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Branchen | Italien | Lebensmittel, Getränke

Lebensmittelmarkt bleibt interessant

Gesundes Essen, preisbewusstes Einkaufen, aber auch eine neue Lust aufs Ausgehen sind Trends in Italien. Deutschland gehört zu den wichtigsten Nahrungsmittellieferanten. 

Von Oliver Döhne | Mailand

Italiens Lebensmittelsektor atmet auf, weil Gastronomie und Tourismus wieder uneingeschränkt öffnen können, auch wenn der HoReCA-Sektor (Hotels/Restaurants/Catering) 2021 noch um rund 20 Milliarden Euro hinter dem Umsatz des Jahres 2019 blieb. Die Branche steht mit der Inflation 2022 sogleich vor der nächsten Hürde.

Branche stark von Inflation betroffen

Im Zeitraum Januar bis April 2022 verzeichneten Lebensmittel und Getränke mit einem Plus von 5,8 Prozent nach Strom und Transport den höchsten Preiszuwachs. Ein Grund ist, dass die Branche überdurchschnittlich stark von den erhöhten Kosten für Energie, Transport und Vorprodukten betroffen ist. Da angesichts des Kostendrucks in der gesamten Wirtschaft zurzeit kaum mit Lohnerhöhungen zu rechnen ist, könnte das verfügbare Einkommen im Durchschnitt vorübergehend sinken. Andererseits sind in Italien viele äußerst kaufkräftige Haushalte mit hohen Ersparnissen ansässig.

Gesundheit und Nährwert finden mehr Beachtung

Letztere lassen die Kassen der Discounter klingeln. Konsumenten, die einen höheren Preis für Lebensmittel hinnehmen, wollen sich auch deren Vorzüge sicher sein. Erwartet werden hochwertige, gesunde Produkte mit Angaben über Herkunft und Inhaltsstoffe. Milch- und Fleischprodukte büßen zugunsten von Fisch und vegetarischen Produkten ein. Konsumenten von vegetarischen Produkten ersetzen vielfach traditionelle vegane Produkte durch eine neue Generation innovativer verarbeiteter Nahrungsmittel. Auch die Lebensmittelsicherheit rückt stärker in den Mittelpunkt, es wird verstärkt auf Umwelt- und Herkunftszertifikate geachtet. Hier versucht Italien, neben den bewährten Zertifikaten wie DOP, DOC und IGP auf europäischer Ebene, zur Kennzeichnung des Nährwertgehalts mit dem sogenannten Nutriform Battery-System eine sinnvollere italienische Alternative zum französischen Nutriscore durchzusetzen. 

Im Health/Lifestyle-Segment sind besonders Bioprodukte zu finden. Auch vegetarische Erzeugnisse gewinnen Marktanteile. Der Trend geht dahin, verstärkt tierische Proteine zu ersetzen. Unter den Health Claims, das sind gesundheitsbezogene Angaben bei Lebensmitteln, haben laut der Trend-Bestandsaufnahme des Osservatorio Immagino GS1 Italy die größten Umsätze Produkte mit folgenden Clamis: free-from..., Intollerance, Rich-In..., Vegan, Gluten-Free und Lactose-Free. Zunehmend erfolgreiche Claims sind zudem: ohne Antibiotika erzeugt, nicht frittiert, wenige Kalorien und wenig Zucker. 

Deutschland unter den drei wichtigsten Lieferanten

Mit rund 48,5 Milliarden Euro ist Italien ein größerer Lebensmittelimporteur. Nach chemischen Erzeugnissen sind Nahrungsmittel und Getränke sogar das zweitwichtigste Importgut. Wichtigste Einfuhrprodukte sind Fisch, Fleisch, Getreide, Öle und Fette, Obst, Milchprodukte und Gemüse. Gleichauf mit Frankreich und Spanien stellt Deutschland rund 12 Prozent davon. Bei zahlreichen Gütern ist Deutschland wichtigster Lieferant, zum Beispiel bei Käse zur Weiterverarbeitung, Milch, Schweinefleisch, Backwaren, Süßwaren und Weißzucker, Kakaopulver und -butter, Schokoladenzubereitungen sowie Suppen und Saucen. Auch zubereitete Kartoffeln, panierte Fischfilets, Geflügelzubereitungen sowie Bio- und Veggieprodukte, Fruchtsäfte, geröstete Nüsse, Beeren, Bier, Gin und Liköre aus Deutschland sind in Italien gefragt.   

Italienische Lebensmittelimporte und deutscher Lieferanteil (in Millionen Euro, Veränderungen in Prozent)

Warenbezeichnung (HS-Code)

Import 2021

Veränderung 2021/19

aus Deutschland

Rang Deutschlands

Hauptkonkurrenten

Milcherzeugnisse (04)

3.731

-2,9

1.265

1

Frankreich, Niederlande

Getränke, Alkoholika (22)

2.122

6,9

190

4

Frankreich, Belgien

Schweinefleisch (0203)

1.750

-16,2

658

1

Niederlande, Spanien

Gemüse (07)

1.693

-5,0

105

4

Spanien, Niederlande

Zubereitungen aus Getreide, Backwaren  (19)

1.612

7,1

165

1

Spanien, Niederlande

Zubereitungen aus Fleisch, Fisch (16)

1.586

4,6

164

2

Spanien, Ecuador

Zubereitungen von Gemüse, Früchten, Nüssen (20) 

1.361

9,1

165

3

Spanien, Niederlande

Kakao und Zubereitungen daraus (18)

1.331

17,9

372

1

Frankreich, NIederlande

Verschiedenen Lebensmittelzubereitungen (21)

1.331

11,7

322

1

Niederlande, Frankreich

Zucker und Zubereitungen daraus (17)

996

9,0

330

1

Frankreich, Niederlande

Quelle: Istat, Eurostat 2022


Fragmentiertes Vertriebssystem

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sind in Italien noch vergleichsweise viele verschiedene Supermarktketten und Einzelhandelsgeschäfte nebeneinander aktiv. Supermärkte mit einer Verkaufsfläche von 400 bis 5.000 Quadratmetern machen rund 45,8 Prozent des Umsatzes aus. Es folgen Harddiscounter mit 15 Prozent, traditionelle Geschäfte mit 13,3 Prozent, Hypermärkte mit 8,4 Prozent und kleinere Supermärkte mit 7,1 Prozent. E-Commerce erlebte während der Pandemie einen deutlichen Zuwachs, hat aber noch nicht das Niveau anderer großer europäischer Länder erreicht.

Marktführer im organisierten Lebensmitteleinzelhandel ist Conad vor Selex, Coop, Esselunga, VéGé, Eurospin, Carrefour und Lidl. Bei den Cash&Carry-Großhandelsmärkten führt Metro vor Selex, VéGé, Agorá und Crai. Gemeinsame Beschaffungszentralen betreiben Selex mit Agorá, Aspiag und Despar sowie Conad mit Finiper, VéGé mit Carrefour sowie Crai mit D.IT, C3, Coralis und Leader Price.  

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