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Iran könnte wichtiger Gasexporteur werden

Trotz riesiger Gasvorkommen spielt Iran bislang nur als Öllieferant eine bedeutende Rolle. Nach Lockerung der US-Sanktionen gäbe es wieder Chancen für den Ausbau des Gasexports.

Von Robert Espey | Dubai

Iran verfügt über die weltweit zweitgrößten Gasreserven, hinter Russland und gefolgt von Katar und den USA. Als Gasproduzent belegt Iran den 3. Platz, hinter den USA und Russland und vor China und Kanada. Irans Gasausfuhren sind aber noch relativ gering. Trotz kontinuierlicher Erhöhung der Gasförderung lässt die ansteigende lokale Gasnachfrage bislang wenig Spielraum für Ausfuhren.

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Gas wird in Iran vor allem zur Stromerzeugung (Anteil 2020: 28 Prozent), in der Großindustrie (Petrochemie, Stahl etc.; 20 Prozent) sowie im Gebäude- und sonstigen Gewerbesektor (Wärmeerzeugung etc.; 52 Prozent) eingesetzt. Versorgungsengpässe ergeben sich regelmäßig im Hochsommer, wenn der Stromverbrauch stark ansteigt, sowie in kalten Wintermonaten, wenn der Bedarf der Heizungsanlagen Höchstwerte erreicht.

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Nach einer Lockerung der US-Sanktionen könnte Iran in Kooperation mit westlichen Partnern den Ausbau der Förderkapazitäten in bestehenden Gasfeldern erheblich beschleunigen und neue Vorkommen zügig erschließen. Zudem wäre es dann möglich, die Jahrzehnte alten Pläne zum Aufbau von LNG-Exportkapazitäten (Liquefied Natural Gas) endlich zu realisieren.

Gaslieferungen in Nachbarländer

Nach Angaben der "BP Statistical Review of World Energy" exportierte Iran 2020 über Pipelines 16 Milliarden Kubikmeter (2019: 16,9 Milliarden Kubikmeter). Dies entsprach etwa 6 Prozent der gesamten Gasförderung. In die Türkei gingen 5,1 Milliarden Kubikmeter (2019: 7,4 Milliarden Kubikmeter), nach Irak 10,3 Milliarden Kubikmeter (9,1 Milliarden Kubikmeter). In nördliche Nachbarstaaten flossen 2020 insgesamt 0,5 Milliarden Kubikmeter (0,4 Milliarden Kubikmeter).

Im November 2021 hat Iran mit Turkmenistan und Aserbaidschan eine Gas-Transit-Vereinbarung unterschrieben, die jährlich Gaslieferungen von 1,5 Milliarden bis 2 Milliarden Kubikmeter von Turkmenistan nach Iran vorsieht. Im Gegenzug exportiert Iran die entsprechende Gasmenge nach Aserbaidschan.

Iran diskutiert auch die Nutzung des iranischen Gasnetzes für den Transit von Gas aus Katar nach Pakistan oder aus Turkmenistan nach Kuwait. Es fehlen allerdings noch die notwendigen Verbindungspipelines.

South-Pars-Produktion steigt weiter

Iran hat seine Gasförderung zwischen 2000 und 2020 von jährlich 56 Milliarden auf 251 Milliarden Kubikmeter erhöht. Dieser Zuwachs ist im Wesentlichen das Ergebnis der Entwicklung der South-Pars-Gasfelder im Persischen Golf. South Pars ist der iranische Abschnitt eines mit Katar geteilten Gasvorkommens. Katars Abschnitt wird als "North Dome" bezeichnet.

Aktuell entfallen etwa drei Viertel der iranischen Gasförderung auf South Pars. Dort wurde 2002 die erste Förderplattform in Betrieb genommen. Die Förderung stieg 2013/2014 (iranisches Jahr 1392; 21. März bis 20. März) auf durchschnittlich 285 Millionen Kubikmeter/Tag, rund 400 Millionen Kubikmeter waren es 2016/2017.

Nach Angaben des Betreibers des South-Pars-Gasfeldes, der staatlichen Pars Oil and Gas Company, summierten sich Ende 2021 die Förderkapazitäten der inzwischen 37 Plattformen auf 700 Millionen Kubikmeter/Tag. Offiziellen Angaben zufolge wurden im Zeitraum 2002 bis 2020 in South Pars insgesamt 2.000 Milliarden Kubikmeter gefördert.

Zusammen mit anderen Gasfeldern verfügt Iran gegenwärtig über eine Gesamtförderkapazität von etwa 1 Milliarde Kubikmeter/Tag. Im Januar 2022 erklärte Karim Zobeidi, der Leiter der NIOC-Planungsabteilung (National Iranian Oil Company), dass innerhalb von acht Jahren eine Gasförderkapazität von insgesamt 1,5 Milliarden Kubikmeter/Tag angestrebt werde.

Entwicklung weiterer Gasfelder

Zur geplanten Expansion sollen unter anderem die Fertigstellung der Phase 11 in South Pars und Projekte zur Erhöhung des Förderdrucks in den operierenden South-Pars-Phasen beitragen. Zudem ist die Entwicklung der Gasfelder Kish, North Pars und Farzad A und B in Vorbereitung beziehungsweise schon im Gange.

In South Pars 11 soll 2023 mit einer ersten Produktion begonnen werden, letztlich sind mit zwei Plattformen 50 Millionen Kubikmeter/Tag vorgesehen. Für das Kish-Vorkommen ist 2023 der Start einer Produktionsstufe geplant, nach vollständigem Ausbau soll die Förderung 100 Millionen Kubikmeter/Tag erreichen. Das North-Pars-Projekt (geplante Kapazität: 100 Millionen Kubikmeter/Tag) ist noch weniger fortgeschritten. In Farzad hat die Realisierung der Phase B Vorrang. Gemeinsam mit Russland und China will Iran die großen Chalous-Gasvorkommen am Kaspischen Meer erschließen.

LNG-Projekte schon lange in der Diskussion

Neben dem Bau weiterer Pipelines zum Gasexport in Länder der Region (Oman, Pakistan etc.) gibt es in Iran Planungen für LNG-Anlagen, die teilweise bis in die 1970er Jahre zurückreichen. Die NIOC hatte vor 20 Jahren mit Planungen für sieben LNG-Projekte mit einer Jahreskapazität von insgesamt 70 Millionen Tonnen begonnen. Diese Kapazität entspricht fast der aktuellen LNG-Kapazität in Katar (77 Millionen Tonnen).

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Im Zuge der Sanktionslockerung nach Abschluss des Atomvertrages (2016) wurde mit westlichen Firmen (Linde, BP, Shell, Total etc.) wieder über LNG-Projekte verhandelt. Im Gespräch waren die Wiederaufnahme unter anderem der Projekte "Pars LNG" (geplante Jahreskapazität: 10 Millionen Tonnen), "Persian LNG" (16 Millionen Tonnen) und "Iran LNG" (11 Millionen Tonnen). Mit EXMAR (Belgien) gab es Verhandlungen über eine Floating-LNG-Anlage in der Nähe der Insel Kharg. Über eine Pipeline sollten nach Oman (Qalhat) jährlich 10 Milliarden Kubikmeter zur Verflüssigung geliefert werden. Die Reaktivierung der US-Sanktionen brachte 2018 alle Projekte wieder zum Stillstand.

Die Bauarbeiten am "Iran-LNG"-Projekt hatten bereits 2007 begonnen, 2017 waren die Vorbereitungen für die Installation von zwei Produktionslinien weitgehend abgeschlossen. Als Haupttechnologielieferant (Liquefaction Units) war das deutsche Unternehmen Linde vorgesehen. Andere im iranischen LNG-Sektor aktive deutsche Firmen waren unter anderem Lurgi, BASF und Siemens.


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