Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Israel | Nahrungsmittel

Israels Nahrungsmittelmarkt wächst

Der israelische Lebensmittelmarkt bietet ausländischen Unternehmen interessante Absatzchancen. Für den Markterfolg gilt es aber einige Regeln zu beachten.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Der israelische Markt für Lebens- und Nahrungsmittel wächst dank steigender Nachfrage. Israelische Verbraucher sind an neuen Speisen und Geschmacksrichtungen interessiert und setzen zunehmend auf gesunde und umweltbewusste Ernährung. Nahezu alle importierten Nahrungsmittel sind koscher. Israel ist Nettoimporteur bei Agrarerzeugnissen und bei Nahrungsmitteln. Das Importregime für Erzeugnisse der Nahrungsmittelindustrie ist relativ liberal, während der Marktzugang für zahlreiche Agrarprodukte stark erschwert wird.

Umsatzwachstum hält an

Israels Bevölkerung wächst um 1,9 bis 2,0 Prozent pro Jahr. Zugleich steigt die Wirtschaftsleistung schneller als die Bevölkerung, sodass auch der Wohlstand zunimmt. Das sind gute Voraussetzungen für ein anhaltendes Wachstum des Marktes für Nahrungsmittel.

Der auf dem Binnenmarkt von der einheimischen Industrie und den Importeuren erzielte Umsatz mit Produkten der Nahrungsmittelindustrie (HS-Abschnitt IV) legt zu. In Binnenpreisen ausgedrückt, sank er im Coronajahr 2020 zwar um 0,8 Prozent, doch befindet sich die Wirtschaft inzwischen auf dem Weg der Erholung. In Dollarpreisen ist der Umsatz am Binnenmarkt wegen der Aufwertung des Neuen Schekels (NIS) auch 2020 gestiegen.

Umsatz mit Nahrungsmittelprodukten 2016 - 2020 1)

2016

2017

2018

2019

2020

Umsatz in Mrd. NIS)  2)

77,1

77,6

80,3

82,1

81,5

Umsatz  in Mrd. US$  3)

20,1

21,5

22,4

23,1

23,7

Einfuhr von Nahrungsmitteln, inkl. Getränken und Tabak, in Mrd. US$

2,3

2,5

2,9

2,9

3,0

Importquote  in Prozent

11,6

12,6

13,0

12,4

12,7

1) Binnenmarktumsatz der einheimischen Nahrungsmittelindustrie zuzüglich der Importe; 2) Importangaben in US$, umgerechnet nach dem Jahresdurchschnitts-Wechselkurs; 3) Binnenmarktumsatz in NIS, umgerechnet nach dem Jahresdurchschnitts-WechselkursQuelle: Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics)

Einfuhr wächst mit

Ausländische Anbieter partizipieren von der steigenden Nachfrage. Die Aufwertung des Schekes im Jahr 2020 verbesserte die Wettbewerbsfähigkeit der Importe, doch hängt die rege Nachfrage nach Einfuhrprodukten keineswegs nur damit zusammen. Vielmehr hatten die Importe auch in den vorangegangenen drei Jahren, in denen die Währungsrelationen praktisch unverändert geblieben waren, zugenommen.

Deutsche Exporteure konnten ihre Lieferungen nach Israel vor allem 2017 massiv ausbauen. Seitdem blieb der Importwert deutscher Nahrungsmittelprodukte weitgehend stabil. Führende deutsche Lieferpositionen waren 2020 Zucker und Zuckerwaren, Kakao und Kakaozubereitungen, Zubereitungen von Getreide, Mehl, Stärke oder Milch und Backwaren, verschiedene essbare Zubereitungen, Getränke sowie Rückstände, Abfälle und Futterzubereitungen.

Die Ausfuhr von Nahrungsmittelprodukten spielt keine wesentliche Rolle. In dem Jahrfünft 2016 bis 2020 schwankte die Exportquote der israelischen Nahrungsmittelindustrie zwischen 4,1 und 4,6 Prozent.

Israels Außenhandel mit Produkten der Nahrungsmittelindustrie 2016 - 2020 (Millionen US$) *)

Jahr

Einfuhr

Davon: aus Deutschland

Deutscher Importmarktanteil

in Prozent

Ausfuhr

2016

2.338

93

4,0

691

2017

2.541

109

4,3

729

2018

2.905

159

5,5

816

2019

2.853

163

5,7

764

2020

3.012

151

5,0

785

*) HS-Abschnitt IVQuelle: Monatsschrift zur Außenhandelsstatistik (Foreign Trade Statistics Monthly), diverse Ausgaben, Zentralamt für Statistik

Mehr Vegetarier und Veganer

Der israelische Markt für Nahrungsmittel zeichnet sich durch große Vielfalt aus. Die vorherrschende Küche ist mediterran, doch erfreuen sich auch fernöstliche Geschmacksrichtungen zunehmender Beliebtheit. Teile der Bevölkerung, vor allem Einwanderer aus der ehemaligen UdSSR, hängen der osteuropäischen Küche an.

Zugleich steigt das Gesundheitsbewusstsein der Konsumenten. Nach Angaben der Veganerorganisation „Vegan Friendly“ bezeichneten sich 2020 rund 5 Prozent der Israelis als Veganer und weitere 8 Prozent als Vegetarier. Das steigere die Nachfrage nach pflanzlichen und gesundheitsorientierten Nahrungsmitteln, auf die sich die israelischen Hersteller massiv einstellten. Für die kommenden Jahre werde ein weiteres Erstarken dieses Trends erwartet.

Koschere Produktion erfordert Anpassung

Das Gros der Nahrungsmittelimporte ist koscher. Zwar ist die Einfuhr nicht koscherer Nahrungsmittel mit Ausnahme von Fleischprodukten nicht untersagt. Allerdings ernähren sich rund 70 Prozent der israelischen Juden koscher. Ein großer Teil von ihnen würde Lebensmittelgeschäfte, die auch nicht koschere Erzeugnisse anbieten, nicht aufsuchen. Umgekehrt aber boykottieren säkulare Juden keine koscheren Lebensmittelgeschäfte. Zudem werden koschere Produkte von israelischen Muslimen, die rund 17 Prozent der Landesbevölkerung ausmachen, als halal anerkannt.

Um als koscher in Israel verkauft zu werden, bedürfen die betreffenden Produkte des Koscherzertifikats eines vom israelischen Oberrabbinat für diesen Zweck anerkannten Rabbiners. Koscherzertifikate werden auch in Deutschland erteilt. Interessierte Unternehmen können nähere Auskünfte bei der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) beziehen. Allerdings können deutsche Hersteller auch auf die Zertifizierungsdienste von Rabbinern aus dem Ausland zurückgreifen.

Koschere Produktion verlangt gewisse Anpassungen, zu denen in jedem Fall die rabbinische Kontrolle der für die Herstellung verwendeten Substanzen und die Errichtung separater Produktionslinien gehören. Bei Produkten, die kein Fleisch enthalten, ist die Koscherzertifizierung einfacher als bei Fleischprodukten. Deswegen werden Nahrungsmittelprodukte aus Fleisch nicht in nennenswertem Umfang importiert.

Agrarimporte werden strikt reglementiert

Die Einfuhrpolitik für Agrarprodukte wird von der Regierung grundsätzlich nach der Schutzbedürftigkeit einheimischer Erzeugung bestimmt. Bei vielen Produkten sind die Zölle de facto prohibitiv. Zum Teil werden die Zollsätze allerdings im Rahmen von Handelsverträgen oder von Einfuhrquoten gesenkt oder annulliert.

In bestimmten Fällen werden solche Quoten nur zeitweise eingeführt, und zwar wenn die Eigenerzeugung nicht genügt und die Preise auf dem einheimischen Markt wegen Unterversorgung, beispielsweise wetterbedingt, stark steigen. Trotz solcher restriktiven Maßnahmen nimmt die Agrareinfuhr beständig zu.

Der deutsche Importmarktanteil ist bei der Einfuhr von Agrarprodukten deutlich niedriger als beim Import von Produkten der Nahrungsmittelindustrie. Im Jahr 2020 lag er bei 1,6 Prozent. Die führende deutsche Lieferposition waren dabei Molkereiprodukte.

Israels Außenhandel mit Agrarprodukten 2016 - 2020 (Millionen US$) *)

Jahr

Einfuhr

Davon: aus Deutschland

Deutscher Importmarktanteil

in Prozent

Ausfuhr

2016

3.282

56

1,7

1.386

2017

3.563

70

2,0

1.512

2018

3.788

80

2,1

1.460

2019

4.000

57

1,4

1.418

2020

4.076

67

1,6

1.401

*) HS-Abschnitte I bis IIIQuelle: Monatsschrift zur Außenhandelsstatistik, diverse Ausgaben, Zentralamt für Statistik

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.