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Branchen | Iran | Gesundheitswesen

Hohe Investitionen im Gesundheitswesen erforderlich

Zur Beseitigung der erheblichen Versorgungsdefizite will Iran den Gesundheitssektor stark ausbauen. Ausländische Unternehmen sind als Investoren und Technologielieferanten gefragt.

Von Robert Espey | Dubai

Das iranische Gesundheitssystem war schon vor der Coronakrise überlastet. Hohe Investitionen in den Ausbau der Krankenhauskapazitäten und in die Modernisierung bestehender Einrichtungen sind dringend notwendig. Nach offiziellen Verlautbarungen ist 2020/2021 (iranisches Jahr 1399; 21. März bis 20. März) die Zahl der verfügbaren Krankenhausbetten um 10 Prozent auf 150.287 gestiegen, bis Ende 2021/2022 sollten es 178.500 werden. Diese Zielgröße dürfte aber nicht erreicht worden sein.

Iran: Rahmendaten zum Gesundheitswesen

Indikator

2020

Bevölkerung (in Millionen)

83,3

Bevölkerungswachstum (in Prozent)

1,2

Anteil der unter 15-Jährigen (in Prozent) 1)

24,0

Anteil der über 64-Jährigen (in Prozent) 1)

6,5

Anzahl Ärzte pro 1.000 Einwohner 1)

1,5

Durchschnittliche Lebenserwartung bei der der Geburt (Frauen, Jahre)

83,0

Durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt (Männer, Jahre)

75,0

Anzahl der Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner 2)

1,64

 öffentliche Krankenhäuser

1,52

 private Krankenhäuser

0,12

Gesundheitsausgaben pro Kopf (in US$; 2019)

470

Gesundheitsausgaben pro Kopf (in PPP int$, 2019) 3)

868

1) Schätzungen; 2) verfügbare Krankenhausbetten; 3) PPP = Purchasing Parity PowerQuelle: Iran Statistical Centre, Ministry of Health and Medical Education, World Health Organization, Germany Trade & Invest

Eine detaillierte Bettenstatistik liegt bislang nur bis 2019/2020 vor. Demnach schrumpfte die Zahl der verfügbaren Betten 2019/2020 gegenüber dem Vorjahr um 1 Prozent auf 136.338. Von den 9.522 verfügbaren Intensivbetten entfielen 2.787 auf die Provinz Teheran (16 Millionen Einwohner).

Deutlich höher als die Zahl der verfügbaren Betten sind die nominalen Kapazitäten. Die Statistik weist für 2019/2020 insgesamt 161.218 genehmigte (lizensierte) Betten aus. Daran hatte der staatliche/öffentliche Sektor (Gesundheitsministerium, Sozialversicherungen etc.) einen Anteil von mehr als 88 Prozent. Die privaten Bettenkapazitäten zeigen seit Jahren kein Wachstum. Private Hospitäler hatten 2016/2017 eine nominale Kapazität von 19.008 Betten, nur noch 18.936 waren es 2019/2020. Im selben Zeitraum kam es im Staatssektor zu einem Anstieg um 3.987 auf 142.282 Betten.

Iran: Entwicklung der nominalen Bettenkapazitäten 2015/2016 bis 2019/2020 1)

Sektoren

2015/2016

2016/2017

2017/2018

2018/2019

2019/2020

Alle Sektoren

148.035

157.303

161.230

166.543

161.218

 Universitätskliniken

102.859

107.403

110.617

112.683

109.444

 Krankenhäuser der Sozialversicherung

11.976

12.021

12.394

12.756

12.500

 Andere staatliche Krankenhäuser 2)

16.962

18.871

19.497

22.401

20.338

 Private Krankenhäuser

16.238

19.008

18.722

18.703

18.936

1) iranische Jahre (21. März bis 20. März); 2) einschließlich Einrichtungen karitativer OrganisationenQuelle: Iran Statistical Centre, Ministry of Health and Medical Education

Starker Ausbau der Bettenkapazitäten angestrebt

Iran strebt mittelfristig 3 Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner an. Eine Zahl von aktuell (April 2022) 160.000 verfügbaren Betten angenommen, läge die Quote heute bei 1,9 (Bevölkerung: 84,3 Millionen). Ein Erreichen der angestrebten Quote innerhalb der nächsten fünf Jahre (bis Ende 2026/2027) würde unter Berücksichtigung des Bevölkerungswachstums von über 1 Prozent eine Erhöhung der Bettenkapazitäten um etwa 107.000 auf 267.000 erfordern.

Iran: Entwicklung der verfügbaren Bettenkapazitäten 2015/2016 bis 2019/2020 *)

Sektoren

2015/2016

2016/2017

2017/2018

2018/2019

2019/2020

Verfügbare Betten

110.873

118.156

125.566

138.117

136.338

 Intensivstationen

6.628

7.642

8.212

8.929

9.522

 Intensivstationen für Neugeborene

2.405

2.771

3.088

3.262

3.300

 Brandverletzungsstationen

840

894

914

921

756

 Koronarstationen

4.849

5.331

5.589

5.930

5.939

 Psychologische Stationen

8.935

9.870

10.332

10.247

10.503

 Sonstige Stationen

87.216

91.648

97.431

108.828

106.318

*) iranische Jahre (21. März bis 20. März) Quelle: Iran Statistical Centre, Ministry of Health and Medical Education

Der Ausbau des Gesundheitssektors soll wesentlich durch private, in- und ausländische Investoren finanziert werden. Der staatliche Finanzierungspielraum ist infolge der immer schwierigeren Haushaltslage weiter geschrumpft. Die US-Sanktionen haben aber im Gesundheitssektor die Realisierung der meisten der 2016 und 2017 mit europäischen, süd-koreanischen und japanischen Partnern diskutierten Projekte verhindert.

Angesichts der nun erwarteten Sanktionslockerungen könnten einige Vorhaben wieder auf die Tagesordnung kommen. China soll auch in den vergangenen Jahren Finanzierungen bereitgestellt haben. Die Exim Bank of China und die China Development Bank hatten 2017 ein Kreditvolumen von 2 Milliarden US-Dollar (US$) zum Bau von fünf Krankenhäusern in Aussicht gestellt.

Lokale Medizintechnikfertigung wird ausgeweitet

Die Entwicklung des Medizintechnikmarktes lässt sich aufgrund fehlender Daten über die iranische Medizintechnikfertigung nur unzureichend einschätzen. Ein lokaler Branchenverband, die Association of Medical, Dental, Laboratory & Pharmaceutical Equipment (AMEDAL), gibt an, dass die 250 Mitgliedsunternehmen bei Verbrauchsmaterialien 80 Prozent des iranischen Bedarfs decken und bei Geräten 45 Prozent.

Seit langem werden medizinische Einweg-Ausrüstungen (Spritzen, Infusions- u. Dialysesets etc.) oder einfachere medizintechnische Ausrüstungen (Operationstische u. -lampen, Rollstühle, zahnärztliche Behandlungseinheiten etc.) im Land produziert. Mittlerweile bieten lokale Hersteller aber auch technologisch anspruchsvolle Medizintechnik an. Vielfach werden ausländische Produkte kopiert beziehungsweise Geräte unter Verwendung importierter Komponenten gebaut. Der 6. Fünfjahresplan (bis 2021/2022) gibt für 2016/2017 den Marktanteil der lokalen Hersteller mit 25 Prozent an, am Ende der Planperiode sollten es 40 Prozent sein.

Medizintechnikimporte seit 2018 ohne Wachstumstrend

Gemäß den Daten der Lieferländer sind Irans Medizintechnikimporte (SITC 741.83, 774, 785.31, 872, 899.6) zwischen 2015 und 2017 von 837 Millionen auf 957 Millionen US$ gestiegen. Die Niederlande waren 2017 mit Lieferungen im Wert von 212 Millionen US$ führend, es folgten Deutschland (191 Millionen US$), China (92 Millionen US$), Südkorea (59 Millionen US$), Belgien (47 Millionen US$) und Italien (42 Millionen US$).

Medizintechnik-Ausfuhren nach Iran 2017 bis 2020 (in Millionen US$)

SITC

Produktgruppen

2017

2018

2019

2020

741.83

Sterilisierapparate

19

22

16

12

774

Elektrodiagnose- und radiologische Apparate und Geräte

268

239

173

183

785.31

Rollstühle und andere Fahrzeuge für Behinderte

4

2

1

1

872

Sonstige Instrumente etc. für medizinische etc. Zwecke

414

348

388

300

899.6

Orthopädische Apparate, künstliche Körperteile, Schwerhörigengeräte etc.

252

244

283

225

Gesamt

957

855

861

721

Quelle: Außenhandelsstatistiken der Lieferländer, UN Comtrade

Die Medizintechniklieferungen nach Iran schrumpften 2018 um 11 Prozent auf 855 Millionen US$. Eine leichte Erholung auf 861 Millionen US$ wurde 2019 verzeichnet. Ein Rückgang um 16 Prozent auf 721 Millionen US$ musste 2020 verbucht werden. Die noch unvollständigen Daten für 2021 deuten auf eine Stagnation hin.

Medizintechnik-Ausfuhren wichtiger Lieferländer nach Iran 2020 (in Millionen US$)

SITC

Produktgruppen

Alle Länder

China

Niederlande

Deutschland

741.83

Sterilisierapparate

12

1

0

0

774

Elektrodiagnose- und radiologische Apparate und Geräte

183

13

61

30

785.31

Rollstühle und andere Fahrzeuge für Behinderte

1

1

0

0

872

Sonstige Instrumente etc. für medizinische etc. Zwecke

300

73

42

45

899.6

Orthopädische Apparate, künstliche Körperteile,  Schwerhörigengeräte etc.

225

68

34

23

Gesamt

721

156

137

98

Quelle: Außenhandelsstatistiken der Lieferländer, UN Comtrade

China konnte 2020 seine Medizintechnikexporte nach Iran um fast 40 Prozent auf 156 Millionen US$ ausweiten (HS-Positionen 8713, 9018 bis 9022, 9402). Der starke Anstieg wurde vor allem durch Lieferungen von Zahnersatz für 51 Millionen US$ (HS 9021.21 und 29; 2019: 8 Millionen US$) verursacht. Der Rückgang der chinesischen Zahnersatzlieferungen 2021 auf unter 1 Million US$ trug wesentlich zur Verminderung der gesamten chinesischen Medizintechniklieferungen um 57 Prozent auf nur noch 67 Millionen US$ bei.

China: Ausfuhren von Medizintechnik nach Iran 2017 bis 2021 (in Millionen US$)

Produktgruppen (HS-Position)

2017

2018

2019

2020

2021

Rollstühle und andere Fahrzeuge für Behinderte (8713)

2

2

1

1

1

Medizinische, chirurgische etc. Instrumente, Apparate etc. (9018)

52

57

72

68

50

Apparate und Geräte für Beatmung, Mechanotherapie, Massage etc. (9019)

11

7

8

13

5

Andere Atmungsapparate und –geräte etc. (9020)

1

1

2

1

0

Orthopädische Apparate, künstliche Körperteile, Schwerhörigengeräte etc. (9021)

1

2

17

68

3

Röntgenapparate und –geräte etc. (9022)

21

5

10

3

7

Möbel für die Human-, Zahn-, Tiermedizin etc. (9402)

2

1

1

1

1

Gesamt

90

75

111

155

67

Quelle: General Administration of China Customs (GACC)

Eurostat zufolge konnten sich 2021 die Medizintechnikexporte der EU27-Gruppe vom starken Rückgang im Vorjahr erholen. Die Lieferungen waren 2020 um 28 Prozent auf 332 Millionen Euro gesunken, für 2021 wird ein Zuwachs um 22 Prozent auf 406 Millionen Euro gemeldet.

Deutschland: Medizintechnikausfuhren nach Iran 2019 bis 2021 (in Millionen Euro)

SITC

Produktgruppen

2019

2020

2021

774.1

Elektrodiagnoseapparate und –geräte

5

3

2

774.2

Röntgenapparate etc.

14

23

31

741.83

Sterilisierapparate

0

0

0

785.31

Rollstühle

0

0

0

872.1

Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g.

2

2

2

872.21

Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc.

16

15

9

872.25

Ophthalmologische Instrumente

2

2

6

872.29

Andere Instrumente, Apparate und Geräte

27

18

13

872.3

Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc.

1

4

2

872.4

Medizinmöbel etc.

1

0

0

899.6

Orthopädietechnik, Prothesen etc.

20

21

24

Gesamt *)

87

86

88

*) Summen enthalten RundungsdifferenzenQuelle: Eurostat

Iran Health ist wieder zurück

Irans jährlich in Teheran stattfindende internationale Messe für Medizintechnik, die "Iran Health", wurde Corona bedingt zuletzt im Mai 2019 durchgeführt. Nach Angaben des Veranstalters präsentierten sich auf 25.500 Quadratmetern 350 lokale und 155 ausländische Firmen. Die Besucherzahl wurde mit 21.000 angegeben. Vom 24. bis 27. Mai 2022 soll nun die 23. "Iran Health" organisiert werden.

Mit einem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Gemeinschaftsstand zeigte Deutschland zuletzt im Juni 2018 auf der 21. "Iran Health" Flagge. Insgesamt zehn Hauptaussteller waren im deutschen Pavillon vertreten.

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