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Branchen | Israel | Chemieindustrie

Chemieindustrie setzt auf Modernisierung und Spezialisierung

Israels Chemiebranche investiert in ihre Modernisierung. Das bietet deutschen Anlagen- und Maschinenbauern Geschäftschancen. Deutsche Chemiehersteller haben eine starke Position.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Die israelische Chemieindustrie gehört zu den führenden Industriezweigen des Landes. Inklusive der Petrochemie, aber ohne Pharmaprodukte, lag ihr Beitrag zur gesamten industriellen Wertschöpfung im Jahr 2022 bei 7,8 Prozent. Die israelische Industriestatistik fasst Chemie (ohne Pharma) und Petrochemie zu einer gemeinsamen Position zusammen, die nicht weiter aufgeschlüsselt wird.

Die Umsatzzahlen der Chemieindustrie schwanken zum Teil erheblich. Im Coronajahr 2020 brach ihr Umsatz ein, erholte sich 2021 jedoch schnell und nahm 2022 aufgrund höherer Weltmarktpreise sprunghaft zu. Dank Modernisierung und Spezialisierung rechnet sie sich für die kommenden Jahre gute Wachstumschancen aus.

Israels Chemiebranche konzentriert sich zu einem Großteil auf die Herstellung von Düngemitteln, Industriechemikalien und modernen Werkstoffen sowie petrochemischen Produkten. Der größte Chemiehersteller des Landes, ICL, spezialisiert sich hauptsächlich auf Düngemittel, die Nummer zwei, ORL-BAZAN, gehört der Petrochemiesparte an.

Rationalisierung lässt Produktivität steigen

Um sich dem intensiven Wettbewerb im Auslandsgeschäft und der Konkurrenz durch Importprodukte auf dem einheimischen Markt erfolgreich zu stellen, setzt die israelische Chemieindustrie auf Rationalisierung. Damit konnte sie ihre Produktivität in den letzten Jahren deutlich steigern.

Laut Angaben des Zentralamts für Statistik (Central Bureau of Statistics) lag im Jahr 2022 die Wertschöpfung der Branche je Beschäftigtem 18,1 Prozent über dem Wert von 2017. Damit wies sie im Jahrfünft 2018 bis 2022 ein durchschnittliches Wachstum von 3,4 Prozent pro Jahr auf.

Umsatz und Produktivität der israelischen Chemieindustrie 1)

Jahr

Umsatz in Mrd. US-Dollar

Produktivitätsentwicklung im Vergleich zum Vorjahr in % 2)

2018

18,8

2,5

2019

18,5

1,0

2020

14,4

6,2

2021

19,8

-1,2

2022

28,0

8,8

1 Chemie und Petrochemie, ohne Pharma; 2 Wertschöpfung je Beschäftigem in konstanten PreisenQuelle: Zentralamt für Statistik, aufgerufen am 23.03.2023

Modernisierungsinvestitionen schaffen Geschäftschancen

Wie Nir Kantor, Direktor des Fachverbands der Chemieindustrie (Chemical, Pharmaceutical, and Environmental Industries Association) erläutert, investiert die israelische Branche hohe Beträge in die Modernisierung und Rationalisierung ihrer Produktion. Dabei, so Kantor, spielen Investitionen in Industrie 4.0 eine zunehmende Rolle. Der Mangel an Fachkräften verstärke den Modernisierungsdruck zusätzlich.

Kantor erwartet, dass die Modernisierung auch in den kommenden Jahren anhalten wird. Sie werde von Großunternehmen angeführt, alerdings zögen auch kleinere und mittelgroße Unternehmen nach.

Die Investitionen bieten ausländischen, darunter auch deutschen Unternehmen zahlreiche Geschäftschancen. Die israelische Industrie bezieht das Gros ihrer Investitionsgüter aus dem Ausland. Dabei gehört die Chemieindustrie zu den wichtigsten Abnehmerbranchen. Im Jahr 2022 investierte sie 203 Millionen US-Dollar (US$) in Maschinen und Ausrüstungen aus dem Ausland.

Importierte Maschinen und Ausrüstungen in der Chemiebranche (in Millionen US-Dollar) *)

Jahr

Chemie ohne Pharma

Petrochemie

Insgesamt

2018

146

33

179

2019

170

73

243

2020

151

34

185

2021

220

41

261

2022

165

38

203

* Binnenpreisangaben, umgerechnet nach dem jahresdurchschnittlichen WechselkursQuelle: Zentralamt für Statistik, aufgerufen am 23.03.2023

Forschung und Entwicklung für Highend-Produkte

Dabei spielt auch ein hoher Spezialisierungsgrad eine wichtige Rolle. Die israelische Chemieindustrie konzentriert sich großenteils auf Highend-Produkte. Um ihr hohes technologisches Niveau zu wahren, investiere sie intensiv in Forschung und Entwicklung (FuE), so Kantor.

Die FuE-Investitionen der Branche würden in ihrer überwiegenden Mehrheit von israelischen Herstellern getragen. Daher verbleibe der Großteil des von der Chemiebranche entwickelten Know-hows in Israel und helfe beim Ausbau der einheimischen Produktion. Dagegen spielten beispielsweise in der Elektronik- und Softwareindustrie ausländische FuE-Zentren eine entscheidende Rolle.

Petrochemie trotz Energiewende gut im Sattel

Mit Blick auf die Petrochemie geht der Fachverband davon aus, dass diese auf absehbare Zeit eine Schlüsselindustrie der israelischen Wirtschaft bleiben wird. Sie werde langfristig infolge der stärkeren Betonung erneuerbarer Energien einen Nachfragrückgang im Segment fossiler Treibstoffe erleiden. Allerdings glaubt der Verband nicht, dass diese Entwicklung sich bis Ende des Jahrzehnts bemerkbar machen wird, möglicherweise auch nicht gleich danach. Zum einen, so Kantor, schreite der Aufbau erneuerbarer Energien zur Stromgewinnung langsamer als geplant voran. Zum anderen werde auch die Umstellung auf vollelektrische Kfz viel Zeit in Anspruch nehmen.

Einheimische Vorprodukte bevorzugt

Dennoch bereiten sich die israelischen Petrochemieunternehmen schon jetzt auf die Herstellung alternativer, insbesondere wasserstoffbasierter Treibstoffe vor. Ziel ist es, langfristig grünen Wasserstoff rentabel herzustellen.

Die Nachfrage nach petrochemischen Vorprodukten für die Chemieindustrie, so Kantor, werde von Nachfrageverschiebungen auf dem Treibstoffmarkt kaum berührt. Israelische Chemiehersteller versorgten sich mit Raffinerieprodukten aus Gründen der Lieferkettensicherheit großenteils bei einheimischen Herstellern.

Kräftige Präsenz deutscher Exporteure

Israel ist ein Nettoexporteur von Chemieprodukten. Im Jahr 2022 lagen die Ausfuhren der Chemieindustrie ohne Pharma wertmäßig 81,5 Prozent über den Einfuhren. Die wichtigsten Exportkategorien sind organische Chemikalien und Düngemittel. Organische Chemikalien spielen die mit Abstand größte Rolle auch bei den Einfuhren.

Einfuhr und Ausfuhr von Chemieprodukten *) (in Milliarden US-Dollar)

Jahr

Einfuhren

Ausfuhren

2018

4,6

8,0

2019

4,6

10,9

2020

4,8

10,0

2021

5,6

8,5

2022

6,7

12,1

* Chemie und Petrochemie, ohne Pharma Quelle: Zentralamt für Statistik, aufgerufen am 23.03.2023

Deutsche Exporteure sind auf dem israelischen Markt gut etabliert. Nach den jüngsten verfügbaren Angaben lagen die israelischen Importe von Chemieerzeugnissen ohne Pharma aus Deutschland im Jahr 2021 bei 578 Millionen US$. Das entsprach einem Importmarktanteil von 10,3 Prozent.

Führende Chemie- und Petrochemieunternehmen 2022

Unternehmen

Umsatz in Mio. US$ *)

Anteil der Ausfuhr und/oder der Auslandsproduktion am Gesamtumsatz in %

Spezialisierung

ICL Group

22.466

95,8

Düngemittel, Flammschutzmittel u.a.

ORL – BAZAN

21.245

44,9

Raffinerie, Petrochemie

Carmel Olefins

3.523

60,8

Petrochemie, Rohstoffe für die Kunststoffindustrie

Newmed Energy

2.435

k.A.

Erdgasexploration und -förderung

Haifa Group

1.866

95,6

Agrar- und Industriechemikalien

Sano

1.829

11,6

Wasch- und Reinigungsmittel, Hygieneprodukte

Gadiv

1.608

72,2

Petrochemie

Naphtha

1.359

11,4

Erdgas- und Erdölsuche

Isramco Negev 2

1.325

k.A.

Teilhaber von Erdgasvorkommen

Phibro Animal Health

570

k.A.

Tiergesundheitsprodukte für die Landwirtschaft

* Binnenpreisangaben, umgerechnet nach dem jahresdurchschnittlichen WechselkursQuelle: Dun & Bradstreet Israel, aufgerufen am 23.03.2023

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