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Israel legt Ausbaupläne für Fotovoltaik vor

Das Energieministerium hält an dem Ziel fest, die Stromerzeugung 2030 zu 30 Prozent aus erneuerbaren Energien zu bestreiten. Ein neuer Plan führt aus, wie das erreicht werden soll.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Beim Ausbau erneuerbarer Energien hat Israel bisher wenig Grund zur Freude. Das für 2020 anvisierte Ziel, 10 Prozent der Elektrizität aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, wurde nicht einmal annähernd erreicht: Der tatsächliche Anteil lag bei 6 Prozent und stieg 2021 auf nur 8 Prozent.

Dennoch kündigte das Energieministerium im Februar 2022 an, an der 30-Prozent-Vorgabe zum Ende des Jahrzehnts festzuhalten. Ende Mai 2022 veröffentlichte es einen detaillierten Plan zur Erreichung dieses Ziels.

Orientierungshilfe für Marktteilnehmer

Die Autoren des neuen Plans räumen ein, die Chancen, die Vorgabe pünktlich bis Ende 2030 einzuhalten, seien „grenzwertig“. Dennoch zeigt die Planung die in den kommenden Jahren zu bewältigenden Aufgaben und gibt damit Anbietern relevanter Ausrüstungen und Technologien Orientierungshilfe.

Eine Konstante bleibt der nahezu ausschließliche Rückgriff auf Fotovoltaik. So schätzt das Energieministerium, 2030 werde die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen bei 27,9 Terawattstunden liegen. Davon sollen 26,8 Terawattstunden auf Sonnenenergie entfallen, und zwar zu mehr als 99 Prozent auf Fotovoltaik, während Solarthermie so gut wie keine Rolle spielt.

PV-Kapazität wird verfünffacht

Ende 2021 waren in Israel Solaranlagen mit einer Gesamtleistungskapazität von 3.591 Megawatt installiert. Davon entfielen 3.351 Megawatt auf Fotovoltaik und nur 240 Megawatt auf thermosolare Energie.

Bis 2030, so der neue Plan, sind neue fotovoltaische Kapazitäten von insgesamt 13.554 Megawatt, aber keine neuen thermosolaren Anlagen vorgesehen. Damit würde sich die fotovoltaische Erzeugungskapazität innerhalb der Zeitspanne 2022 bis 2030 verfünffachen.

Bodenknappheit zwingt zu Einfallsreichtum

Die große Frage lautet, wo die neuen PV-Kapazitäten installiert werden sollen. Als ein kleines und zugleich dicht besiedeltes Land verfügt Israel nämlich kaum noch über Bodenreserven für Fotovoltaikanlagen.

Die gesamte Bodenfläche, die laut nationaler Bodennutzungsplanung ausschließlich für die Errichtung fotovoltaischer Anlagen verwendet werden darf, beträgt lediglich 68 Quadratkilometer. Von diesen sind, wie das Energieministerium im Juni 2022 gegenüber Germany Tade & Invest erklärte, bereits 53 Quadratkilometer verplant.

Angesichts der Bodenknappheit können nicht mehr als circa 20 Prozent der bis 2030 benötigten neuen PV-Kapazitäten auf diesen "exklusiven"  Böden errichtet werden. Der Rest verteilt sich auf sogenannte Dualnutzungsflächen, die nicht ausschließlich für fotovoltaische Anlagen bestimmt sind. Dabei spielen Dächer von Gebäuden die wichtigste Rolle: Auf ihnen sollen 34 Prozent der fotovoltaischen Neukapazitäten entstehen.

Wasserreservoirs tragen weitere 20 Prozent dazu bei. Für den Rest kommen Agrarflächen und andere Standorte auf, zu denen unter anderem Straßenkreuzungen, Mülldeponien, Parkplätze und sogar Friedhöfe gehören.

Liefer- und Investitionschancen

Die massive Kapazitätsaufstockung bedeutet, dass der Fotovoltaiksektor in den kommenden Jahren einen massiven Investitionsschub erleben wird. Das öffnet auch ausländischen Unternehmen Liefer- und Investitionschancen.

Um Investoren anzuziehen, sieht der Plan des Energieministeriums zudem eine erhebliche Vereinfachung und Beschleunigung des Genehmigungsverfahrens vor. Unter anderem fordert das Ressort die Schaffung einer zentralen Dienststelle, die nach dem One-Stop-Prinzip die Anträge auf die Errichtung von PV-Anlagen entgegennehmen, sie an die verschiedenen zuständigen Behörden weiterleiten und dann wieder zur abschließenden Bearbeitung an sich nehmen soll. Damit hätten Investoren nur noch einen für all ihre Belange zuständigen Ansprechpartner.

Der Staat greift tief in die Tasche

Investieren muss auch der Staat. Für die Umstellung eines bedeutenden Teils des Stromnetzes auf erneuerbare Energien werden bis 2030 schätzungsweise umgerechnet 4,5 Milliarden bis 5,5 Milliarden US-Dollar erforderlich sein.

Dabei müssen fast 100 Umspannwerke und 6 Schaltstationen gebaut werden. Ferner sind rund 1.000 Kilometer 161-Kilovolt-Hochspannungsleitungen und circa 600 Kilometer 400-Kilovolt-Höchstspannungsleitungen zu verlegen.

Ausbau geht auch nach 2030 weiter

Laut dem Regierungsplan zum Übergang zu kohlenstoffarmer Wirtschaft soll der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung bis 2050 auf mindestens 50 Prozent wachsen. Da der Strombedarf auch in absoluten Zahlen weiterhin schnell zunimmt, wird dies einen groß angelegten Ausbau erneuerbarer Stromerzeugungskapazitäten verlangen.

Damit die von der Regierung für 2050 gemachte Mindestvorgabe von 50 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien erzielt werden kann, sind nach Angaben des Energieministeriums zwischen 2030 und 2050 zusätzliche erneuerbare Kapazitäten von rund 40.000 Megawatt zu errichten. Dabei soll es sich, wie bisher, hauptsächlich um Solarenergie handeln.  

Markt langfristig attraktiv

Wie sich eine solche Kapazitätssteigerung bewältigen lässt, ist gegenwärtig schwer zu sagen. Nicht zuletzt bleibt abzuwarten, in welchem Maß zusätzliche Dualzweckflächen in Anspruch genommen werden können - beispielsweise Außenwände von Gebäuden - und inwieweit neue Technologien dank höherer Nutzungskoeffizienten die Erzeugungskapazitäten steigern werden.

Sicher ist in jedem Fall, dass Israels Sonnenenergiemarkt über das Jahr 2030 hinaus unverändert wachsen muss. Daher ist die israelische Branche für ausländische Geschäftspartner auch in der langen Frist interessant.

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