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Analyse- und Labortechnik als Wegbereiter für Innovationen

Japan steigert seine Forschungs- und Entwicklungsausgaben. Dies treibt die Nachfrage für Analyse- und Labortechnik an.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japan verfolgt auf Unternehmens- und Universitätsebene vielfältige Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Deren Labore und Forschungseinrichtungen benötigen Analyse- und Laborgeräte. Die Ausgaben für die Technik werden in den Investitionsplänen und Strategiepapieren zu Forschung und Entwicklung (F&E) zwar nicht separat aufgeführt, sie sind jedoch ein wesentlicher Kostenblock.

Die Größenordnung lässt sich an der Produktion von Analyse- und Laborgeräten ablesen. Deren Erzeugung hat gemäß einer Statistik der Japan Analytical Instruments Manufacturers Association (JAIMA) im Fiskaljahr 2021 einen Wert von umgerechnet mehr als 5,4 Milliarden US-Dollar (US$) überschritten. Dies war ein Wachstum gegenüber dem Fiskaljahr 2020 von 5,8 Prozent. Rund 46 Prozent der Produktion ging im Fiskaljahr 2021 in den Export.

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Steigender Bedarf erwartet

In den Jahren 2020 und 2021 waren Laborgeräte und klinische Testinstrumente aufgrund der Covid-19-Pandemie sehr gefragt. Zukünftig wird die Nachfrage aus dem Life-Science-Bereich unter anderem seitens Biopharmazeutika und regenerativer Medizin wachsen, denn japanische Firmen bauen hier ihre Aktivitäten aus. Im August hat die Regierung elf Institutionen ausgewählt, die über die nächsten fünf Jahre die Entwicklung von Impfstoffen und Pharmazeutika im Land voranbringen sollen. Darunter sind im wesentlichen Universitäten wie die University of Tokyo.

Auch andere Anwenderbereiche haben einen wachsenden Bedarf an Analyse- und Labortechnik. So nimmt die Untersuchung neuer Werkstoffe, die Qualitätskontrolle von Nahrungsmitteln und anderen Erzeugnissen stetig zu. Mit künstlicher Intelligenz gestützte Analyse- und Laborinstrumente sollen beispielsweise die Entwicklung neuer Materialien beschleunigen. Die Dekarbonisierung weckt zudem den Bedarf an innovativen Werkstoffen, etwa für die Elektromobilität.

In jedem Fall werden die Firmen ihre Innovationsaktivitäten wieder verstärken. Sie hatten durch coronabedingte Bewegungs- und Kontakteinschränkungen zurückstehen müssen. Japans Unternehmen wollen sich einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz sichern und neue Bereiche erschließen. Unternehmen aus verschiedenen Branchen planen im Fiskaljahr 2022 teils zweistellige Zuwächse ihrer F&E-Ausgaben.

Neue Forschungszentren entstehen

In Japan entstehen derzeit diverse neue Forschungs- und Entwicklungszentren. Es ist davon auszugehen, dass diese Institutionen neueste Analyse- und Labortechnik anschaffen werden. Die Anwenderindustrien sind dabei sehr heterogen. In den nächsten Jahren werden jedoch Investitionen in der Elektronikbranche hervorstechen.

Im Bereich elektronische Komponenten meldete der Hersteller elektronischer Bauteile Murata Manufacturing im April 2022, zwischen 2023 und 2025 eine neue Forschungseinrichtung bauen zu wollen. Diese soll in der Präfektur Shiga angesiedelt werden. Das Unternehmen plant mit Investitionen von umgerechnet etwa 140 Millionen US$.

Tokyo Electron, einer der größten Hersteller für Halbleiterausrüstung in Japan, hat im Mai 2022 mitgeteilt, in seinem Werk in der Präfektur Miyagi ein neues Entwicklungslabor zu errichten. Der Bau soll im Frühjahr 2023 starten und zwei Jahre später abgeschlossen sein. Der Halbleiterausrüster hat Investitionen von umgerechnet mehr als 330 Millionen US$ angekündigt.

Der Pharmakonzern Hisamitsu Pharmaceuticals hat im September 2022 angekündigt, zwischen September 2022 und Februar 2024 ein neues F&E-Zentrum an seinem Standort in der Präfektur Saga zu errichten. Dafür sind Investitionen von umgerechnet etwa 85 Millionen US$ vorgesehen.

Deutsche Firmen investieren ebenfalls

Nicht zuletzt investieren ausländische Unternehmen in Japan. So hat die Bosch Gruppe Anfang 2022 mit dem Bau eines neuen F&E-Zentrums in Yokohama begonnen. Bosch bringt hierfür etwa 300 Millionen US$ auf. In dem F&E-Projekt sollen verschiedene Geschäftszweige gemeinsam zur Mobilität der Zukunft forschen und neue Lösungen entwickeln. Geplant ist, dass die Einrichtung Ende 2024 bezugsfertig ist.

Merck Electronics, ein Tochterunternehmen der deutschen Merck-Gruppe, hat im April 2022 angekündigt, in Japan seine Forschung im Elektronikbereich zu stärken. Bis 2025 will Merck 100 Millionen Euro in das existierende Werk in Shizuoka investieren, um so das "Level Up"-Wachstumsprogramm zu forcieren. Ein Teil fließt in die Forschung und Entwicklung, ein anderer Teil in die Produktionsinfrastruktur.

Staat finanziert viele Aktivitäten

Abgesehen von den Aktivitäten der Unternehmen fördert auch der japanische Staat Innovationsbemühungen auf vielfältige Weise. Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Land erhalten unter anderem Unterstützung von dem für Wissenschaft und Technologie zuständigen Ministerium (Ministry for Education, Culture, Sports, Science and Technology, MEXT). Für das Fiskaljahr 2023 hat MEXT den Haushaltsposten "Advance Research Base Sharing Promotion" in Höhe von circa 857 Millionen US$ vorgesehen. Diese Gelder sollen die gemeinsame Nutzung von Forschungslaboren, Ausrüstungen und Instrumenten seitens der Industrie, der Wissenschaft und nationalen Forschungsinstituten voranbringen.

Für die gemeinsame Nutzung von Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen durch Universitäten ist ein zusätzlicher Posten vorgesehen. Dieser hat immerhin eine Höhe von mehr als 1,9 Milliarden US$. Ausgewählte Universitäten sollen sich stärker auf praxisorientierte Forschung in Bereichen wie Künstlicher Intelligenz, Quantentechnologie und Biotechnologie inklusive der Impfstoffentwicklung fokussieren.

Die Aussichten für die Analyse- und Labortechnik sind durchaus gut. Dennoch hat Olympus als eines der größten Branchenunternehmen Japans im August 2022 sein Analysetechnikgeschäft an die US-amerikanische Beteiligungsgesellschaft Bain Capital verkauft. Dieser Deal spülte 3,1 Milliarden US$ in die Kassen des Unternehmens, das seinen Fokus ursprünglich auf den Bereich industrielle Mikroskope und andere Analyseinstrumente gelegt hatte.

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