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Branchen | Iran | Schienenverkehr

Irans Schienennetz soll stark ausgebaut werden

Im iranischen Eisenbahnsektor stehen ambitionierte Ziele eher mäßigen Erfolgen gegenüber. Die 2018 reaktivierten US-Sanktionen gehören zu den wesentlichen Ursachen.    

Von Robert Espey | Dubai

Die von Iran präsentierte "Vision 2025" formuliert sehr ambitionierte Ziele für den Ausbau des Schienenverkehrs. Doch die Realität 2022 ist weit von den Zielen dieser Vision entfernt. Die Reaktivierung der US-Sanktionen 2018, die zum Rückzug westlicher Firmen führte, ist ein wichtiger Grund dafür. Aber auch geplante Großprojekte in Kooperation mit China und Russland wurden nicht umgesetzt. Die angestrebte Einigung im Atomstreit und die erneute Lockerung der US-Sanktionen könnten der Entwicklung des Schienensektors neue Impulse geben.

Entwicklung bleibt hinter ambitionierten Zielen zurück

Bis 2025 sollte das Schienennetz - so die Vision - auf 25.000 Kilometer wachsen. Für den Frachtsektor wurde eine Kapazitätssteigerung auf jährlich 220 Millionen Tonnen angestrebt. Die Passagierkapazitäten sollten auf 160 Millionen erhöht werden. Insgesamt 6.000 Kilometer sollten zweigleisig sein. Zudem war die Elektrifizierung vieler Strecken vorgesehen. Mehrere Hochgeschwindigkeitsprojekte waren im Gespräch.

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Schieneninfrastruktur wird kontinuierlich erweitert

Nach Angaben der staatlichen Eisenbahnorganisation (Islamic Republic of Iran Railways/RAI) ist das Schienennetz zwischen 2015/2016 (iranisches Jahr: 21. März bis 20. März) und 2020/2021 lediglich um 1.692 auf 15.040 Kilometer gewachsen. Die Länge der Hauptschienenstrecken wird für 2020/2021 mit 11.728 Kilometer (2015/2016: 10.459 Kilometer) angegeben, die restlichen 3.312 Kilometer (2.889 Kilometer) waren Nebenstrecken. Nur etwa 200 Kilometer der Schienenwege sind elektrifiziert. Weniger als 2.500 Kilometer sind zweigleisig ausgebaut.

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Das Transportministerium hatte für 2021/2022 die Fertigstellung von 825 Kilometer Schienenstrecke angekündigt. Tatsächlich könnten es aber deutlich weniger gewesen sein. Geplante Fertigstellungstermine erweisen sich häufig als zu optimistisch.

Zu den Projekten, die 2021/2022 abgeschlossen werden konnten oder zumindest kurz vor dem Abschluss standen, gehören unter anderem die Schienenstrecke von Yazd nach Eqlid (271 Kilometer) sowie die Verbindungen von Zahedan nach Kash (150 Kilometer) und von Tabriz nach Bostan Abad (44 Kilometer). Die Strecke von Hamedan nach Sanandaj (151 Kilometer) dürfte noch nicht fertiggestellt sein. Nach offizieller Darstellung sind derzeit Schienenstrecken mit insgesamt etwa 10.000 Kilometern in der Planung beziehungsweise teilweise schon im Bau.

Lücke im Nord-Süd-Korridor soll geschlossen werden

Iran strebt seit langem eine starke Ausweitung des bislang geringen Transithandels an. Neben leistungsfähigen Häfen ist der Ausbau der Schieneninfrastruktur eine wichtige Voraussetzung. Teherans Priorität ist derzeit der "International North South Transport Corridor" (INSTC), eine über 7.000 Kilometer lange Verbindung zwischen Russland und Indien. Angesichts der zunehmenden Isolation Russlands infolge des Angriffskrieges gegen die Ukraine ist Moskaus Interesse an Transitrouten durch Iran gestiegen.

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Eine der INSTC-Routen führt von Russland über Aserbaidschan zum iranischen Hafen Shahid Rajaee am Persischen Golf. Zwischen der iranischen Provinzhauptstadt Rasht (Gilan) und der aserbaidschanischen Grenze bei Astara fehlen aber noch 130 Kilometer Schienenstrecke, deren Kosten auf 2 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt werden. Seit Jahren wird über die Finanzierung diskutiert. Jetzt will sich offensichtlich Russland engagieren, auch eine Beteiligung von Aserbaidschan erscheint möglich.

Russland will sich wieder am Incheh Borun-Garmsar-Projekt beteiligen

Russland hat die Bereitschaft signalisiert, sein Engagement am Incheh Borun-Garmsar-Projekt zu reaktivieren. RZD International, ein zur Russian Railways Holding gehörendes Unternehmen, hatte 2017 mit Iran einen 1,2 Milliarden Euro Vertrag zur Elektrifizierung und zum Teilneubau der 495 Kilometer langen Schienenverbindung von Incheh Borun an der iranisch-turkmenischen Grenze über Gorgan und Sari nach Garmsar (Anschluss an die Strecke Teheran-Mashhad) abgeschlossen. Russland wollte eine Finanzierung in Höhe von 1 Milliarde Euro bereitstellen. RZD International gab aber 2020 den Rückzug aus dem Projekt bekannt.


Verbindung nach Afghanistan unterbrochen

Die 225 Kilometer lange, einspurige Eisenbahnstrecke zwischen der iranischen Stadt Khwaf (Provinz Khorasan Razi) und Herat ist Irans erste Schienenverbindung nach Afghanistan. Das 2007 gestartete Projekt besteht aus jeweils zwei Sektionen auf iranischer und afghanischer Seite. Die Arbeiten an den Sektionen 1 und 2 auf iranischem Territorium (insgesamt 78 Kilometer) sind seit 2018 beendet.

Mit Fertigstellung der Sektion 3 (62 Kilometer) auf afghanischer Seite wurde im Dezember 2020 der grenzüberschreitende Verkehr zwischen Khaf und Rozanak (140 Kilometer) aufgenommen. Nach Schäden in der Sektion 3 musste der Verkehr jedoch wieder eingestellt werden.

Ende 2019 hat die Afghanistan Railway Authority einen 59 Millionen US$ Bauauftrag für 43 der insgesamt 85 Kilometer der Sektion 4 an das kasachische Unternehmen Integra Construction vergeben. Infolge der Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 kamen die Bauarbeiten aber zum Stillstand. Derzeit verhandelt Iran mit den Taliban über die Reparaturen in Sektion 3 und die Fortführung des Baus der Sektion 4.

Chabahar-Zahedan-Projekt macht langsame Fortschritte

An einer zweiten Schienenverbindung nach Afghanistan zwischen dem südlichen Hafen Chabahar und Zahedan (730 Kilometer) wird seit 2012 gebaut. In Zahedan ist ein Abzweig bis zur afghanischen Grenze bei Zaranj geplant. Das Großprojekt entwickelt sich aber - hauptsächlich aufgrund von Finanzierungsengpässen - nur schleppend. Gegenwärtig finanziert der iranische National Development Fund. Ursprünglich wollte Indien einen Großteil der Finanzierung übernehmen.

Der einspurige Schienenweg ist in drei Teilstrecken (Chabahar-Iranshahr, Iranshahr-Kash, Kash-Zahedan) unterteilt. Der Abschnitt von Kash nach Zahedan wurde 2021 fertiggestellt. Der Bau der anderen beiden Teilstücke soll bis 2024 abgeschlossen sein. 

Das Chabahar-Zahedan-Zaranj-Projekt soll vorrangig für den Warenverkehr zwischen Afghanistan und Chabahar genutzt werden. Iran, Afghanistan und Indien haben 2016 eine Vereinbarung über die Entwicklung einer Indien-Iran-Afghanistan-Transitroute über den Hafen Chabahar geschlossen. Indien ist an Afghanistans Rohstoffen wie Eisennerz interessiert und sucht Transportverbindungen ohne Transit durch Pakistan. Indien hat in die Entwicklung des Hafens von Chabahar investiert.

Bahnverbindungen nach Irak geplant

Seit langem sind zwei Bahnverbindungen nach Irak im Gespräch. Zwischen Kermanshah und der Grenzstation Khosvari (von dort weiter Richtung Bagdad/Karbala/Nadjaf) soll eine Bahnstrecke entstehen. Ferner ist eine Verbindung zwischen der iranischen Grenzstadt Shalamcheh und Basra (32 Kilometer) vorgesehen. Ende 2021 haben Iran und Irak erneut für die Shalamcheh-Basra-Strecke eine Absichtserklärung unterzeichnet, die eine Realisierung innerhalb von zwei Jahren vorsieht. Ein wichtiger Teil des Vorhabens ist der Bau einer Brücke über den Grenzfluss (Arvand Rud / Shatt al-Arab).


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