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Obwohl ausländische Touristen ausbleiben, ist das Hotelgewerbe zuversichtlich, die Krise überstehen und sich allmählich erholen zu können. Sogar von Investitionen ist die Rede.
29.09.2020
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Dass es den israelischen Hotels nicht gut geht, wird niemanden überraschen. Seit Mitte März ist Israel weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Wenn Ausländer aus bestimmten Ländern dennoch kommen dürfen, ohne sich in zweiwöchige Quarantäne begeben zu müssen, tun sie das selten zu Urlaubszwecken. In den ersten fünf vollen Monaten der Corona-Krise – April bis August 2020 – brachen Ausländerübernachtungen in Hotels gegenüber dem Parallelzeitraum des Vorjahres um 98 Prozent ein.
Die Zahl israelischer Gäste ging zuerst drastisch zurück, konnte sich dann aber erholen. Ein entscheidender Grund für den Wiederanstieg war die Tatsache, dass Israelis kaum ins Ausland reisen dürfen oder können. So gingen die Inländerübernachtungen in den Monaten April bis August unter dem Strich „nur“ um 46 Prozent zurück. Im Gesamtergebnis erlitten die Hotels in dieser Zeitspanne einen Rückgang der Übernachtungszahlen von 67 Prozent.
Trotz solcher Zahlen ist der Präsident der israelischen Hotelvereinigung, Amir Hayek, zuversichtlich, dass das Hotelgewerbe die schwere Durststrecke ohne allzu große Substanzverluste überleben wird. In einem Gespräch mit Germany Trade & Invest erklärte Hayek, die Hotelbesitzer und die Regierung seien sich einig, dass die im Lauf von Jahrzehnten aufgebaute Hotelinfrastruktur erhalten werden müsse, um irreparable Langfristschäden zu vermeiden.
Natürlich erzwingt die Krise harte Sparmaßnahmen. Mitte September, vor dem zweiten Lockdown, den die Regierung verfügte, hatten 35 Prozent aller Hotels ihren Betrieb vorerst stillgelegt. Andere haben ihren Personalbestand stark abgebaut. Nach Angaben der Hotelvereinigung wurde rund die Hälfte aller Hotelbeschäftigten, die ihre Arbeit verloren haben, offiziell entlassen, während die andere Hälfte ohne Bezahlung zwangsbeurlaubt wurde.
Eine Anzahl von Hotels hat ihre Zimmer langfristig an lokale Stadtbewohner vermietet. Allerdings sind solche Umwidmungen begrenzt und finden vor allem in Tel Aviv statt.
Die neuerliche Ausgangssperre hat die Situation weiter verschärft. Allerdings, so Hayek, habe die Regierung das Hotelgewerbe seit Ausbruch der Krise bis Mitte September mit Zuschüssen von insgesamt 90 Millionen US-Dollar unterstützt. Die Regierung halte an ihrem Ziel fest, den ankommenden Fremdenverkehr als wichtige Branche zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Coronakrise hat die Tourismusbranche inmitten eines Höhenflugs getroffen: 2019 wurde mit 4,9 Millionen ausländischer Besucher ein historischer Höchststand erreicht.
Diese Zahl wieder zu erreichen, so Hayek, dürfte etliche Jahre dauern. Selbst nach der Entwicklung und allgemeinen Bereitstellung einer wirksamen Impfung gegen COVID-19, werde die Erholung aller Wahrscheinlichkeit nach allmählich, und nicht V-förmig verlaufen. Dem israelischen Hotelgewerbe sei zudem bewusst, dass in der Erholungsphase scharfer internationaler Wettbewerb um Touristen herrschen und die Gewinnspannen nach unten drücken werde.
Dennoch sei der Substanzerhalt für israelische Hotels eine realistische Strategie. Wohl ist anzunehmen, dass nicht alle Hotels die Krise überleben werden, doch werde die überwältigende Mehrheit es schaffen. In bestimmten Fällen können finanzschwache Hotels, die der Flaute nicht gewachsen seien, von finanzkräftigeren Investoren übernommen werden. Solche Transaktionen habe es seit Ausbruch der Krise bereits gegeben, und es gebe Interesse an weiteren Übernahmen – auch seitens ausländischer Investoren. An Hotels, die von der Krise im Baustadium überrascht worden seien, werde weitergebaut.
Ende 2019 gab es in Israel 429 Touristenhotels, also Hotels, die vom Tourismusministerium als touristengerecht anerkannt wurden. Das waren 17 Prozent mehr als fünf Jahre zuvor. Die Zahl der Betten in Touristenhotels nahm in dieser Zeitspanne um 16 Prozent auf 132.000 zu. In den übrigen Hotels, die nicht als Touristenhotels anerkannt sind, wurden Ende 2019 knapp 14.000 Betten gezählt.
Jahr | Gesamtbesucherzahl | Übernachtende Touristen | Tagesbesucher |
---|---|---|---|
2016 | 3.070 | 2.900 | 170 |
2017 | 3.863 | 3.613 | 250 |
2018 | 4.389 | 4.121 | 269 |
2019 | 4.905 | 4.552 | 353 |
2019 Januar - August | 3.085 | 2.890 | 195 |
2020 Januar - August | 831 | 768 | 54 |