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Branchen | Italien | Auslandsbau

Italiens Engineeringfirmen planen weltweit Infrastrukturprojekte

Große Expertise besteht bei der Öl- und Gasförderung, aber auch bei innovativer Energie- und Mobilitätsinfrastruktur. Eine Kooperation auf Drittmärkten kann sich lohnen.

Von Oliver Döhne | Mailand

Vom Hochgeschwindigkeitszug in Texas über Offshore-Windkraftfundamente vor Schottland bis zur Pipeline in Angola: die Aktivitäten von Italiens meist kleinen, aber feinen Unternehmen der Infrastrukturbranche erstrecken sich über den gesamten Globus. Besonders für schwierigere Märkte scheinen sie eine Hand zu haben. Oft arbeiten italienische und deutsche Unternehmen zusammen.

Unterwasserförderung von Öl und Gas

Die Offshore-Erdölindustrie will aus Kostengründen die technische Steuerung der Förderung auf den Meeresboden verlagern. Dazu entwickelt das italienische Engineeringunternehmen Saipem in Kooperation mit Siemens submarine Systeme, die eine vollelektrische Steuerung ermöglichen. Saipem gilt bei Bohrungen und dem EPC (Engineering, Procurement, Contracting) von Energieinfrastruktur in schwierigen Umgebungen und Tiefseegebieten als führend in der Welt. Das Unternehmen entwickelt und installiert auch Offshore-Windkraftfundamente. Im Ausland ist es im Mittleren Osten und Subsahara-Afrika stark vertreten, unter anderem in Saudi-Arabien, Nigeria und Mosambik.

Maire Tecnimont ist Spezialist für das EPC von Öl- und Gasverarbeitungsanlagen. Bei den weltweiten Aktivitäten in 45 Ländern der Gruppe sind oft auch deutsche Partner beteiligt. In den vergangenen drei Jahren erreichten deutsche Firmen jeweils die Endrunde des Supply-Chain Awards von Maire Tecnimont. Im Jahr 2020 gewann die Stuttgarter Coperion den Preis des besten Maschinenzulieferers. Weitere Lieferanten sind Lewa, Siemens, MAN Energy Solutions, Luftschiffbau Zeppelin, Buss-SMS-Canzler, Beumer Group und Schenck Process Group. 

Eine erfolgreiche deutsch-italienische Kooperation gibt es auch bei Pipelines, wo Bonatti sich an Ausschreibungen oft im Tandem mit der deutschen Max Streicher bewirbt. Aktuell bauen beide zusammen die Europäische Gas-Anbindungsleitung (EUGAL) von Greifswald bis zur tschechischen Grenze.

Der Energiekonzern Eni ist in 66 Ländern aktiv und investierte 2019 rund 21 Milliarden Euro in Infrastrukturentwicklung, insbesondere in den Öl- und Gassektor, unter anderem im Golf von Mexiko, in Nah- und Fernost sowie in Afrika. In Angolas Northern Gas-Komplex vor der Nordwestküste baut Eni eine neue feste Plattform und eine Gaspipeline zur Flüssigerdgas-Anlage in Soyo. Rina Consulting führt in Libyen geotechnische, geophysische und umwelttechnische Untersuchungen für eine Offshoreanlage durch. 

Bedeutende italienische Firmen in der Infrastruktur/Konnektivität

Unternehmen

Schwerpunkt

Umsatz 2020 (in Mrd. Euro)

Auswahl Auslandsaktivitäten

Enel

Stromproduktion, Erneuerbare Energie

65,0

Spanien, Lateinamerika, Russland, USA

Eni

Öl und Gas, Erneuerbare Energie

44,0

Nahost, Afrika

Saipem

EPC, Öl und Gas, Erneuerbare Energie

7,3

Webuild

Wasserkraftwerke, Brücken, U-Bahn, Hochgeschwindigkeitsstrecken, Kläranlagen

6,4

USA, Nahost

TIM

Telekommunikation

4,2

Brasilien

Autostrade per l'Italia

Autobahnen

3,0

USA, Brasilien, Chile, Indien

Danieli

EPC, Industrieanlagen, Öl und Gas, Grüner Stahl

2,8

USA, Russland, Nah- und Fernost

Maire Tecnimont

EPC, Öl und Gas, Kreislaufwirtschaft

2,6

Nordamerika, Russland, Afrika, Nah- und Fernost

ASTM

Autobahnen, Bahn, U-Bahn, Brücken, Viadukte, Tunnel

2,0

USA, Brasilien

Pizzarotti

Wohnungsbau, Autobahnen, Brücken

2,4

Rumänien, Marokko

Bonatti

Pipelines

0,8 (2019)

Kanada, Mexiko, Peru, Chile, Algerien

Quelle: Recherchen von Germany Trade and Invest

Von Wind bis Wasserstoff

Enel Green Power (EGP) ist in Europa besonders in Spanien, Portugal, Griechenland, Rumänien und Russland aktiv. In Deutschland entwickelte EGP mit dem deutschen Stromproduzenten Enertrag und der schweizerischen Leclanché ein Batteriespeichersystem in Cremzow in Brandenburg. In den USA betreibt EGP über 100 Erneuerbare Energien-Anlagen, besonders im mittleren Westen. Auch in Mexiko, Brasilien, Kolumbien und Argentinien ist EGP stark präsent. Im chilenischen Punto Arenas erstellt EGP in Kooperation mit Siemens und Porsche ein Pilotprojekt für die kommerzielle Produktion von aus Windkraft gewonnenem grünem Wasserstoff als Fahrzeugantrieb. In Panama, Guatemala und Costa Rica stehen Wasserkraftwerke im Vordergrund. In Afrika ist EGP in Fotovoltaik-Parks in Marokko und Äthiopien involviert.

Auch Eni erweitert sein Portfolio um erneuerbare Projekte, zum Beispiele durch Solarparks in Algerien und Tunesien und Angola. Eni ist zudem in Südafrika, Sambia und Kenia präsent. Maire Tecnimont ist über die Tochter Nextchem auch in der Kreislaufwirtschaft (Waste-to-Fuels, Wasserstoff) aktiv. In Brasilien bekam das Unternehmen den Zuschlag für die Planung einer großen neuen Biodieselanlage und ist zudem an der Entwicklung von Bioethanol der zweiten Generation aus Zellulose beteiligt. 

Grüne Wende für Stahlwerke

Der Industrieanlagenbauer Danieli ist im Ausland erfolgreich mit innovativen und umweltfreundlichen Anlagen zur Stahlproduktion, auch in Deutschland. Das ThyssenKrupp-Warmbandwerk in Duisburg wird Daniele mit zwei neuartigen Hochöfen bestücken, die statt mit Kohle mit einer Mischung aus Wasserstoff und Methan betrieben werden können. Auch in die USA und nach Russland verkauft Danieli ähnliche Anlagen. Um weltweit Paketlösungen anbieten zu können, schloss das Unternehmen ein Kooperationsabkommen mit dem Industriedienstleister Saipem und dem Rüstungskonzern Leonardo. Danielis Expertise besteht insbesondere in der Direktreduktion von Eisen durch Gas, das durch Wasserstoff angereichert wird.

Italien fördert Auslandsprojekte (Auswahl von Instrumenten)
  • Business Matching-Events zwischen großen ausländischen Großfirmen und italienischen Lieferanten
  • Kreditgarantien für große ausländische Abnehmer für den Kauf italienischer Vorprodukte und Leistungen
  • Zinsgünstige Kredite und Zuschüsse zu Machbarkeitsstudien, Reisen etc. im Zusammenhang mit größeren Auslandsprojekten
  • Direkte Beteiligung der staatlichen Förderbank cdp an Unternehmen wie Enel, Saipem und Eni
  • Zinsgünstige Kredite und Zuschüsse für die Kosten von technischer Ausbildung am Ort einer größeren Auslandsinvestition.
  • Weitere Informationen

Bahn, Brücken, Tunnel, Straßen

Italiens größter Baukonzern Webuild ist ein Spezialist für den Schienenverkehr. In Dänemark baute das Unternehmen die Cityringen-U-Bahn in Kopenhagen, deren Züge ebenfalls aus Italien kommen. Im US-Bundestaat Texas bekam Webuild den Zuschlag für die die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Dallas und Houston und in Paris für das Vorort-Anbindungsnetz Grand Paris Express. Gemeinsam mit der deutschen Max Bögl baut Webuild Autobahnen in Rumänien. Auch Brücken gehören zum Portfolio von Webuild, das unter anderem die 3. Bosporusbrücke konstruierte.

Pizzarotti baute Autobahnviadukte in Algerien und, gemeinsam mit den Landsleuten von Cimolai, die aufwändige La-Joya-Brücke in Peru. Cimolai, ein Spezialist für große Stahlgerüste, hatte 2001 auch dem damaligen deutschen Bauausführer Walter Bau das Stahlgerüst für die Franjo-Tudjman-Brücke im kroatischen Dubrovnik geliefert. 

Tunnelspezialist Ghella ist am Brennerbasistunnel und am Bau der U-Bahn von Sydney beteiligt und setzt dabei Herrenknecht-Bohrer ein. In Algerien koordiniert das Engineeringbüro Italconsult den Bau des East-West Highway, der die nordafrikanischen Länder verbinden wird. Italferr unterstützt Norwegen bei der Einführung des European Rail Traffic Management System (ERMTS) Standards.

Net Engineering aus Venetien, zu der auch das deutsche Ingenieurbüro Seecon gehört, modernisiert die bulgarische Bahninfrastruktur auf der Strecke Sofia-Pernik-Radomir, einem Teil des europäischen Transportkorridors Trans-European Networks (TEN-T) Orient/East-Med.

Kontaktadressen für Zulieferer
Enel

Stromproduktion, Erneuerbare Energie

Eni

Öl und Gas, Erneuerbare Energie

Maire Tecnimont

EPC, Öl und Gas, Kreislaufwirtschaft

Saipem

EPC, Öl und Gas, Erneuerbare Energie

Webuild

Wasserkraftwerke, Brücken, U-Bahn, Hochgeschwindigkeitsstrecken, Kläranlagen

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