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Israel öffnet das Meer für neue Erdgassuche

Das Energieministerium setzt die erst vor wenigen Monaten auf Eis gelegte Ausschreibung von Explorationslizenzen wieder in Gang. Die Veröffentlichung wird noch 2022 erwartet.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Ende Mai 2022 hat die israelische Energieministerin, Karine Elharrar, die Fachebene ihres Ressorts angewiesen, „sich auf die vierte Ausschreibungsrunde für Erdgasexplorationslizenzen in Israels Wirtschaftsgewässern einzustellen“.

Die ersten drei Ausschreibungen fanden in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts statt. In davorliegenden Jahren wurden andere Vergabeverfahren verwendet.

Ukraine-Krieg führte zu Umdenken

Wie das Energieministerium (Ministry of Energy) im Juni 2022 gegenüber Germany Trade & Invest erklärte, befindet sich die neue Ausschreibung bereits in Vorbereitung. Dabei hatte Elharrar noch fünf Monate zuvor die von ihrem Amtsvorgänger Yuval Steinitz im Januar 2021 angeordnete Einleitung der vierten Explorationsrunde auf Eis gelegt und angekündigt, die Bemühungen des Ministeriums stattdessen stärker auf die Förderung erneuerbarer Energien auszurichten.

Indessen haben der Krieg in der Ukraine und der daraus resultierende Beschluss der Europäischen Union (EU), ihre Abhängigkeit von Erdgaslieferungen aus Russland zu reduzieren, Israel zum Umdenken gebracht. Die Regierung hofft nunmehr, das Land künftig zu einem bedeutenden Erdgaslieferanten Europas zu machen. Das ist der Grund für die neue Explorationsrunde.

Neue Suche deutet auf langfristige Pläne hin

Die Eröffnung der Wirtschaftsgewässer deutet darauf hin, dass Israel eine langfristige Exportstrategie verfolgt. Angesichts der langen Zeit, die zwischen der Ausschreibung und tatsächlicher Erdgasförderung vergehen kann, ist es nämlich durchaus möglich, dass eventuelle Funde erst im nächsten Jahrzehnt zur Marktversorgung beitragen können.

Um ein aktuelles Beispiel zu geben: Im Jahr 2022 führt die britische Energiefirma Energean nach Mitteilung des Energieministeriums Suchbohrungen im Rahmen von Lizenzen durch, die sie bei der ersten, 2016 veröffentlichten Ausschreibung erhalten hat. 

Großfunde möglich

Neue Funde könnten das Exportpotenzial der israelischen Offshore-Felder erheblich steigern, wenn nicht sogar vervielfachen. Gegenwärtig verfügt Israel über nachgewiesene Erdgasreserven von rund 1.000 Milliarden Kubikmeter, wovon wahrscheinlich rund die Hälfte exportiert werden könnte. In einer 2015 veröffentlichten Analyse ist sogar von noch unentdeckten wahrscheinlichen Erdgasvorkommen von circa 2.000 Milliarden Kubikmeter die Rede.

Da Israels Eigenversorgung mit Erdgas jetzt schon auf Jahrzehnte gesichert ist, müssten neue Funde auf dem Weltmarkt abgesetzt werden. Die noch in diesem Jahr erwartete neue Explorationsausschreibung wird zeigen, inwieweit die internationale Energiewirtschaft glaubt, in Israel bedeutende Mengen von Erdgas zu finden und diese verkaufen zu können.

Suchlizenzen für bis zu sieben Jahre

Die Suchlizenzen werden vom Direktor der Verwaltung für Naturressourcen des Energieministeriums (Natural Resources Administration) gewährt, der zugleich das Amt des Beauftragten für Erdöl (Petroleum Commissioner) bekleidet. Ihre Laufzeit beträgt bis zu sieben Jahre.

Für die Aufsicht über die Exploration ist die Abteilung für Erdgas und Erdöl (Natural Gas and Oil Department) zuständig. Sie ist Teil der Verwaltung für Naturressourcen. Unter anderem obliegt ihr die Verwahrung und Aktualisierung der explorationsbezogenen Informationen. Deshalb sind Unternehmen, die in israelischen Wirtschaftsgewässern Exploration durchführen, verpflichtet, die Ergebnisse ihrer Sucharbeiten der Abteilung zukommen zu lassen.

Ökologische Aspekte

Aus Umwelt- und Artenschutzgründen will das Energieministerium keine Suchlizenzen innerhalb eines 7 Kilometer weiten küstennahen Meerstreifens vergeben. Allerdings behält es sich die Möglichkeit vor, in Ausnahmefällen auch Suchstandorte innerhalb dieses Areals zu vergeben. Das aber soll nur in Abstimmung mit der staatlichen Planungsverwaltung (Planning Administration) und einem Lenkungsausschuss erfolgen.

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