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Die Regierung stellt 14,5 Milliarden Euro für den Wohnungsbau bereit und will 500.000 Einheiten bis 2030 energetisch sanieren. Das eröffnet deutschen Firmen gute Auftragschancen.
05.02.2021
Von Torsten Pauly | Berlin
Die irische Bevölkerung wächst: Anfang 2020 lebten 5 Millionen Menschen in der Republik Irland. Das waren 9,1 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor und im europäischen Vergleich der vierthöchste Anstieg. Die Gründe dafür sind eine hohe Geburtenrate, aber auch ein starker Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte. So war die Zahl der Arbeitsplätze 2019 um 13,6 Prozent höher als 2009. Im selben Zeitraum ist das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 80 Prozent und damit mehr als in jedem anderen Land der Europäischen Union gewachsen.
Allerdings haben Stadtentwicklung und Gebäudebau in den letzten Jahren nicht mit dem starken Wachstum von Wirtschaft und Gesellschaft Schritt gehalten. Die Folge ist eine erhebliche Immobilienknappheit in allen Zentren.
Der Branchenverband SCSI (Society of Chartered Surveyors Ireland) schätzt, dass sich die Preise für Wohnraum in Dublin von 2012 bis 2018 durchschnittlich um 80 Prozent verteuert haben. Selbst im Umland der Hauptstadt haben die Preise in diesem Zeitraum um 62 Prozent angezogen. Auch in der zweitgrößten Stadt Cork und anderen Städten hat sich Wohnraum spürbar verteuert.
Die Coronakrise beeinträchtigt das irische Wirtschaftsleben erheblich. Der weitere Arbeitskräftezuzug ist praktisch zum Erliegen gekommen. Dennoch dürften sich Wohnimmobilien 2021 wegen der bereits bestehenden Knappheit laut SCSI im Landesdurchschnitt um 4 Prozent verteuern.
Sobald die Coronapandemie abgeklungen ist, dürfte die grundsätzlich sehr wettbewerbsfähige und exportstarke irische Industrie langfristig wieder kräftig wachsen. Dazu bedarf es jedoch weiterer Arbeitskräfte aus dem Ausland. Laut Prognosen des europäischen Statistikamts Eurostat wird die irische Bevölkerung bis 2030 auf rund 5,5 Millionen Menschen anwachsen. Das wären 10,8 Prozent mehr als 2020. Besonders stark soll der Einwohneranstieg in Dublin mit einem Plus von 12,7 Prozent ausfallen.
Angesichts der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung investiert die irische Regierung zwischen 2019 und 2027 insgesamt 14,5 Milliarden Euro in die Erstellung neuen Wohnraums. Jährlich dürften so 25.000 bis 30.000 neue Apartments und Häuser fertiggestellt werden. Dies kommt einer Verdopplung des Niveaus von 2017 gleich.
Mit den öffentlichen Geldern sollen bis 2027 unter anderem auch 112.000 Wohneinheiten im sozialen Wohnungsbau entstehen. Darüber hinaus stellt die Regierung 2 Milliarden Euro für nachhaltige Stadtentwicklungsprojekte bereit. Hiermit sollen auch Sanierungen ermöglicht werden.
In den ersten neun Monaten 2020 haben die irischen Behörden Bauanträge für Wohnraum im Umfang von 3,6 Millionen Quadratmetern bewilligt. Das waren 6,8 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, obwohl Ämter zur Eindämmung der Coronapandemie wiederholt schließen mussten. Trotz dieser Dynamik erwartet SCSI aber, dass das Angebot an zusätzlichem Wohnraum die Nachfrage bei der jetzigen Entwicklung erst 2031 decken wird.
Noch 2016 lag der Bestand der vor 1980 erbauten Wohngebäude bei 42 Prozent. Daher muss ein erheblicher Teil des Bestandes energetisch modernisiert werden. Hierfür hat die Regierung 2020 einen Fahrplan vorgelegt. Der Zeitplan ist straff: Bis 2030 sind laut der Renovierungsstrategie insgesamt 1,5 Millionen Gebäude zu sanieren, wenn Irland seine Ziele zur CO2-Einsparung erreichen will.
Allein im Wohnbereich müssen bis 2030 demnach 500.000 Einheiten isoliert und 600.000 Wärmepumpen installiert werden. Dabei sollen 2021 zunächst 13.000 und 2022 dann 33.500 Pumpen eingebaut werden. Ab 2023 sollen es dann jährlich 55.000 Stück sein.
Zudem sollen bis 2030 insgesamt 355.000 neue Wohneinheiten entstehen, die durchgängig höchsten Energiestandards genügen.
Im Jahr 2020 hat der Bau eines Apartments mit etwa 90 Quadratmetern in Irland je nach Ausstattung zwischen 177.000 Euro und 285.000 Euro gekostet. Das waren laut SCSI je nach Segment 13 bis 15 Prozent mehr als noch 2017.
Die gesamten Entwicklungskosten für eine solche Wohnung haben sich 2020 inklusive Landerwerb, Steuern sowie Finanzierungs- und Maklerkosten je nach Segment auf 314.000 Euro bis 551.000 Euro summiert.
Auch deutschen Baufirmen und Handwerkern eröffnen sich in Irland hervorragende Geschäftschancen. Im Jahr 2018 haben Bauinstallationen einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro erzielt. Das Ausbaugewerbe hat im selben Jahr 4,1 Milliarden Euro umgesetzt.
Sparte | 2018 |
---|---|
Elektroinstallation | 2.736 |
Gas-, Wasser-, Heizungs-, Lüftungsinstallation | 1.876 |
Sonstige Bauinstallation | 479 |
Bautischlerei, -schlosserei | 1.459 |
Malerei, Glaserei | 775 |
Stuckatur, Gipserei u. dgl. | 631 |
Dachdeckerei, Zimmerei | 466 |
Fußbodenarbeiten, Fliesenlegerei, Tapeziererei u. dgl. | 416 |
Sonstiger Ausbau | 371 |
Die meisten irischen Baufirmen sind sehr klein. Im Jahr 2018 hatten sie im Schnitt zweieinhalb Beschäftigte. Ihr durchschnittlicher Umsatz lag bei 506.000 Euro.
Indikator | 2018 |
---|---|
Unternehmen (Anzahl) | 57.626 |
Beschäftigte (Anzahl) | 144.521 |
Umsatz (Mrd. Euro), darunter | 29,1 |
Hochbau | 15,1 |
Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation, Ausbau | 11,9 |
Tiefbau | 2,1 |