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Special | Italien | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Verkehr: Umweltfreundlicher Nah- und Güterverkehr

Im Güterfernverkehr und auf einigen Zugstrecken soll Wasserstoff zum Einsatz kommen. Für den Ausbau der Ladesäulen für E-Autos gibt es ambitionierte Pläne. 

Von Oliver Döhne | Mailand

Regierung will effizienteren Transport

Italien sieht den Transportsektor als wichtiges Aktionsfeld für weniger Schadstoffemissionen. Bis 2030 will Italien 31 Prozent seines Transports aus erneuerbaren Quellen speisen. Das schrieb die Regierung Meloni in das Update des Nationalen Klima- und Energieplans Ende Juni 2023. Regierungsvertreter betonen auf Konferenzen regelmäßig, für wie wichtig sie es halten, sich nicht nur nominale Ziele für den Anteil erneuerbarer Energien zu stecken, sondern auch effizientere Transportmittel und -wege zu entwickeln und dabei möglichst technologieoffen zu bleiben. Auch Biogas, eine in Italien stärker als in anderen EU-Ländern verbreitete Antriebsform, soll zunehmend als Quelle dienen, auch wenn Kritiker auf das begrenzte Potenzial hinweisen und einen unnötigen Wettbewerb zur E-Mobilität vermeiden wollen. 

Bei der Verlagerung des Warentransports auf die Schiene macht Italien dank des Ausbaus der Bahnstrecken und Häfen Fortschritte. Die Elektrifizierung der Häfen (Cold Ironing, Smart Ports etc.) ist eine Priorität der Regierung. Für ihre Pläne für mehr intermodale Warenwege erntet sie das Lob vieler Experten, auch wenn wohl nicht alle Mittel aus dem Recovery Fonds rechtzeitig bis 2026 abgerufen werden können. 

Im öffentlichen Nahverkehr will Italien in Rahmen des Recovery Plans bis 2026 rund 10 Prozent des privaten Verkehrs in den Städten auf öffentliche Verkehrsmittel umlenken. Deshalb will das Land 11 Kilometer zusätzliche U-Bahnen, 85 Kilometer Straßenbahnen, 120 Kilometer Trassen für Oberleitungsbusse und 15 Kilometer Seilbahnen bauen. In einem ersten Schritt stehen bis 2025 dabei die Städte Perugia, Neapels Vorort Pozzuoli und Triest im Mittelpunkt. Es folgen 2026 Rom, Genua, Florenz, Palermo, Bologna, Rimini, Neapel, Mailand, Bari, Catania, Padua und Tarent.

Begleitend will Italien bis 2026 insgesamt 3.360 umweltfreundliche Busse, 53 Züge mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb, 3.600 gas- oder elektrobetriebene Feuerwehrfahrzeuge und 200 Flughafenfahrzeuge mit Hybridantrieb in Betrieb nehmen. Marktbeobachter rechnen damit, dass die Gesamtzahl der E-Busse von einigen hundert im Jahr 2021 bis 2030 auf rund 10.000 steigen könnte und erwarten auch für die Zeit nach Auslaufen des Recovery Plans ab 2027 weitere Förderanreize. 

Wasserstoffzüge sollen landesweit auf sechs Strecken zum Einsatz kommen, und zwar in den Regionen Lombardei, Apulien, Sizilien, Abruzzen, Kalabrien, Umbrien und Basilikata. Den Anfang machen die Strecken am Iseo-See in der Lombardei und im Salento in Apulien. Im Wasserstoff- und Methantransport will Italien, bei entsprechender Nachfrage aus Europa, sein Pipelinenetz erweitern und modernisieren, insbesondere um als Durchleiter aus Nordafrika zu fungieren. 

Geplante grüne Investitionen im Mobilitätssektor

Projekt

Investitionssumme (in Mio. Euro)

Anmerkung

Neue Infrastruktur im öffentlichen Nahverkehr

3.600

11 km U-Bahnen, 85 km Straßenbahnen, 120 km Oberleitungsbusse, 15 km Seilbahnen

Ausbau der umweltfreundlichen öffentlichen Fahrzeugflotte

3.640

Anschaffung von 3.360 Bussen, 53 Zügen, 3.600 Feuerwehrautos, 200 Flughafenfahrzeugen

Neue umweltfreundliche Züge

800

Anschaffung von 150 neuen schadstofffreien Zügen, davon 53 wasserstoffbetrieben, dazu 100 Abteilwagen aus umweltfreundlichen Materialien

Stromladestationen für E-Autos

741

31.500 Schnellladestationen, davon 7.500 an Autobahnen, 100 Stromspeicheranlagen

Wasserstofftankstellen für Lkw

230

40 Wasserstofftankstellen, hauptsächlich auf den Verkehrsachsen im Norden

Wasserstofftankstellen und -produktion für Züge

300

Auf 6 Strecken, 10 Tankstellen, mindestens zwei Wasserstoffproduktionen, inklusive Forschung und Entwicklung und Lagerung

Nachhaltige Busproduktion

300

45 Entwicklungsverträge für die grüne Kompetenzsteigerung in der Lieferkette nachhaltiger Busse

Quelle: National Recovery und Resilience Plan (PNRR) 2021

Private Elektromobilität soll erst ab 2025 in Schwung kommen

Im privaten Pkw-Verkehr ist der Anteil reiner E-Fahrzeuge an den Neuzulassungen in Italien im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Ländern noch gering, auch wenn die Neuzulassungen von Elektroautos im 1. Halbjahr 2023 gegenüber der Vorjahresperiode um über 30 Prozent zulegten. Batteriebetriebene Fahrzeuge hatten im 1. Halbjahr 2023 einen Marktanteil von 3,9 Prozent. Zuzüglich Plug-Ins waren es 8,5 Prozent; in Stückzahlen: 38.914 Plug-in-Hybride (PHEV) und 32.673 batterieelektrische Fahrzeuge (BEV). Grund ist, dass Italien bislang auch den Kauf von Benzin- und Dieselfahrzeugen bis zu einer Emission von 135 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer förderte. Nun steht eine "Remodulation" der Förderinstrumente an, im Rahmen derer aber auch weiterhin nicht aufladbare Fahrzeuge gefördert werden sollen. Branchenexperten rechnen damit, dass sich spätestens ab 2025 der italienische Markt selbst ohne explizite Förderung von Elektrofahrzeugen klar in ihre Richtung entwickeln wird, da Betrieb und Wartung von Steckerfahrzeugen kostengünstiger sein werden als von Benzinern.  

Der dominierende Hersteller Italiens, Stellantis (Fiat), will ab 2030 nur noch Elektromodelle auf den europäischen und damit auch italienischen Markt bringen. Umweltminister Roberto Cingolani will 2035 keine Autos mit Verbrennermotoren mehr zulassen und ab 2040 auch keine mit fossilen Brennstoffen angetriebenen Nutzfahrzeuge. Stellantis und Italvolt, das Start-up des schwedischen Investors Lars Carlström, wollen in Italien jeweils eine große Batteriefabrik eröffnen - Stellantis im süditalienischen Molise, Italvolt in Turin. 

Mehr Tempo beim Bau von Ladestationen

Auch bei der Ladeinfrastruktur hinkt Italien noch hinterher. Mit rund 33.000 Ladestationen und im Durchschnitt 6,7 Ladepunkten pro 100 Kilometer lag Italien 2022 in Europa nur auf Platz 15. Branchenverbände weisen hier auf Verzögerungen bei Anreizen für Wallboxes und Ladestationen im Eigenheim hin sowie auf administrative Hindernisse bei der Installation von Ladestellen an Autobahnen und öffentlichen Schnellstraßen. 

Bis 2025 will Italien 7.500 Schnellladestationen an den Autobahnen sowie weitere 13.755 in den Städten aufbauen. Dazu kommen 78.600 normale, langsamere Ladestationen in den Städten. Zusätzlich vorgesehen sind in diesem Zusammenhang 100 experimentelle Stationen für die Stromspeicherung. Für 2030 schätzt Italiens Regierung den Bedarf an Ladeeinheiten auf 3,4 Millionen, davon 32.000 öffentliche schnelle und ultraschnelle Ladesäulen. 

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