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Branchen | Israel | E-Mobilität

Erfolge und Probleme bei E-Mobilität

Der Übergang zur Elektromobilität ist erklärtes Ziel der israelischen Regierung. Auf der anderen Seite will sie den Pkw-Bestand eindämmen.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

In den Jahren 2020 und 2021 konnte Israel bei der angestrebten Hinwendung zur E-Mobilität durchaus Fortschritte vorweisen. So entfiel auf rein fossil, also mit Benzin, Dieselkraftstoff oder Gas betriebene Fahrzeuge nur noch weniger als die Hälfte der Zunahme des Kfz-Bestands. Den größten Beitrag zur Aufstockung der Kfz-Zahl spielten Hybridautos. Aber auch die Bedeutung vollelektrischer Fahrzeuge nahm 2021 deutlich zu.

Entwicklung des Kfz-Bestands 2020 und 2021 1)

Kennziffer

2020

2021

Kfz-Bestand (zum Jahresende; Tsd. Einheiten), davon

3.689

3.840

  Fossiler Antrieb

3.461

3.524

  Hybridfahrzeuge (inklusive Plug-in)

224

300

  Vollelektrische Fahrzeuge

4

16

Zunahme gegenüber Vorjahr (Neuzugänge abzüglich Abmeldungen; Tsd. Einheiten)

89

151

Anteil an der Zunahme des Kfz-Bestands in Prozent 2)

  Fossiler Antrieb

45,0

41,8

  Hybridfahrzeuge (inklusive Plug-in)

52,8

50,4

  Vollelektrische Fahrzeuge

2,1

7,8

1) Zahlen auf 1.000 gerundet; 2) Berechnung der Prozentzahlen ohne Rundung der absoluten AusgangszahlenQuelle: Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics)

Achtungserfolge reichen nicht aus

Trotz der Achtungserfolge, die Wagen mit alternativem Antrieb erzielen konnten, bleibt ihr Anteil am gesamten Kfz-Bestand noch immer überschaubar. Ende 2021 entfielen auf Hybridfahrzeuge insgesamt 7,9 Prozent aller zugelassenen Kraftfahrzeuge, wobei Hybride ohne Auflademöglichkeit 7 Prozent und Plug-ins 0,9 Prozent stellten. Vollelektrische Fahrzeuge schlugen lediglich mit 0,4 Prozent des Kfz-Bestands zu Buche.

Somit hat Israel noch einen weiten Weg vor sich, bis die hohe Abhängigkeit von rein fossil betriebenen Kfz überwunden werden kann. Zudem ist die künftige Marktentwicklung für Hybridautos und für voll elektrische Fahrzeuge nicht nur wegen globaler Entwicklungen, sondern auch wegen einheimischer Besonderheiten nicht problemfrei.

Straßennetz ist überlastet

Der Regierung wurde immer stärker bewusst, dass jedes Fahrzeug, unabhängig von seinen Emissionen, zur Überbelastung des Straßennetzes beiträgt. Da diese Situation immer unerträglicher wird, gab das Verkehrsministerium das Ziel vor, das Wachstum des Kfz-Bestands zumindest einzudämmen. Im Rahmen dieser Bemühungen wurde die Sondererleichterung, die Hybridfahrzeuge bei der Pkw-Besteuerung genossen, ab 2022 abgeschafft. Die für vollelektrische Pkw nach wie vor bestehende Sondersteuervergünstigung soll ab 2023 stufenweise reduziert werden.

Ob solche steuerliche Mehrbelastung von Hybriden und E-Autos unter den Bedingungen des israelischen Marktes das Wachstum des Pkw-Bestands eindämmen kann, muss sich aber erst zeigen. Mit einem Pkw-Motorisierungsniveau von 350 Fahrzeugen je 1.000 Einwohner hinkt Israel führenden Industrieländern deutlich hinterher. Deshalb steht der Erwerb eines Automobils hoch oben auf der Prioritätsliste israelischer Haushalte. Wenn Hybridfahrzeuge und vollelektrische Wagen durch die Steuerpolitik verteuert werden, werden viele Käufer fossil betriebene Autos bestellen, statt auf einen fahrenden Untersatz zu verzichten. Somit findet eine Umschichtung der Nachfrage nach Pkw, kaum aber eine Dämpfung der Neuzulassungszahlen statt.

Das ist der Regierung bewusst, doch ist ihr Handlungsspielraum für eine spürbare Eindämmung des Pkw-Erwerbs begrenzt. Theoretisch ließe sich der Kauf von Neuwagen durch eine drastische Erhöhung der Pkw-Sonderkaufsteuer (Satz liegt bei 83 Prozent des Einfuhrwertes) merklich eindämmen. Eine solche Maßnahme wäre politisch aber so unpopulär, dass sie als nicht durchsetzbar gilt.

Hinzu kommt, dass Antriebsbatterien für vollelektrische Fahrzeuge durch Lieferkettenstörungen zumindest vorläufig teurer geworden sind, was auch die Endverbraucherpreise steigen ließ. Falls die Batteriekosten nicht bald zurückgehen, wären die Preise von E-Autos durch die geplante Steuererhöhung doppelter Belastung ausgesetzt. Ein Abwürgen des Marktes für Elektrowagen wäre aber nicht im Sinne der Regierung, die in der Förderung der E-Mobilität ein wichtiges umweltpolitisches Instrument sieht.

Ladenetz vordringliche Aufgabe

Eine wichtige Frage lautet zudem, wie und wie schnell ein ausreichendes Ladenetz für Elektrowagen errichtet werden kann, und zwar sowohl im öffentlichen Raum als auch in Wohnhäusern. Zu diesem Zweck muss in vielen Gebäuden die elektrische Installation an die erhöhte Belastung angepasst werden. Zudem müssen die gesetzlichen Voraussetzungen für einen schnellen Ausbau der Ladeinfrastruktur verbessert werden.

Naturgemäß würde es die Regierung vorziehen, den mit einer Masseneinführung elektrischer Fahrzeuge einhergehenden erhöhten Elektrizitätsbedarf mithilfe erneuerbarer Energien zu bewältigen, um die umweltschonende Wirkung der E-Mobilität zu maximieren. Im Augenblick hinkt Israel den selbstgesetzten Ausbauzielen für erneuerbare Energien aber hinterher.

Autofahrer grundsätzlich interessiert

Grundsätzlich zeigen israelische Autofahrer Interesse an Elektroautos. Laut einer Schätzung der israelischen Strombehörde (Electricity Authority) könnten bereits 2025 rund 300.000 elektrische Fahrzeuge auf Israels Straßen unterwegs sein. Das wäre fast das Zwanzigfache des Ende 2021 verzeichneten Standes.

Ob ein solches Marktpotenzial angesichts der bestehenden Schwierigkeiten bis dahin realisiert werden kann, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall muss sich Israel aber verstärkt auf das Jahr 2030 einstellen. Ab diesem Zeitpunkt soll nämlich die Einfuhr von Kfz mit fossil betriebenen Motoren untersagt sein.

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