Wirtschaftsumfeld | Israel | Konsumgüterimporte
Israels Konsumgütermarkt wird immer attraktiver
Die Importe von Konsumgütern boomen. Die Zukunftsaussichten sind positiv. Verbraucher bevorzugen zunehmend ausländische Waren. Die Regierung vereinfacht die Einfuhr.
04.04.2022
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Im Jahr 2021 schnellten die israelischen Importe von Konsumgütern um 30 Prozent in die Höhe und erreichten 23,3 Milliarden US-Dollar (US$). Damit setzte sich ein mehrjähriger, kräftiger Wachstumstrend fort: In dem Jahrfünft 2017 bis 2021 nahm die Einfuhr von Konsumgütern in Dollarpreisen um insgesamt 75 Prozent zu.
Jahr | Einfuhr |
---|---|
2016 | 13,3 |
2017 | 13,7 |
2018 | 14,7 |
2019 | 15,4 |
2020 | 18,0 |
2021 | 23,3 |
Wohlstandswachstum hält an
Diese Entwicklung macht Israel zu einem zunehmend attraktiven Zielmarkt für ausländische Anbieter. Zudem deuten die Rahmenbedingungen des Markts darauf hin, dass der positive Importtrend in den kommenden Jahren anhalten wird.
Zwei grundlegende Faktoren, die den Konsumgütermarkt seit Langem prägen, sind das Bevölkerungs- und das Wirtschaftswachstum. Während die Zahl der Landesbewohner in den meisten Jahren um 1,9 bis 2 Prozent zunimmt, steigt die Wirtschaftsleistung noch schneller.
In den Jahren 2017 bis 2021 legte das Bruttoinlandsprodukt durchschnittlich um real 3,6 Prozent pro Jahr zu. Ein geringfügiger Rückgang des ersten Coronajahres 2020 wurde 2021 mehr als wettgemacht. Für die kommenden Jahre wird das Wachstumspotenzial des Bruttoinlandsprodukts auf 3 bis 4 Prozent pro Jahr geschätzt.
Damit steigt auch der Wohlstand der Bevölkerung. Das ist nicht nur für die Nachfrage nach Konsumgütern insgesamt von Bedeutung. Vielmehr wird auch der Anteil besser situierter Haushalte größer, die eine wichtige Käufergruppe für importierte Konsumwaren des gehobeneren Bedarfs sind.
Einfuhr wird vereinfacht
Über die Zunahme der Verbraucherzahl und der Wirtschaftsleistung hinaus gibt es aber zwei weitere Faktoren, die die Nachfrage nach Importprodukten positiv beeinflussen. So ist die Regierung bemüht, die Einfuhr von Konsumgütern zu erleichtern, um die hohen Lebenshaltungskosten zu senken.
Ein wesentlicher Schritt auf diesem ist ein Gesetz, das im Juni 2022 in Kraft treten und das Importverfahren stark vereinfachen soll. Zu diesem Zweck werden internationale Normen, insbesondere solche der EU, von Israel als inländisches Recht übernommen.
Das ermöglicht es dem Importeur, Waren mit einem europäischen Normerfüllungszertifikat als auch in Israel normgerecht zu deklarieren und ohne weitere Formalitäten auf den Binnenmarkt zu bringen. Die Regierung hofft, dass damit die Zahl importierter Produkte ebenso wie die Zahl der Importeure steigen wird.
Schekel-Aufwertung verbilligt Importwaren
Eine weitere, Import fördernde Entwicklung ist die seit mehreren Jahren anhaltende Aufwertung des Neuen Schekels, die die Einfuhr verbilligt. Sie ist die Folge hoher Leistungsbilanzüberschüsse, die dank der boomenden Ausfuhr von Hightechdiensten erwirtschaftet werden. Angesichts der anhaltenden Erfolge des israelischen Hightechsektors auf dem Weltmarkt gehen die meisten Prognosen auch für die kommenden Jahre von einem starken Schekel aus.
In jedem Fall steigt die Einfuhr von Konsumgütern deutlich schneller als der Gesamtkonsum: In den Jahren 2017 bis 2021 legte sie in laufenden Binnenpreisen um 47,3 Prozent zu. Das war mehr als doppelt so schnell als der Anstieg der Ausgaben der israelischen Haushalte für Konsumgüter insgesamt. Dieser lag bei 22,5 Prozent.
Stärkere Präferenz für ausländische Produkte
Eine Importquote am Erwerb von Konsumgütern lässt sich aus diesen Zahlen nicht errechnen, weil die Importstatistik in Einfuhrpreisen geführt wird, während die Verbrauchsstatistik die von den Haushalten entrichteten Einzelhandelspreise zugrunde legt. Allerdings ist klar, dass das schnellere Wachstumstempo der Konsumgüterimporte auf Kosten der Anschaffung einheimischer Erzeugnisse geht und damit eine steigende Präferenz für Importwaren widerspiegelt.
Eine Anmerkung ist zum sprunghaften Anstieg der Ausgaben der Privathaushalte für importierte Arzneimittel während der Corona-Pandemie erforderlich. Im Jahr 2000 nahmen diese Importe gegenüber dem Vorjahr um 87,1 Prozent zu. Allerdings lag das nicht an Ausgaben für die Pandemiebekämpfung, denn diese wurden vom Staat getragen.
Vielmehr scheint die gestiegene Beschaffung von Arzneimitteln ein wegen COVID-19 allgemein höheres Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung widerzuspiegeln. Der finanzielle Freiraum für den verstärkten Erwerb von Medikamenten wurde nicht zuletzt durch den pandemiebedingten Rückgang der Ausgaben für Dienstleistungen geschaffen, vor allem für Auslandsreisen, Gastronomie und Kulturveranstaltungen.
Kategorie | 2016 | 2020 | 2021 | Veränderung 2021/2020 in Prozent |
---|---|---|---|---|
Insgesamt (1 + 2) | 13.336 | 17.962 | 23.338 | 29,9 |
1. Verbrauchsgüter | 7.416 | 10.975 | 14.337 | 30,6 |
1.1. Arzneimittel | 751 | 1.770 | 1.997 | 12,8 |
1.2. Nahrungsmittel u. Getränke | 2.366 | 2.997 | 3.592 | 19,9 |
1.3. Bekleidung u. Schuhe | 2.088 | 2.144 | 3.058 | 42,6 |
1.4. Haushaltsutensilien | 784 | 1.344 | 1.808 | 34,5 |
1.5. Andere Verbrauchsgüter | 1.430 | 2.721 | 3.882 | 42,7 |
2. Gebrauchsgüter | 5.920 | 6.987 | 9.001 | 28,8 |
2.1. Möbel u. Elektrogeräte | 3.158 | 4.334 | 5.673 | 30,9 |
2.2. Beförderungsmittel | 2.412 | 2.147 | 2.682 | 24,9 |
2.3. Andere Gebrauchsgüter | 350 | 506 | 646 | 27,7 |