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In der Display-Industrie wird Japan auch in Zukunft als Lieferant von Ausrüstung, Materialien und Teilen ein wichtiger Marktakteur bleiben.
11.03.2021
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Japans Display-Industrie erlebt gegenwärtig einen Nachfrageboom. Für Flachbildschirme im Bereich Unterhaltungselektronik dürfte diese Dynamik eher kurzfristiger Natur sein. Allerdings wird der Bedarf an Displays für den Einsatz in der Automobilindustrie (Fahrerinformationssystemen und Infotainment) sowie für elektronische Anzeigetafeln, langfristig steigen.
Während der Corona-Pandemie haben sich viele Verbraucher mit neuen Fernsehapparaten und Computern ausgestattet. Soft-Lockdown, Home-Office und die einmalige staatliche Geldzuwendung im Frühjahr 2020 waren Anreize, neue Geräte anzuschaffen. So verbuchten Japans Anbieter von Flachbildschirmen 2020 das erste Mal seit Jahren hohe Zuwachsraten bei den inländischen Verkaufszahlen.
In Japan nahmen die PC-Lieferungen laut der Mitgliedsunternehmen des Branchenverbands Japan Electronics and Information Technology Industries Association (JEITA) 2020 gegenüber 2019 um 7,4 Prozent auf 10,45 Millionen Einheiten zu. Der Absatz von Laptops stieg hierbei um 25,1 Prozent auf 8,9 Millionen Einheiten. Bei Flachbildschirm-Fernsehgeräten kletterten die Verkäufe um 11,5 Prozent auf knapp 5,43 Millionen Einheiten. Beliebt waren TV-Geräte mit Diagonalen von mehr als 50 Zoll. Ihr Absatz zog um 32,2 Prozent auf 1,86 Millionen an.
Der Branchenverband erwartet, dass der TV-Ersatzbedarf im Jahr 2021 anhalten wird. Dank sinkender Preise wird die Nachfrage vor allem nach 4K-Geräten weiter zulegen. Der Absatz von Computern dürfte hingegen abflachen. Der Bedarf an Ersatz- und Neugeräten, etwa für das Home-Schooling und die Ausstattung von Schulen, wurde zu großen Teilen 2020 gedeckt.
Segment | 20201 | 20251 | Veränd. 2025/202 |
---|---|---|---|
Flachbildschirmfernseher, weltweit | 240.252 | 252.818 | 1,0 |
in Japan | 5.426 | 5.000 | -1,6 |
PC, weltweit | 283.500 | 242.700 | -3,1 |
in Japan | 12.900 | 9.300 | -6,3 |
Tablets, weltweit | 177.000 | 115.000 | -8,3 |
in Japan | 10.400 | 7.150 | -7,2 |
Trotz der höheren Absatzmengen können die japanischen Anbieter von Displays im Konsumelektronikbereich dennoch nicht jubeln, denn ihr Umsatz ist auf Yen-Basis eingebrochen. Gestiegene Produktionspreise, die der unerwartete Nachfrageboom bei den noch dominierenden LCD (liquid crystal display)-Monitoren nach sich gezogen hat, lassen sich nur schwer an die Kunden weitergeben.
Aufgrund der unbefriedigenden Geschäftsentwicklung hat der Elektronikkonzern Panasonic Ende 2019 angekündigt, die Produktion von LCD-Flachbildschirmen in Japan 2021 aufzugeben. Andere große Display-Hersteller, wie Sharp und Japan Display Inc (JDI), kämpfen seit Jahren mit wirtschaftlichen Problemen. So wurde der Elektronikkonzern Sharp 2016 mehrheitlich vom taiwanischen Auftragshersteller Foxconn übernommen. Um seine Verschuldung abzubauen, hat JDI 2020 wiederum einen Teil seiner Produktion an Sharp verkauft.
Bei der Produktion von Flachbildschirmen ist Japan im Vergleich zu China und Südkorea ein kleiner Akteur mit einem weltweiten Marktanteil von nur noch 5 Prozent. Dahingegen liegen japanische Hersteller von automobilen Displays gut im Rennen. Laut Angaben von IHS Markit war in diesem Segment Japans Branchenprimus JDI im Jahr 2019 mit einem Anteil von circa 14 Prozent die Nummer zwei weltweit nach dem südkoreanischen Anbieter LG Display.
JDI will seine Produktion künftig stärker auf den Automobilbereich ausrichten. Dazu ist das Unternehmen mit der französischen Technologieschmiede Faurecia 2019 bei Kfz-Displays eine Kooperation eingegangen. In deren Zuge werden smarte Anzeigeinstrumente für das CASE (Connected, Autonomous, Shared, Electric)-Zeitalter entwickelt. Weitere japanische Kfz-Teile-Hersteller, wie Panasonic, Yazaki, Nippon Seiki und Denso, spielen bei Displays für Automobile ebenfalls eine wichtige Rolle.
Der automobile Displaymarkt verspricht ein dynamisches Wachstum und höhere Margen als der reife Markt für Fernsehgeräte oder Smartphones. Während der globale Displaymarkt laut MarketsandMarkets Research zwischen 2021 und 2026 im jährlichen Durchschnitt um 3,6 Prozent zulegen dürfte, prognostizieren die Marktforscher für das Segment der automobilen Smart-Displays zwischen 2020 und 2025 einen Zuwachs von 8,8 Prozent.
Veränderte Absatzaussichten in den verschiedenen Segmenten erfordern auch bei den Produzenten und Lieferanten von Werkstoffen, Kunststoffen, elektronischen Bauteilen, optischen Komponenten sowie nicht zuletzt von Herstellungsausrüstungen Anpassungen. Japans Branchenzulieferer haben davon profitiert, dass die Display-Produktion in China und Südkorea in den letzten Jahren stark hochgefahren wurde.
So hält Japan laut IHS Markit immer noch einen Anteil von ungefähr 50 Prozent bei Herstellungsausrüstungen für Flachbildschirme auf LCD-Basis. Bei der neuesten OLED-Technologie laufen sich mittlerweile südkoreanische Firmen als Konkurrenten warm. Im Ausrüstungssegment sind auch US-amerikanische und europäische Firmen wichtige Anbieter.
Dennoch werden in Kernbereichen der Display-Produktion japanische Anbieter von Maschinen, optischen Komponenten, elektronischen Bauteilen und Materialien, wie Tokyo Electron, Towa, Canon, Nikon, Renesas, Rohm und Asahi Kasei, nach wie vor relevant bleiben. Sie investieren in Forschung und Entwicklung, um Trends wie Digitalisierung, neue Mobilität und smarte Cities voranzubringen.
Ein Bereich, den die Corona-Pandemie stark traf, war die Nutzung von Displays für elektronische Außenwerbung oder als Anzeigetafeln bei Ausstellungen und Messen. 2020 fanden in Japan so gut wie keine Messen statt. Da Berufs-, Sport- und Freizeitaktivitäten eingeschränkt waren, hielten sich auch die Werbetreibenden bei der Außenwerbung zurück.
Die Werbeeinnahmen in der Kategorie „Events, Exhibitions, Screen Display“ fielen laut der größten japanischen Werbeagentur Dentsu 2020 um mehr als 38 Prozent gegenüber 2019 zurück. Insgesamt schrumpfte Japans Werbemarkt 2020 um 11,2 Prozent - zum ersten Mal seit neun Jahren. Jedoch wird mit der Rückkehr zum Vorkrisenalltag und der Transformation von Städten zu Smart Cities die Nutzung von elektronischen Anzeigetafeln wieder zunehmen.