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Zementindustrie will weiter expandieren
Iran gehört zu den weltweit größten Zementproduzenten. Trotz Überkapazitäten werden weitere Zementanlagen gebaut. Die Branchenunternehmen hoffen auf steigende Ausfuhren.
10.11.2021
Von Robert Espey | Dubai
Nach Schätzungen des U.S. Geological Survey war Iran 2020 im internationalen Vergleich der siebtgrößte Zementproduzent, bei den Produktionskapazitäten belegte die Islamische Republik sogar den sechsten Platz. Werden die geplanten Ausbaupläne realisiert, könnte Iran noch weiter aufrücken. Größere Anstrengungen in Richtung Dekarbonisierung der Zementherstellung sind aber vorerst nicht zu erwarten.
Das Industrieministerium gibt für 2020/2021 (iranisches Jahr 1399; 21. März bis 20. März) die nominalen Kapazitäten der iranischen Zementindustrie mit 88 Millionen Tonnen/Jahr an. Der Ausbau der Zementindustrie erfolgte vor allem im Zeitraum 2005/2006 bis 2012/2013, als mit staatlicher Förderung die Produktionskapazitäten von 35 Millionen auf 77 Millionen Tonnen erweitert wurden. Zwischen 2013/2014 und 2017/2018 gingen weitere Zementwerke mit einer Gesamtleistung von etwa 11 Millionen Tonnen in Betrieb.
Kapazitätsausbau soll fortgesetzt werden
Gemäß der ursprünglichen Regierungsplanung sollte bis 2025/2026 eine weitere Expansion auf 120 Millionen Tonnen realisiert werden. Das Industrieministerium genehmigte entsprechend viele Zementprojekte. Dabei wurde mit einem Anstieg des lokalen Zementverbrauchs auf etwa 90 Millionen Tonnen und mit Exporten von 30 Millionen Tonnen kalkuliert.
Diese Zielgrößen erschienen angesichts der tatsächlichen Marktentwicklung zunehmend unrealistisch. Die Branche leidet seit Jahren unter schwacher Auslastung und einer schwierigen Ertragslage. Ein Großteil der Zementbetriebe kämpft mit einer hohen Schuldenlast. Die Einnahmesituation der Zementhersteller soll sich nun durch die seit September 2021 geltende Verpflichtung, den Zementgroßhandel ausschließlich über die Warenbörse (Iran Mercantile Exchange) abzuwickeln, verbessern.
Länder | Klinkerkapazität 2020 | Zementproduktion 2018 | Zementproduktion 2019 | Zementproduktion 2020 |
---|---|---|---|---|
Alle Länder | 3.700,0 | 4.050,0 | 4.100,0 | 4.100,0 |
China | 1.970,0 | 2.200,0 | 2.300,0 | 2.200,0 |
Indien | 280,0 | 300,0 | 340,0 | 340,0 |
USA | 103,0 | 87,0 | 89,0 | 90,0 |
Türkei | 92,0 | 72,5 | 57,0 | 66,0 |
Vietnam | 90,0 | 90,2 | 97,0 | 96,0 |
Iran | 81,0 | 58,0 | 60,0 | 60,0 |
Russland | 80,0 | 53,7 | 56,0 | 56,0 |
Indonesien | 78,0 | 75,2 | 70,0 | 73,0 |
Brasilien | 60,0 | 53,0 | 54,0 | 57,0 |
Japan | 53,0 | 55,3 | 53,0 | 53,0 |
Sonstige Länder | 813,0 | 1.005,1 | 924,0 | 1.009,0 |
Das Forschungsinstitut des iranischen Parlaments (Majlis Research Center) kommt in einem kürzlich veröffentlichten Bericht zu dem Ergebnis, dass die Fertigstellung laufender Projekte die Kapazitäten der Zementindustrie bis 2025/2026 auf 100 Millionen Tonnen erhöhen würde. Eine Liste der iranischen Cement Industry Employers Association (CEA) enthält laufende Projekte, die bei grauem Zement zusätzliche Kapazitäten von 9,4 Millionen Tonnen (9 Projekte mit jeweils 1,04 Millionen Tonnen) und bei weißem Zement von 0,4 Millionen Tonnen (2 Projekte) bringen würden.
Branche wird von Holdinggesellschaften dominiert
Irans Zementindustrie besteht aus 78 Unternehmen, davon 64 mit integrierter Grauzementproduktion (Klinker- und Zementherstellung), sieben Firmen verfügen nur über Mahlwerke (keine Klinkerproduktion), sieben weitere stellen weißen Zement her. Insgesamt 42 Unternehmen gehören zu fünf Zementkonzernen: Fars & Khuzestan Cement (20 Unternehmen; Zementkapazität: 25,1 Millionen Tonnen), Sidco Holding (6; 6,2 Millionen Tonnen), Tehran Cement Holding (6; 11 Millionen Tonnen), Ghadir Cement Holding (6; 8,3 Millionen Tonnen) und Espandar Holding (4; 3,3 Millionen Tonnen). Auf diese Holdings entfallen etwa 61 Prozent der gesamten Zementkapazitäten des Landes.
Hersteller | Klinker | Zement |
---|---|---|
Abyek Cement | 4.950 | 4.500 |
Tehran Cement | 4.050 | 4.212 |
Sepahan Cement | 2.970 | 3.089 |
Khuzestan Cement | 2.400 | 2.496 |
Mazandaran Cement | 2.190 | 2.278 |
Saman Gharb Cement | 2.160 | 2.268 |
Khakestari Save Cement | 2.160 | 2.246 |
Sofian Cement | 2.100 | 2.184 |
Hegmatan Cement | 1.980 | 2.059 |
Shargh Cement | 1.920 | 1.997 |
Orumiye Cement | 1.890 | 1.966 |
Hormozgan Cement | 1.800 | 1.872 |
Shahroud Cement | 1.800 | 1.872 |
Bojnourd Cement | 1.590 | 1.790 |
Ilam Cement | 1.590 | 1.654 |
Naeen Cement | 1.350 | 1.404 |
Gharb Asia Cement | 1.350 | 1.404 |
Gharb Cement | 1.200 | 1.248 |
Kurdestan Cement | 960 | 1.248 |
Khazar Cement | 1.200 | 1.248 |
Jovein Cement | 1.200 | 1.248 |
Lokale Zementnachfrage hat sich belebt
Trotz sanktions- und coronabedingter Wirtschaftskrise konnte der Bausektor kräftig zulegen, so die offiziellen Zahlen. Das Statistikamt weist für 2019/2020 eine reale Expansion der Bauwirtschaft um 5,6 Prozent und für 2020/2021 ein Wachstum von 6,3 Prozent aus. Im 1. Quartal 2021/2022 wird ein Plus von 12,9 Prozent gemeldet.
Die positive Baukonjunktur hat die Zementnachfrage nach Verharren auf einer vierjährigen Talsohle spürbar belebt. Der lokale Zementabsatz bewegte sich zwischen 2015/2016 und 2018/2019 bei nur 48 Millionen bis 49 Millionen Tonnen. Es folgte 2019/2020 eine Steigerung auf 54 Millionen Tonnen, rund 64 Millionen Tonnen waren es 2020/2021. Es erscheint allerdings zweifelhaft, ob das erreichte hohe Niveau im laufenden Jahr noch weiter angehoben werden kann.
Ausfuhren zeigen keinen Wachstumstrend
Eine stärkere Auslastung der aktuellen und zukünftigen Produktionsanlagen erfordert eine signifikante Ausweitung der Zement- und Klinkerexporte. Die Inlandsnachfrage könnte in den nächsten Jahren zwar weiter anziehen, würde aber vermutlich dennoch keinen hinreichenden Beitrag zur besseren Kapazitätsauslastung leisten.
Nach Angaben des Zementverbandes erreichten die Ausfuhren 2014/2015 mit 17,6 Millionen Tonnen einen Höhepunkt. Die Exporte setzten sich aus 11,9 Millionen Tonnen Zement und 5,7 Millionen Tonnen Klinker zusammen. Es folgte eine dreijährige Talfahrt, nur noch jeweils 6 Millionen Tonnen Zement und Klinker wurden 2017/2018 ins Ausland geliefert. Der Negativtrend war vor allem auf Importbeschränkungen bei wichtigen Abnehmern (insbesondere Irak) sowie auf eine teilweise schlechte Qualität des Zements und eine mangelhafte Einhaltung von Lieferterminen zurückzuführen.
Der Zement- und Klinkerexport stieg 2018/2019 auf 12,3 Millionen Tonnen und erhöhte sich dann 2019/2020 kräftig auf 17,7 Millionen Tonnen. Das Absatzplus wurde im Wesentlichen durch verstärkte Klinkerausfuhren verursacht. Viele ausländische Kunden zeigen kein größeres Interesse an iranischem Zement, kaufen aber wachsende Mengen Klinker zur Verarbeitung in lokalen Mahlwerken.
Iran hat 2019/2020 rund 11,5 Millionen Tonnen Klinker und 5,9 Millionen Tonnen grauen Zement exportiert. Hauptabnehmer der Klinker waren Irak (2,5 Millionen Tonnen), Kuwait (1,9 Millionen Tonnen), China (1,7 Millionen Tonnen), die Vereinigten Arabischen Emirate (1,5 Millionen Tonnen) und Indien (1,4 Millionen Tonnen). Zement wurde vor allen nach Afghanistan (2,1 Millionen Tonnen), Kuwait (0,8 Millionen Tonnen) und Turkmenistan (0,5 Millionen Tonnen) geliefert.
Der Zement- und Klinkerexport ist 2020/2021 um 18 Prozent auf 14,6 Millionen Tonnen gesunken. Die Klinkerexporte schrumpften um 16 Prozent, die Zementausfuhren um 24 Prozent. In den ersten fünf Monaten 2021/2022 wurden nur 3,4 Millionen Tonnen Klinker, 1,5 Millionen Tonnen grauer und 0,2 Millionen Tonnen weißer Zement exportiert.