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Wirtschaftsumfeld | Irland | Investitionsförderung

Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen

Irlands Wirtschaft profitiert stark von ausländischen Investoren. Gerade deshalb sorgt die globale Mindeststeuer und die letzte Entlassungswelle bei Tech-Firmen für Aufmerksamkeit.

Von Marc Lehnfeld | Dublin

Ausländische Investitionen bilden Rückgrat der irischen Wirtschaft

Viele europäische Länder litten unter den wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise und blicken angesichts der breiten Mischung aus Lieferkettenengpässen, hochinflationärem Umfeld und geopolitischen Verschiebungen in eine schwierige Zukunft. Die irische Wirtschaft jedoch erfreut sich einer guten konjunkturellen Lage. Im Jahr 2022 wird das Bruttoinlandsprodukt real noch um 8,1 Prozent und 2023 um 4,4 Prozent wachsen. Auch der für Irland sinnvollere Wirtschaftsindikator, die modifizierte Binnennachfrage, steigt laut einer Prognose des irischen Wirtschaftsforschungsinstituts ESRI um 7,5 Prozent im Jahr 2022 beziehungsweise 2,5 Prozent im Jahr 2023.

Für die robuste Wirtschaftsentwicklung der Inselrepublik sorgen vor allem ausländische Investoren. Sie machten im ersten Quartal 2022 mehr als die Hälfte der Bruttowertschöpfung aus. Noch vor zehn Jahren war ihr Einfluss mit einem Anteil von rund 26 Prozent fast halb so groß. Die Rolle ausländischer Investoren könnte weiter steigen: Die nationale Investitionsförderagentur IDA Ireland meldete auch für das Jahr 2022 wieder Rekordwerte beim Ansiedlungserfolg. Demnach versprechen ausländische Investoren 242 Erweiterungs- und Neuinvestitionen, die mehr als 24.000 neue Arbeitsplätzen schaffen sollen. Davon sind bereits die Abwanderungen abgezogen, was ein neuer Rekord ist. 

Ausländische Direktinvestitionen in Irland (in Milliarden Euro)

Indikator

2018

2019

2020

Kumulierter Bestand

915,8

1.079,6

1.097,6

Nettotransfers 

-58,1

-69,2

-78,0

Quelle: Central Statistics Office 2021

USA sehen globale Mindeststeuer und Entlassungswelle in Irland gelassen

Irlands Wirtschaftsmodell als günstiger Standort für westliche Investoren gerät langsam unter Druck. Die Initiative der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zur Regelung einer global einheitlichen Mindestbesteuerung von Großkonzernen drängt das Land, den Körperschaftssteuersatz für solche Unternehmen von aktuell 12,5 Prozent auf 15 Prozent zu erhöhen. Allerdings ist das Verfahren zur einheitlichen Mindestbesteuerung ins Stocken geraten. Hinzu kommen die irischen Entlassungen im Zuge der letzten Kündigungswelle amerikanischer Social-Media-Unternehmen. Irlands Abhängigkeit von ausländischen Investoren zeigt damit in letzter Zeit auch eine schwierigere Facette.

Ein rapider Wandel in Irlands Attraktivität als Investitionsstandort ist laut amerikanischer Handelskammer AmCham nicht zu erwarten. Sie sieht zwar einen intensiveren Wettbewerb um ausländische Investoren. Zuletzt betonte sie aber, wie langfristig das Engagement vieler US-Firmen auf der irischen Insel angelegt sei und verwies darauf, dass allein Anfang November über 520 neue Arbeitsplätze angekündigt worden seien. 

Die beruhigende amerikanische Stimme ist nicht zu unterschätzen. US-Konzerne halten unmittelbar und über Drittländer mehr als zwei Drittel des gesamten irischen Auslandsdirektinvestitionskapitals. Apple, Google, Microsoft und Meta sind am Umsatz gemessen die größten Firmen in Irland. Dass der Strom der US-Investoren nicht abreißt, zeigte auch die Ankündigung von Pfizer Anfang Dezember 2022. Der Pharmakonzern erweitert seine Produktionsanlagen in Grange Castle für 1,2 Milliarden Euro.

Deutsche Investitionen in Einzelhandel, Anlagenbau und Pharmaindustrie

Deutschland belegt unter den wichtigsten Investoren im Land den zehnten Platz. Abweichend von den Angaben der Bundesbank ermittelt das irische Statistikamt für 2020 einen unmittelbaren und mittelbaren deutschen Investitionsbestand von 13,7 Milliarden Euro. Zu den größten deutschen Investoren im Land gehören die Einzelhändler Lidl und Aldi, der Anlagenbauer Exyte und der Softwarekonzern SAP. Der Pharmahersteller Merck gab Ende Mai 2022 bekannt, rund 440 Millionen Euro in Produktionsanlagen zu investieren. 

Deutsche Direktinvestitionen in Irland (in Millionen Euro)

Indikator

2018

2019

2020

Kumulierter Bestand

20.952

23.505

22.881

Nettotransfers

+20.711

+5.442

-637

Quelle: Deutsche Bundesbank 2022

 

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