Hotelgewerbe investiert in die Zukunft

Mit Blick auf ihre langfristige Entwicklung ist die israelische Hotelbranche optimistisch. Sie erwartet, dass der Tourismus nicht nur die Folgen der Coronakrise überwindet, sondern auch zu seinem Wachstumstrend von vor der Pandemie zurückkehrt: In den Jahren 2016 bis 2019 war die Zahl ausländischer Besucher insgesamt um 63 Prozent in die Höhe geschnellt.

Auch die Binnennachfrage ist wichtig

Entwicklungspotenzial sehen die Hoteliers aber nicht nur bei Ausländern, sondern auch im Binnentourismus, der eine wichtige Umsatzstütze ist. Selbst als die Anzahl ausländischer Touristen 2019 ihren bisherigen Rekord erreichte, erwirtschafteten die Hotels 56 Prozent der gesamten Übernachtungserlöse immer noch dank inländischer Gäste. 

Gute Wachstumschancen im Inländersegment rechnet sich das Hotelgewerbe nicht zuletzt angesichts der um durchschnittlich rund 1,9 Prozent jährlich expandierenden Bevölkerungszahl aus. Durch den zunehmenden Wohlstand wird diese Entwicklung zusätzlich verstärkt.

Geschäftspotenzial für ausländische Unternehmen

Eine langfristige Expansion des Hotelgewerbes bietet auch ausländischen Unternehmen neue Geschäftschancen. Das gilt nicht nur für Investitionsmöglichkeiten, sondern auch für Zulieferungen.

Israels Baubranche ist in hohem Maß von Einfuhren von Maschinen und Ausrüstungen sowie importierten Baumaterialien abhängig. Hinzu kommt ein höherer Bedarf nach für Hotels spezifischen Ausrüstungen. Hierzu zählen beispielsweise Hotelmöbel, Gegenstände für die Innenausstattung, Küchentechnik, Sportgeräte oder auch Freizeitanlagen wie Schwimmbäder und Attraktionen für Kinder.

Bautätigkeit zieht an

Derweil zieht die Bautätigkeit im Hotelgewerbe an. Eines der Anzeichen dafür liefert die amtliche Baustatistik. Die Baufläche der im Durchführungsstadium befindlichen Hotelbau- und -ausbauprojekte lag Ende 2021 um 14 Prozent über dem Vorjahresstand. Die Zahl der behördlichen Neubau- und Ausbaugenehmigungen für Hotels nahm 2021 gegenüber dem Krisenjahr 2020 um 21 Prozent zu; im Jahr 2021 wurden 167 solcher Projekte genehmigt.

Ein weiteres Indiz ist der Wunsch vieler Stadtverwaltungen, den Tourismus innerhalb ihrer munizipalen Grenzen auszubauen. Zu diesem Zweck machen sie Baugenehmigungen für die zunehmend populären Mehrzweckhochhäuser von der Integration von Hotels in die zu errichtenden Gebäude abhängig.

Die bisher bekannt gewordenen neuen Projekte zeigen, dass die Branche in den nächsten Jahren massiv investieren will. So etwa erklärte eine der führenden israelischen Hotelketten, Isrotel, dass sie bis 2026 zwölf neue Hotels, die sich Anfang 2022 teils in der Bauphase und teils in Planung befänden, eröffnen werde.

Wie das Unternehmen erklärte, wolle es sowohl auf die zu erwartende Erholung des internationalen Tourismus vorbereitet sein als auch genug Raum für einheimische Gäste schaffen. Zwar zielten Hotels in Tel Aviv und in Jerusalem hauptsächlich auf ausländisches Publikum ab, doch seien die meisten Standorte außerhalb der Saison - neun Monate im Jahr - auf Inländer angewiesen.

Hotelboom am Roten Meer

Zu den bei einheimischen Gästen besonders beliebten Standorten gehört die Stadt Eilat am Roten Meer. Für viele Israelis ist Eilat mit seinem Wüstenklima und Naturattraktionen "fast schon Ausland", wie es oft heißt. Zudem ist es mit einer Anreisezeit von drei bis vier Stunden aus dem Landeszentrum schneller und einfacher zu erreichen als selbst nahe gelegene Auslandsdestinationen im Mittelmeerraum. In der Stadt, die mit rund 50.000 Einwohnern gerade mal etwas mehr als 0,5 Prozent der israelischen Landesbevölkerung stellt, sind knapp 11.000 Hotelbetten zu finden. Das entspricht rund 19 Prozent aller landesweit vorhandenen Hotelbetten.

Bis Ende des Jahrzehnts könnte sich die Zahl der Eilater Hotelzimmer in etwa verdoppeln. Nach einer Aufstellung der Wirtschaftszeitung Globes befanden sich Mitte 2022 rund 1.000 Hotelzimmer in Eilat in der Bauphase. Weitere 1.800 Zimmer waren in fortgeschrittenem und circa 8.700 in frühem Planungsstadium.

Ausbaupläne in Tel Aviv und Jerusalem

Aber auch die beiden anderen Hauptstandorte des israelischen Tourismus - Tel Aviv und Jerusalem - haben umfangreiche Ausbaupläne. Tel Aviver Hoteliers hoffen, stärker als bisher israelische Gäste mit Kurzurlaubsangeboten in der Stadt anzusprechen, die nicht nur die Wirtschafts-, sondern auch die Kulturmetropole Israels ist.

In Jerusalem wiederum wollen die Stadtplaner zunehmend Hochhäuser bauen, wie sie im Tel Aviver Ballungsraum längst gang und gäbe sind. Das würde Raum für Mehrzwecknutzung schaffen. Ein Beispiel ist das im Jerusalemer Stadtteil Kiryat Yovel geplante, 40 Stockwerke hohe Gebäude, in dem unter anderem ein Hotel untergebracht werden soll. 

Tourismus erholt sich nach und nach von Corona

Unterdessen kehren ausländische Gäste allmählich zurück. Die Zahl der Touristen, die in Israel übernachten - also ohne Berücksichtigung der Tagesbesucher - erreichte in den ersten acht Monaten 2022 eine Zahl von 1,5 Millionen. Das entspricht 52 Prozent des Niveaus im entsprechenden Zeitraum des Jahres 2019. Gegenüber dem 2020 erreichten Tiefpunkt bedeuteten die 1,5 Millionen Besucher sogar einen Anstieg um das Sechsfache.

Dank des Beitrags einheimischer Gäste belief sich der Gesamterlös der Hotels aus Übernachtungen im 1. Halbjahr 2022 in laufenden Binnenpreisen bereits auf 65 Prozent des Vergleichszeitraums 2019. In Dollarwerten hatten die Gesamteinnahmen der israelischen Hotels aus Übernachtungen 2021 bei 2,6 Milliarden US-Dollar gelegen.