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Branchen | Israel | Maschinen- und Anlagenbau

Industrie 4.0 prägt zunehmend den israelischen Maschinenmarkt

Israels Maschineninvestitionen sind 2021 stark gestiegen. Immer mehr Betriebe erwerben modernste Anlagen und Technologien. Das bietet auch deutschen Exporteuren Geschäftschancen.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Die Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen sind 2021 in Israel in realen Binnenpreisen um 11,3 Prozent gestiegen. Das geht aus den vom Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics) im März 2022 veröffentlichten Ergebnissen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung hervor. Damit machten sie den Rückgang der beiden vorangegangenen Jahre mehr als wett und erreichten ein historisches Höchstniveau. Ihr Dollarwert lag bei umgerechnet 12,9 Milliarden US-Dollar.

Hohe Relevanz für ausländische Anbieter

Die Entwicklung der israelischen Maschinen- und Ausrüstungsinvestitionen ist für ausländische Anbieter von besonderem Interesse, da die Importquote auf diesem Markt hoch ist: 2021 lag sie bei 68,9 Prozent.

Zwar verfügt Israel über eine eigene Maschinenbauindustrie, doch sucht diese ihre Wachstumschancen weniger auf dem Binnenmarkt als im Exportgeschäft. Nach den jüngsten verfügbaren Angaben der Industriestatistik lag ihre Exportquote 2019 bei 60,8 Prozent.

Verarbeitendes Gewerbe setzt zunehmend auf Industrie 4.0

Von großer Bedeutung für ausländische Marktteilnehmer sind die Bemühungen der israelischen Industrie, ihre im OECD-Vergleich relativ niedrige Produktivität zu steigern. Zwar ist nicht nur der Mangel an modernsten Produktionsanlagen und -verfahren für das ungenügende Produktivitätsniveau verantwortlich. Vielmehr spielen auch Faktoren wie der nicht immer ausreichende Ausbildungsstand der Belegschaften und eine oft komplizierte Regulierung der Wirtschaftstätigkeit eine Rolle. Dennoch ist effizientere Produktionstechnik eine unabdingbare Voraussetzung für eine Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit vieler israelischer Betriebe.

Das erkennen immer mehr Unternehmen an und setzen diese Erkenntnis auch in Taten um. Eine von der Industriellenvereinigung (Israel Manufacturers'  Association) Ende 2021 unter ihren Mitgliedsfirmen durchgeführte Umfrage zeigte eine schnell wachsende Vertrautheit mit modernsten Industrieverfahren: 44 Prozent der befragten Betriebe gaben an, sich mit Industrie 4.0 „gut auszukennen“. Noch im Vorjahr waren es nur 39 Prozent und 2019 lediglich 23 Prozent.

Der Anteil der Unternehmen, die bereits in Industrie 4.0 investiert haben, stieg von 14 Prozent im Jahr 2019 auf 20 Prozent im Jahr 2021. Demgegenüber sank der Anteil der Unternehmen, die in absehbarer Zeit keine Investitionen zur Einführung moderner Produktionsverfahren planen, deutlich von 42 Prozent im Jahr 2019 auf 13 Prozent im Jahr 2021. Weitere 28 Prozent der Unternehmen planten Ende 2021 den Übergang zur Industrie 4.0 oder zogen dies in Erwägung.

Robotisierung und Automatisierung führen die Wunschliste an

Wie die Umfrage ferner ergab, versprechen sich 51 Prozent der befragten Unternehmen vom Übergang zur Industrie 4.0 „starke positive Auswirkungen“ auf ihre Wettbewerbsfähigkeit. Diese Erwartung wird entsprechende Investitionen vorantreiben. Weitere 12 Prozent erwarten immerhin „geringe positive Auswirkungen“.

Mit dieser Entwicklung wird die Modernität von Anlagen und Maschinen zu einem immer wichtigeren Verkaufsargument auf dem israelischen Markt. Das wird Anbietern von Spitzentechnologie und damit auch deutschen Unternehmen zugutekommen.

Beratung kann beim Geschäftsabschluss ebenfalls helfen: 30 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, durch einen externen Berater auf Verfahren der Industrie 4.0 aufmerksam geworden zu sein. Weitere 21 Prozent verschafften sich Erstinformationen bei Lehrgängen und Veranstaltungen.

Umfrageteilnehmer wollen vor allem in modernste Produktionsroboter und eine umfassende Automatisierung der Produktionsprozesse investieren. Als weitere bedeutende Investitionsziele wurden das Internet der Dinge (IOT) und intelligente Kommunikationsinfrastruktur sowie Big-Data-Analyse genannt.

Rapides Wachstum bei Logistik

Es ist aber nicht nur die Industrie, die technologischen Fortschritt sucht. Ein wichtiger Kunde für Modernisierung und Automatisierung ist die Logistikbranche. Im März 2022 erklärte Yehuda Tunik, Rechtsberater der israelischen Eisenbahngesellschaft Israel Railways und der Hafenentwicklungsgesellschaft Israel Ports Development & Assets Company, die Logistikbranche setze bei ihrer Entwicklung in großem Umfang Hightech-Lösungen ein.

Zugleich müssen Logistik-Dienstleister ihre Kapazitäten angesichts des steigenden Bedarfs in den kommenden Jahren schnell ausbauen. Im Sommer 2021 erklärte CBRE Israel, eine Tochterfirma der auf Dienstleistungen für den gewerblichen Immobiliensektor spezialisierten US-amerikanischen CBRE Group, die Gesamtfläche der Logistikzentren in Israel nehme um 15 Prozent im Jahr zu. Der Bau so vieler neuer Kapazitäten ermöglicht naturgemäß die rechtzeitige Einplanung automatisierter Arbeitsprozesse.

Hoch technologisierte Systeme halten auch in anderen Bereichen Einzug ein, darunter in der Landwirtschaft, in der beispielsweise automatisch gesteuerte und mit moderner Sensorik ausgestattete Bewässerungssysteme eine wichtige Rolle spielen, aber auch mit Robotisierung experimentiert wird. Ein weiterer Bereich ist das Verkehrswesen, das in den kommenden Jahren Hochtechnologie für optimierte Verkehrsregelung und erhöhte Verkehrssicherheit einsetzen will.

Israelische Einfuhr von Maschinen und Ausrüstungen 2017 bis 2021 (in Millionen US-Dollar)

Jahr

Einfuhr (in Mio. US$)

2017

8.411

2018

8.636

2019

7.495

2020

7.226

2021

8.892

Der Importwert der Maschinen und Ausrüstungen ist geringfügig niedriger als der statistisch ausgewiesene Investitionswert, da letzterer auch binnenwirtschaftliche Ausgaben wie Auslieferung, Installierung und Inbetriebnahme umfasst.Quelle: Monatsschrift zur Außenhandelsstatistik (Foreign Trade Statistics Monthly), diverse Ausgaben, Zentralamt für Statistik

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