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Wirtschaftsumfeld | Iran | Außenhandel

Iran meldet expandierenden Außenhandel trotz Sanktionen

Iran konnte 2021/2022 das Außenhandelsvolumen um 38 Prozent auf 102 Milliarden US-Dollar (ohne Ölexporte) erhöhen. Für das laufende Jahr zeichnet sich eine weitere Steigerung ab.

Von Robert Espey | Dubai

Die jüngsten Daten des iranischen Zolls zeigen im 1. Quartal 2022/2023 (iranisches Jahr 1401; 21. März bis 20. März) eine Fortsetzung der expansiven Außenhandelsentwicklung. Die Einfuhren erhöhten sich gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 15 Prozent auf 12,2 Milliarden US-Dollar (US$), die Nicht-Öl-Ausfuhren legten um 21 Prozent auf 13,1 Milliarden US$ zu.

Den wertmäßigen Zuwächsen steht allerdings eine mengenmäßige Schrumpfung gegenüber. Gemessen in Tonnen sanken die Einfuhren um 9 Prozent und die Nicht-Öl-Ausfuhren ebenfalls um 9 Prozent. Diese gegenläufige Entwicklung dürfte teilweise auf gestiegene Im- und Exportpreise zurückzuführen sein.

Irans größter Lieferant waren im 1. Quartal 2022/2023 wieder die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) mit 3,4 Milliarden US$ (Anteil am Gesamtimport: 28 Prozent). Es folgten China mit 3,1 Milliarden US$ (26 Prozent), die Türkei mit 1,3 Milliarden US$ (10 Prozent), Indien mit 512 Millionen US$ (4 Prozent) und Deutschland mit 456 Millionen US$ (4 Prozent).

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Die Zollstatistik erfasst die Einfuhren nach Lieferländern, Daten nach Warenursprung fehlen. Damit kann der Anteil beispielsweise deutscher Produkte an Irans Gesamteinfuhr nur geschätzt werden. Die hohen Lieferungen aus den VAE sind zum Großteil Re-Exporte über die Handelsdrehscheibe Dubai. Darunter befinden sich auch in erheblichem Umfang deutsche Produkte, so Beobachter. Ebenfalls über die Türkei werden Erzeugnisse deutschen Ursprungs nach Iran exportiert.

Der mit Abstand wichtigste Exportmarkt für iranische Nicht-Öl-Produkte ist China. Die Ausfuhren von Nicht-Öl-Produkten nach China beliefen sich im 1. Quartal 2022/2023 auf 4,2 Milliarden US$ (Anteil am Nicht-Öl-Export: 32 Prozent). Andere große Abnehmer waren Irak mit 1,8 Milliarden US$ (14 Prozent), die Türkei mit 1,7 Milliarden (13 Prozent), die VAE mit 1,6 Milliarden US$ (13 Prozent) und Indien mit 0,4 Milliarden US$ (3 Prozent).

Exportdaten wichtiger Lieferländer zeigen Zuwächse

Nach Angaben der chinesischen Zollbehörde haben sich die Ausfuhren nach Iran in den ersten 5 Monaten 2022 gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres um 11 Prozent auf 3,3 Milliarden US$ erhöht. Damit könnte die Talfahrt der vergangenen vier Jahre beendet sein. Die chinesischen Exporte waren zwischen 2017 und 2021 von 18,6 Milliarden auf 8,3 Milliarden US$ gesunken.

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Das Statistische Bundesamt meldet für die ersten fünf Monate 2022 eine Erhöhung der Ausfuhren nach Iran um über 5 Prozent auf 647 Millionen Euro. Die Ausfuhren waren 2021 mit 1,4 Milliarden Euro auf den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2000 gefallen. Deutschland hatte 2017 Waren für 3 Milliarden Euro nach Iran geliefert.

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Eurostat weist für die ersten fünf Monate 2022 eine Verbesserung der Iran-Exporte der EU27-Gruppe um 7 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro aus. Die Lieferungen der EU27-Länder nach Iran waren zwischen 2017 und 2020 von 10,6 Milliarden auf 3,7 Milliarden Euro geschrumpft und erhöhten sich 2021 auf 3,9 Milliarden Euro.

Nach Deutschland war Italien 2021 mit 450 Millionen Euro der zweitgrößte EU27-Lieferant. Die Niederlande kamen auf 443 Millionen Euro, hier spielt allerdings der "Rotterdam-Effekt" (statistische Erfassung von Ausfuhren über den Hafen Rotterdam) eine wesentliche Rolle. Rumänien exportierte 2021 für 344 Millionen Euro nach Iran, Spanien für 236 Millionen Euro, Belgien für 228 Millionen Euro ("Antwerpen-Effekt") und Frankreich für 224 Millionen Euro.

Wieder positive Handelsentwicklung seit 2021/2022

Die Reaktivierung der US-Sanktionen 2018 traf den iranischen Außenhandel schwer. Nach iranischen Angaben sanken die Einfuhren zwischen 2017/2018 und 2020/2021 von 54,4 Milliarden auf 39,9 Milliarden US$. Die Entwicklung beim Nicht-Öl-Export war weniger dramatisch: Die Ausfuhren sanken 2018/2019 nur leicht auf 39,6 Milliarden US$ (2017/2018: 39,9 Milliarden US$) und konnten 2019/2020 sogar etwas zulegen (41 Milliarden US$). Dann folgte aber 2020/2021 ein deutlicher Rückgang auf 35 Milliarden US$.

Der iranischen Zollstatistik zufolge haben sich die Einfuhren 2021/2022 um 36 Prozent auf 53 Milliarden erhöht. Die Nicht-Öl-Ausfuhren expandierten um 40 Prozent auf 48,6 Milliarden US$.

Die wichtige Entwicklung bei den Einfuhren 2021/2022 war die Zunahme der Lieferungen aus den VAE um 69 Prozent auf 16,5 Milliarden US$. Da es sich hier vor allem um Re-Exporte handelt, dürfte dieser Anstieg auf ein wieder deutlich gestiegenes Iran-Geschäft westlicher Firmen, für die aufgrund der US-Sanktionen direkte Exporte nach Iran schwierig sind, hindeuten.

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Russland weitet Iran-Geschäft aus

Ein kräftiger Zuwachs wird auch für die Einfuhren aus Russland gemeldet. Gemäß iranischer Daten ist Russland 2021/2022 zu Irans fünftgrößten Lieferanten aufgerückt. Die iranischen Importe stiegen um 61 Prozent auf 1,7 Milliarden US$.

Der russischen Zollbehörde zufolge erhöhten sich 2021 die Exporte nach Iran um 115 Prozent auf 3,1 Milliarden US$. Das kräftige Wachstum ist vor allem auf höhere Exporte von Agrarerzeugnissen zurückzuführen, insbesondere von Getreide (2021: 1,8 Milliarden US$; 2020: 0,7 Milliarden US$) sowie von Fetten und Ölen tierischen oder pflanzlichen Ursprungs (0,8 Milliarden US$; 0,3 Milliarden US$).

Petrochemische Erzeugnisse dominieren Nicht-Öl-Exporte

Die gegen Irans Petrochemie verhängten US-Sanktionen haben eine deutliche Steigerung der iranischen Exporte petrochemischer Erzeugnisse nicht verhindern können, so jedenfalls die iranische Statistik. Demnach sind die Ausfuhren von petrochemischen Erzeugnissen, Raffinerieprodukten und Ölkondensaten 2021/2022 wertmäßig um 34 Prozent auf 25,1 Milliarden US$ gestiegen, mengenmäßig um 9 Prozent auf 63 Millionen Tonnen. Damit hatte diese Warengruppe wertmäßig einen Anteil am gesamten Nicht-Öl-Export von 52 Prozent.

Der zweitwichtige Nicht-Öl-Exportsektor ist die Metallbranche, insbesondere die Hersteller von Eisen- und Stahlerzeugnissen. Die Metallausfuhren stiegen 2021/2022 um 76 Prozent auf 13,9 Milliarden US$.

Hohe Einnahmen aus Ölexporten

Aufgrund der US-Sanktionen veröffentlicht Iran weiterhin keine aktuellen Daten zum Ölexport. Auswertungen von Tankerbewegungen geben aber Hinweise auf das Exportvolumen. Platts Analystics schätzt für Juni 2022 die Ölexporte auf 0,85 Millionen bpd (barrel per day). Die Lobbyisten-Gruppe "United Against Nuclear Iran" kalkuliert mit 1,14 Millionen bpd, davon sollen 0,8 Millionen bpd auf China entfallen sein. Unter Berücksichtigung der von Iran gewährten Preisabschläge hätten Ölausfuhren in Höhe von 1 Million bpd der Islamischen Republik im Juni etwa 3 Milliarden US$ eingebracht.


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