulen installiert

Das größte derzeit im Bau befindliche EE-Projekt ist eine 120-Megawatt-Fotovoltaikanlage in Mahallat (Provinz Markazi). Eine 1. Phase mit einer Leistung von 25 Megawatt soll im September (2022) ans Netz gehen. Der Zeitplan für die weiteren Ausbauphasen ist nicht bekannt. Der Investor ist die Mana Energy Pak Company.

Das Unternehmen wurde 2017 als Aktiengesellschaft zur Fertigung von Solarpanels gegründet. Das Werk steht in Khomeini City (Provinz Markazi). Die Wertschöpfungskette soll von Wafer über Zellen bis zum fertigen Panel reichen. Derzeit können jährlich poly-kristalline Solarzellen mit einer Gesamtleistung von 500 Megawatt produziert werden, eine Ausweitung auf 1.500 Megawatt wird angestrebt. Eine Anlage zur Herstellung von mono- und poly-kristallinen Wafer mit einer Jahreskapazität von 1.200 Megawatt ist im Bau.

Ölraffinerie will großes Solarkraftwerk errichten

Die seit 1969 in Teheran produzierende Ölraffinerie (Kapazität: 250.000 Barrel pro Tag) will mit dem Bau einer 500-Megawatt-Fotovoltaikanlage einen Beitrag zur CO₂-Reduktion leisten. Dies erklärte im Juli 2022 Hamed Armanfar, der Chef der Raffinerie. Zudem seien erneuerbare Energien die kostengünstigste Option der Stromversorgung, so Armanfar. Ein Zeitplan für die Realisierung ist nicht bekannt. Das geplante Kraftwerk wäre das mit Abstand größte des Landes.

Stromversorgung zu Spitzenverbrauchszeiten bleibt kritisch

Anders als in den letzten Jahren sind in diesem Sommer (2022) schwere Unterbrechungen der Stromversorgung bislang (Stand: 22. August) ausgeblieben, obwohl die Spitzenlast mit 69,5 Gigawatt (17. August) einen neuen Höchstwert erreicht hat. Im Sommer 2021 lag der maximale Wert bei 67,2 Gigawatt (2020: 64,0 Gigawatt).

Die nominalen Kraftwerkskapazitäten liegen zwar deutlich über den Spitzenlastwerten, aber ein erheblicher Teil der Leistung ist nicht verfügbar. Gründe sind unter anderem regelmäßige Wartungsarbeiten oder fehlende Ersatzteile. Die Wasserkraftwerke können ihre Kapazitäten infolge niedriger Wasserstände nur begrenzt nutzen.

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Iran baut seine Kraftwerkskapazitäten kontinuierlich aus. Die installierte Kraftwerksleistung hat sich zwischen 2017/2018 und 2021/2022 von 78,9 auf 87,9 Gigawatt erhöht. Aktuell (Juli 2022) summieren sich die nominalen Kapazitäten auf 88,7 Gigawatt. Bis Ende 2022/2023 sollen weitere 3,9 Gigawatt hinzukommen, was allerdings kaum zu schaffen sein dürfte. Zu den Kraftwerksprojekten, die 2022/2023 noch fertiggestellt werden sollen, gehören GuD-Anlagen (Gas- und Dampfturbinen) mit einer Leistung von insgesamt 2,6 Gigawatt, Gasturbinenkraftwerke mit 0,4 Gigawatt, große Wasserkraftwerke mit 0,3 Gigawatt und dezentrale Kraftwerke (Distributed Generation) mit 0,1 Gigawatt.

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