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Branchenbericht | Israel | Foodtech

Bei alternativen Proteinen gehört Israel zur Weltspitze

In Start-ups im Bereich alternative Proteine sind in Israel 2021 mehr Investitionen geflossen als in der gesamten EU. Vor allem ausländische Firmen engagieren sich in der Branche.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Im Jahr 2021 entfielen auf Israel mit 623 Millionen US-Dollar (US$) 12 Prozent der weltweiten Start-up-Investitionen in die Entwicklung und Produktion alternativer Proteine. Damit lag das Land im internationalen Vergleich auf Rang zwei. Das geht aus einem im August 2022 vom Good Food Institute Israel (GFI Israel) veröffentlichten Bericht hervor. GFI Israel ist die israelische Filiale des in den USA angesiedelten Good Food Institute, das die Entwicklung und Produktion pflanzlicher und kultivierter Proteine unterstützt.

Interesse aus dem Ausland steigt

Ausländische Unternehmen sehen erhebliches Potenzial in der Branche. Im Jahr 2021 und im 1. Halbjahr 2022 haben mehrere ausländische Unternehmen Kooperationsvereinbarungen mit israelischen Partnern geschlossen. So will das französische Cateringunternehmen Sodexo laut dem GFI-Bericht mit der israelischen Firma SavorEat bei der Einführung von pflanzenbasierten Hamburgern in den USA zusammenarbeiten.

Die schweizerische Nestlé S.A. hat mit dem israelischen Spezialisten Future Meat die gemeinsame Auswertung von Produktionstechnologien für kultiviertes Fleisch und die Entwicklung darauf basierender Produkte vereinbart. Der brasilianische Lebensmittelhersteller BRF soll laut einer Vereinbarung mit der israelischen Firma Aleph Farms mithilfe der vom israelischen Partner entwickelten Technologie kultiviertes Fleisch herstellen und in Brasil auf den Markt bringen.

Der israelische Lebensmittelhersteller Tnuva und die schweizerische Migros-Genossenschaft haben vereinbart, bei der Produktion von Milchsubstituten für den europäischen Markt zu kooperieren. Das japanische Nahrungsmittelunternehmen Ajinomoto und die israelische Super Meat wollen gemeinsam Forschung und Entwicklung betreiben. Israelische Start-ups kooperieren aber auch mit einheimischen Nahrungsmittelherstellern.

Ausländisches Engagement besteht zudem bei Technologieinkubatoren, die junge Unternehmen bei der Entwicklung alternativer Proteine unterstützen. Zu den internationalen Partnern des Foodtech-Inkubators The Kitchen gehören die Firmen Givaudan (Schweiz), Danone (Frankreich), Mitsui (Japan), Mondelēz International (USA) und PepsiCo (USA). Am Trendlines Group-Inkubator ist unter anderem der Bayer Trendlines AG Innovation Fund beteiligt.

Israel auf Rang zwei hinter den USA

Die weltweiten Investitionen in Entwicklung und Produktion von alternativen Proteinen beliefen sich laut dem GFI-Bericht 2021 auf rund 5 Milliarden US$. Zwar lag Israel mit gewaltigem Abstand hinter den USA, wo Start-up-Investitionen von 3,3 Milliarden US$ in die Branche geflossen seien. Dennoch habe Israel 26 Prozent mehr Geld investiert als alle EU-Länder zusammengerechnet.

Gegenüber dem Vorjahr haben sich die israelischen Investitionen in alternative Proteine mehr als verfünffacht. Auch im 1. Halbjahr 2022 ließ das Investitionstempo nicht nach. 

Besonders stark ist das Land bei kultiviertem Fleisch. In diesem Bereich stellte Israel 2021, so GFI Israel, 36 Prozent der weltweiten Investitionen.

Hohe Dynamik

In den letzten Jahren war das Wachstum der Investitionen beeindruckend. Das lag nicht zuletzt daran, dass sich die Branche erst im Anfangsstadium befindet. Allerdings sieht das GFI Israel großes Expansionspotenzial auch für die Zukunft. Inzwischen haben sich alternative Proteine zur dominanten Sparte der israelischen Foodtech-Branche entwickelt. 

Start-up-Investitionen in alternative Proteine in Israel 2018 bis 2022 (Millionen US$)

Jahr

Investitionen in alternative Proteine

Investitionen in Foodtech insgesamt

Anteil der alternativen Proteine in %

2018

14

165

3,0

2019

59

218

27,1

2020

114

393

29,0

2021

623

866

71,9

2022  1. Halbjahr

320

452

70,9

Quelle: Israel - State of Alternative Protein Innovation Report, Good Food Institute Israel, aufgerufen am 13.9.2022

55 Start-ups in Israel

Mitte 2022 waren in Israel laut dem GFI-Bericht 55 Start-ups im Bereich alternativer Proteine tätig. Hiervon spezialisierten sich 24 Unternehmen auf pflanzenbasierte Erzeugnisse, 17 weitere auf Fermentationsprodukte und 14 auf die Kultivierung von Nahrungsmitteln.

Auch das Tempo der Start-up-Gründungen steigt. So wurden 10 der 55 Firmen allein im 1. Halbjahr 2022 ins Leben gerufen; während des gesamten Jahres 2021 waren es 11 Neugründungen.

Mit Blick auf die Entwicklungsphase sind pflanzenorientierte Start-ups am weitesten fortgeschritten. Acht von ihnen befinden sich bereits im Kommerzialisierungs- und Wachstumsstadium. Gleiches gilt nur für ein einziges auf Fermentation spezialisiertes Unternehmen und für keine der Kultivierungsfirmen.

Regierung fördert Forschung und Entwicklung

Die israelische Regierung fördert die Entwicklung alternativer Proteine. Dabei spielt die Innovationsbehörde (Israel Innovation Authority) die führende Rolle. Die Entwicklung ist auch hier dynamisch. So stellte die Innovationsbehörde der Branche alternativer Proteine in den Jahren 2011 bis 2021 insgesamt 33 Millionen US$ als Fördermittel zur Verfügung. Nach Angaben des GFI Israel entfielen fast 80 Prozent dieses Betrages auf die Jahre 2019 bis 2021 und 39 Prozent allein auf das Jahr 2021.

Den größten Teil der Förderung erhalten neue Start-ups. In den Jahren 2011 bis 2022 kamen dieser Kategorie schätzungsweise 55 Prozent des Gesamtförderbetrages zugute. 24 Prozent der Fördermittel gingen an die Kategorie der von Hochschulen gegründeten Firmen und circa 18 Prozent an Unternehmen, die bereits die Wachstumsphase erreicht haben. Die restlichen 3 Prozent stellte die Innovationsbehörde für internationale Kooperationsprojekte zur Verfügung.

Wachstum wird auf dem Weltmarkt gesucht

Auf dem einheimischen Markt spielen alternative Proteine noch keine bedeutende Rolle. Zwar wächst der mit diesen Erzeugnissen erzielte Umsatz und belief sich 2021 auf 254 Millionen US$. Das entspricht allerdings nur rund 0,1 Prozent des auf dem israelischen Nahrungsmittelmarkt erwirtschafteten Erlöses. Für die Branche dürfte das aber kein entscheidendes Wachstumshemmnis sein, da die israelischen Unternehmen vor allem auf dem Weltmarkt expandieren wollen.

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