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Branchen | Japan | Cloud Computing

Bedarf an Datenzentren wächst

Japans Datenmengen nehmen mit der Digitalisierung massiv zu. Daher investieren Unternehmen hohe Summen in den Ausbau von Rechenzentren.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Datenzentren sind heutzutage ein ebenso wichtiger Bestandteil für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, wie es etwa die Logistik ist. Zu diesem Schluß kommt die Expertengruppe zur Entwicklung der digitalen Infrastruktur Japans in ihrem Mitte Januar 2022 veröffentlichten Zwischenbericht. Laut ihrer Prognose wird der Internetverkehr auf dem Archipel zwischen Mai 2021 und Mai 2031 von 24 Terabytes pro Sekunde auf 760 Terabytes pro Sekunde zunehmen. Die Regierung unterstützt die Ansiedlung von Rechenzentren im Land, da die Informationsinfrastruktur die eigene wirtschaftliche Sicherheit erhöht.

Datenzentren sind ein lukratives Geschäft

Der Bedarf an Rechenzentren wächst kontinuierlich. Hierzu tragen nicht zuletzt die Entwicklung der 5G-Mobilkommunikation, Cloud-Dienste, E-Commerce, E-Government und Digitalisierungstrends wie autonomes Fahren bei. Daher werden die großen Cloudservice-Anbieter AWS (Amazon Web Services), Microsoft, Google und andere ihre Flächen und Kapazitäten von sogenannten Hyperscale-Datenzentren ausbauen. Rechenzentren sind ein profitables Geschäft.

Das Marktforschungsunternehmen IDC prognostiziert, dass die gesamte Fläche von Datenzentren in Japan zwischen Ende 2020 und Ende 2025 von 2,46 Millionen Quadratmeter auf 3,4 Millionen Quadratmeter zulegen wird. Bei den Rechenkapazitäten rechnet IDC damit, dass diese zwischen 2020 und 2025 um 37,2 Prozent steigen.

Viele ausländische Akteure bieten Kapazitäten an

Diese im Mai 2021 veröffentlichte Prognose scheint jedoch schon überholt. Denn eine Reihe neuer Investitionsvorhaben sind in der Pipeline. So hat GLP, ein internationaler Logistikimmobilienkonzern mit Sitz in Singapur, im Februar 2022 angekündigt, in den nächsten fünf Jahren etwa 12 Milliarden US-Dollar (US$) zu investieren. Damit sollen vor allem in den Wirtschaftszentren Tokyo und Osaka 900 Megawatt an Stromkapazität aufgebaut werden, die zur Nutzung für Kunden bereitgestellt wird.

Aus Singapur kommt auch der Datenzentrenbetreiber Princeton Digital Group. Das Unternehmen hat im Juni 2021 gemeldet, 1 Milliarde US$ in Japan in ein Hyperscale Center in Saitama, im Großraum Tokyo, zu investieren. Der Kapazitätsaufbau erfolgt in zwei Phasen von jeweils 48,5 Megawatt. Sie sollen ab 2024 beziehungsweise ab 2026 zur Verfügung stehen.

Der australische Hyperscale-Datenzentrenbetreiber AirTrunk hat Ende 2021 mit einem 60 Megawatt-Campus die erste Phase eines ambitionierten Ausbauplans in Japan begonnen. AirTrunk hat vor, das Projekt in der Präfektur Chiba schrittweise bis 2030 auf über 300 Megawatt zu erweitern. Den Bau übernimmt Daiwa House. Ebenfalls in Chiba wird das Unternehmen Stack Infrastructure bis 2023 ein Projekt in der Größenordnung von 36 Megawatt fertigstellen.

Kollokationsmarkt wächst schnell

Die Zahl der ausländischen Betreiber von Datenzentren hat in Japan deutlich zugelegt. Dabei ist das Datenzentrengeschäft aber nicht allein in ausländischer Hand. Eine Reihe heimischer Branchenunternehmen, wie MC Digital Realty oder der Handelskonzern Mitsui, lassen neue Kapazitäten bauen oder investieren in existierende Einrichtungen.

Japans größter Telekommunikationskonzern NTT ist schon lange ein wichtiger Akteur im Rechenzentrengeschäft. Dabei bietet NTT, wie die meisten anderen Branchenfirmen, verstärkt Kollokationsflächen an. Dies sind Rechenkapazitäten, die Betreiber Dritten zur Verfügung stellen. Es gibt nur wenige Unternehmen wie etwa Amazon, die sich in Japan eine eigene Datenzentreninfrastruktur leisten.

Der japanische Kollokationsmarkt wächst dynamisch. Das prognostiziert das kanadische Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Structure Research. Demnach soll das Segment Kollokationsdienste zwischen 2021 und 2026 im Raum Tokyo um jährlich durchschnittlich 9 Prozent auf 3,4 Milliarden US$ wachsen. Für den Raum Osaka rechnen die Marktforscher mit einem Wachstum um 21 Prozent auf 1,1 Milliarden US$.

Moderne Ausrüstung und Software benötigt

Mit dem Ausbau der Datenzentren geht ein hoher Bedarf an IT-Hardware und Software einher. Laut dem Marktforschungsunternehmen Synergy Research Group stiegen die Ausgaben für die Ausrüstung und Software im Jahr 2021 weltweit um 10 Prozent. Sie erreichten rund 185 Milliarden US$. Davon entfallen etwa drei Viertel auf die Hardwareausstattung, wie Racks, Kabel, Kühltechnik.

Beim Ausbau der Infrastruktur geht es nicht nur darum, die Kapazitäten zu erhöhen, sondern auch die Energieeffizienz zu verbessern und die CO2-Emissionen zu senken. Zudem müssen bestehende Datenzentren regelmäßig modernisiert werden. In Japan existieren einige Einrichtungen, die bereits zwanzig Jahre und länger in Betrieb sind. Das listet das Japan Data Center Council auf.

Regierung fördert Ausbau von Datenhubs in Japan

In ihrer Green Growth Strategy aus dem Jahr 2021 hat die Regierung das Ziel gesetzt, dass alle neuen Datenzentren bis 2030 einen Energieeffizienzgrad von 30 Prozent gegenüber bestehenden Anlagen erreichen müssen. Bis 2040 sollen sie klimaneutral aufgestellt sein. Dazu sollen unter anderem der Einsatz erneuerbarer Energien zur Stromversorgung sowie die Abwärmenutzung der Rechenzentren beitragen.

Zwar setzt Japan keine Schranken, Daten in anderen Ländern zu speichern. Aus Sicherheits- und Datenschutzgründen will die japanische Regierung jedoch die lokale Speicherung fördern. Sie plant daher, den Ausbau der Datenzentren auf dem Archipel zu fördern und zugleich deren Standorte zu dezentralisieren. Der überwiegende Teil der Rechenzentren ist laut dem Immobilienunternehmen CBRE im Großraum Tokyo angesiedelt, gefolgt von Standorten rund um Osaka.

Verteilung von Datenzentren in Japan, 2019 (in Prozent)

Standort

Anteil

Großraum Tokyo

40

Kanto-Region (ohne Tokyo)

23

Großraum Osaka

19

Kinki-Region (ohne Osaka)

4

Andere

14

Quelle: CBRE, November 2021

Premierminister Kishida hat Ende 2021 angekündigt, in den nächsten fünf Jahren mehr als ein Dutzend regionale Datenzentrenhubs zu errichten. Dies umfasst auch die Kabelstationen, die Unterseekabel bündeln und Japan so mit dem weltweiten Netz verbinden. Die Regierung stellt über die Fiskaljahre 2021 bis 2025 rund 400 Millionen US$ zur Verfügung, um die Dezentralisierung von Datenzentren und Unterseekabeln unterstützen.

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