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Japans Hersteller von Halbleiterausrüstung haben gut gefüllte Auftragsbücher. Mit ihrem spezialisierten Angebot können sie auch in den kommenden Jahren gute Geschäfte erwarten.
27.01.2021
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Die Halbleiternachfrage wächst weltweit. Daher fahren die japanischen Hersteller von Produktionsausrüstung für den Bereich Halbleiter und Displays sehr gute Umsätze ein, denn sie liefern wichtige Erzeugnisse in der Wertschöpfungskette. Halbleiterausrüstung „Made in Japan“ hat laut dem internationalen Branchenverband SEMI einen weltweiten Marktanteil von über 30 Prozent.
Die japanischen Halbleiterausrüster dürften ihren Marktanteil auch in Zukunft halten. Für das laufende wie auch für die beiden kommenden Fiskaljahre 2021 und 2022 (jeweils 1. April bis 31. März) rechnet die Semiconductor Equipment Association of Japan (SEAJ) damit, dass die einheimische Branche einen Zuwachs im mittleren einstelligen Bereich erzielt. Das Ergebnis könnte noch höher ausfallen, wenn sich das Display-Segment besser entwickeln würde.
Allerdings ist dieses Segment gegenwärtig die Achillesferse der Elektronik-Ausrüstungsindustrie. Der Rückgang bei der Display-Ausrüstung bremst derzeit das Gesamtwachstum der japanischen Lieferanten aus. Aber das soll sich laut Prognose des Branchenverbandes im Fiskaljahr 2022 ändern. Auf den Corona-bedingten Rückgang wird dann eine Nachholbewegung folgen.
Japans Branchenunternehmen gehören mit ihren US-amerikanischen Mitbewerbern zu den wichtigsten Herstellern von Produktionsausrüstung für den Halbleiter- und Displaybereich. Unter den zehn weltgrößten Branchenunternehmen sind mehrere japanische Namen zu finden: Advantest, Tokyo Electron und Hitachi High-Tech. Zudem haben sich eine Reihe von Nischen-Akteuren, wie Hoya, NuFlare Technology oder Disco Corporation, im Pre- und Post-Processing etabliert.
Auf Basis der angekündigten Anlageinvestitionen der wichtigsten Kunden in Taiwan und Südkorea werden die Orderbücher bei Japans Halbleiter-Ausrüstungsherstellern gut gefüllt bleiben. Der taiwanische Auftragshersteller für Halbleiter, TSMC, hat Anfang 2021 für das laufende Jahr eine Erhöhung der Kapitalausgaben auf 25 Milliarden bis 28 Milliarden US-Dollar (US$), nach 17,2 Milliarden US$ im Jahr 2020, angekündigt.
Samsung hat zwar noch keine Zielzahlen für 2021 bekannt gegeben, wird jedoch auch in neue Ausrüstung investieren, um im Foundry-Geschäft nicht hinter TSMC zurückzufallen. Dabei geht es vor allem um neue Produktionskapazitäten in der 5-Nanometer-Technologie auf EUV (extreme ultraviolet lithography)-Basis. Darüber hinaus wird auch die Speicher- und Bildsensoren-Produktion in Südkorea und China sukzessive modernisiert.
Die weltweiten Verkäufe von Halbleiterausrüstung lagen laut Angaben der SEMI im Jahr 2020 bei mittlerweile rund 69 Milliarden US$. SEMI führt hierbei jedoch keine Zahlen für die Wafer- und Display-Ausrüstung auf. Das wertmäßige Volumen soll 2021 auf knapp 72 Milliarden US$ steigen. Dabei werden die meisten Anlageinvestitionen in Ostasien getätigt.
China gehört zu den drei größten Absatzmärkten für Halbleiterausrüstung, weil sich dort viele in- und ausländische Chipproduzenten angesiedelt haben. Zudem versucht die chinesische Regierung, die Eigenversorgung von Halbleitern voranzutreiben, um von der ausländischen Zulieferung dieser wichtigen Bauteile unabhängiger zu werden.
Ein Faktor für die sehr gute Entwicklung bei Japans Ausrüstungsherstellern 2020 war, dass unter anderem die chinesischen Halbleiterhersteller mehr Maschinen und Zubehör kauften, als sie tatsächlich benötigten. Denn sie befürchteten, dass die US-Behörden die Belieferung von chinesischen Chipproduzenten mit Ausrüstung einer strikteren Kontrolle unterwerfen könnten.
Tatsächlich ist die Semiconductor Manufacturing International Co. (SMIC) in Beijing auf die Liste des US-Handelsministeriums (Entity List) gesetzt worden und unterliegt damit einer Lieferkontrolle. Zwar betrifft diese Kontrolle japanische Lieferanten nicht direkt. Es ist jedoch anzunehmen, dass Japan die Maßnahmen der US-Regierung genau beobachtet, um nicht selbst ins Fadenkreuz von Strafzöllen zu geraten.
Der internationale Branchenverband SEMI erwartet, dass die Verkäufe von Halbleiterausrüstung in China 2021 und 2022 geringer ausfallen als im Jahr 2020. Dies wird jedoch durch die höhere Nachfrage aus Südkorea und Taiwan kompensiert. Zudem wird auch in Japan selbst mit steigenden Investitionen in die Halbleiterproduktion gerechnet.