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Branchen | Japan | Energiespeicherung, Batterien

Batteriewettbewerb gewinnt an Intensität

Japan will die Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge stärken. Der Kapazitätsausbau erfolgt auf dem Archipel wie auch global.  

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Im Wettbewerb um Batterien für die elektromobile Zukunft will Japan einen Gang hochschalten. Dabei sind Hochleistungsbatterien, wie sie elektrische Fahrzeuge (Electric Vehicle, EV) benötigen, ein entscheidender Faktor. Deren Produktion soll sowohl global als auch in Japan gestärkt werden. Die Regierung unterstützt dies finanziell.

Laut Zahlen der International Energy Agency (IEA) sind die weltweiten Verkäufe von Elektrofahrzeugen – ohne Hybridantriebe – im Jahr 2021 um 220 Prozent auf 6,6 Millionen Einheiten gestiegen. Die Energieagentur prognostiziert, dass die Verkäufe im Jahr 2030 über 30 Millionen Einheiten erreichen, angeführt von EV-Anbietern aus China, Europa und den USA. Die japanischen Kfz-Hersteller spielen gegenwärtig bei den weltweiten EV-Verkäufen nur eine Nebenrolle.

Japan bläst zur Aufholjagd

Daher setzen Japans Automobilunternehmen zur Aufholjagd an. Allein oder mit Partnern wollen sie die elektromobile Transformation und die damit zusammenhängende Batterieversorgung sicherstellen.

Toyota hat angekündigt, im Jahr 2030 weltweit Verkäufe von 3,5 Millionen vollelektrischer Autos anzupeilen, plus weiteren 1 Million Einheiten bei seiner Luxusmarke Lexus. Subaru als ein Kooperationspartner von Toyota plant, ab 2030 alle neuen Fahrzeuge weltweit nur noch mit Elektroantrieb anzubieten. Der Kfz-Hersteller Honda hat das Ziel formuliert, bis 2030 etwa 30 Elektromodelle in der Angebotspalette zu haben, einige davon in Kooperation mit dem US-Partner GM.

Vor dem Hintergrund schlechter Absatzentwicklung will Nissan mit seinen Partnern Renault und Mitsubishi im Herbst 2022 eine überarbeitete Elektrostrategie vorstellen. In der "Nissan Ambition 2030" hat das Unternehmen bereits angekündigt, die weltweite Erzeugungskapazität für EV-Batterien zwischen den Fiskaljahren 2026 und 2030 von 52 auf 130 Gigawattstunden auszubauen.

Japans Know-how ist umfangreich

Nissan hat eine eigene Lithium-Ionen-Batterie entwickelt, die ohne den teuren Rohstoff Kobalt auskommt. Zudem will das Unternehmen im Fiskaljahr 2024 (1. April bis 31. März) mit einer selbst entwickelten Feststoffkörperbatterie in Japan in die Pilotproduktion starten. Damit zielt das Unternehmen darauf, die Kosten pro Kilowattstunde bis zum Fiskaljahr 2028 auf 75 US-Dollar (US$) zu senken.

Nissan hat relativ früh Erfahrung mit einer eigenen Batterieproduktion gesammelt - hauptsächlich bei seinem EV-Modell Leaf. So ist der heute Envision AESC genannte Batteriezellhersteller aus der Kooperation von Nissan mit dem japanischen Tech-Konzern NEC entstanden. Envision AESC ist seit 2019 mehrheitlich in chinesischer Hand und baut seine Stellung als Lieferant auch für andere Kfz-Anbieter aus.

Bis 2025 soll die Fremdbelieferung auf 50 Prozent steigen. So gehören Honda und Mercedes-Benz zu den zukünftigen Abnehmern. Dazu baut Envision AESC seine Produktion in den USA aus und investiert hierfür 2 Milliarden US$, wie im April 2022 angekündigt. Zudem sollen auch in Japan neue Kapazitäten entstehen. Laut einer Pressemeldung vom Sommer 2021 sind hierfür Investitionen von rund 400 Millionen US$ eingeplant.

Batterie-Lieferbeziehungen der größten Kfz-Hersteller Japans

Hersteller

Batterielieferanten

Partner

Toyota

Prime Planet 1)

Primearth EV Energy 2)

Toyota Industries

CATL, BYD, GS Yuasa, Toshiba

Daihatsu, Suzuki (Mini-Kfz)

Subaru (bZ4X, Solterra)



Honda

GM (für Nordamerika)

CATL (für China)

Envision AESC (für Japan)

Blue Energy 3)

GM




Nissan

Envision AESC

CATL

Renault

Mitsubishi Motor

1) Prime Planet Energy & Solutions (gegründet von Toyota und Panasonic 2020); 2) Primearth EV Energy (gegründet von Toyota und Panasonic 1996); 3) Blue Energy (gegründet von Honda and GS Yuasa 2009) Quelle: Nikkan Kogyo Shimbun 2022; Unternehmens-Webseiten 2022; GTAI-Recherche 2022

Produktionskapazitäten hinken hinterher

Unter den japanischen Batterieherstellern für Elektrofahrzeuge ist Panasonic der wichtigste Treiber. Panasonic Energy, die Batterietochter des Elektronikherstellers, hat Anfang Juni 2022 angekündigt, die Produktionskapazität bis zum Fiskaljahr 2028 gegenüber 2021 zu vervielfachen. Der Bedarf der weltweit größten Kunden, wie Tesla und Toyota, ist hoch. Daher erweitert Panasonic seine Kapazität in der Batteriezellerzeugung in ausländischen Werken wie auch in seinem japanischen Werk in der Präfektur Wakayama.

In Kooperation mit Panasonic befindet sich auch Toyota im Rennen um die ersten kommerziellen Festkörperakkumulatoren für den Einsatz in Elektrofahrzeugen. Diese nächste Generation von Batterien soll ohne flüssige Elektrolyte auskommen und mehr Sicherheit, schnellere Ladezeiten und eine längere Betriebsdauer ermöglichen. Toyota will ab 2025 die ersten Modelle mit Festkörperbatterien ausstatten.

Subaru hat im Mai 2022 bekannt gegeben, in Japan eine neue Fabrik speziell für Elektrofahrzeuge und entsprechende EV-Batterien zu errichten. Dafür sind Investitionen von 1,9 Milliarden US$ vorgesehen. Die Produktion wird neben dem Stammwerk in der Präfektur Gunma entstehen und 2027 den Betrieb aufnehmen. Sie soll sowohl für Subaru-Modelle als auch für die Fertigung anderer Marken offen sein.

Auch das im Batteriemarkt neue Unternehmen PowerX setzt auf Japan als Produktionsstandort. Die japanische Firma will laut Meldung vom 23. Juni 2022 eine völlig neue Fabrik mit einer Kapazität von 5 Gigawattstunden in Tamano, in der Präfektur Okayama, errichten. Dort sollen ab 2024 Batteriezellen erzeugt werden.

Staat unterstützt neue Batteriewerke

Beim Kapazitätsaufbau von Batteriezellen in Japan können Unternehmen auf finanzielle Unterstützung der Regierung setzen. Denn ausreichende Batterielieferungen für Elektrofahrzeuge sind eine der wichtigsten Voraussetzungen, um sicherzustellen, dass die Kfz-Industrie auf dem Archipel weiter eine relevante Rolle spielt. Dies wird in einem Strategiepapier des Ministry of Economy, Trade and Industry (Meti) zur Entwicklung der Batterieindustrie vom April 2022 konkretisiert.

In Japan soll bis 2030 eine Produktionskapazität in der Größenordnung von 150 Gigawattstunden aufgebaut werden. In weltweiten Standorten wird das Ziel von 600 Gigawattstunden angestrebt, was einem Anteil am globalen Markt von 20 Prozent entsprechen soll.

Japan hat zwischen 2015 und 2020 bei Lithium-Ionen-Akkumulatoren für den Automobilbereich an Marktanteilen stark eingebüßt. Laut dem Wirtschaftsforschungsunternehmen Fuji Keizai ist der globale Anteil in diesem Zeitraum um etwa die Hälfte auf circa 21 Prozent gesunken. Chinesische und südkoreanische Batteriehersteller haben japanische Pioniere, vor allem Panasonic, bei den Kapazitäten für herkömmliche EV-Lithium-Ionen-Batterien überholt.

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