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Haustierbranche hat weiter Wachstumspotenzial

Die Ausgaben der japanischen Bevölkerung für Hunde und Katzen werden weiter zulegen. Gesundheitsdienstleistungen und neue Produkte treffen auf rege Nachfrage.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japans Population von Hunden und Katzen wuchs im Jahr 2021 auf knapp 16 Millionen Tiere. Allerdings wird die japanische Bevölkerung in den nächsten Jahren weiter schrumpfen. Das wird auch das Wachstum bei den Vierbeinern begrenzen. Die Haustierbesitzenden geben jedoch mehr Geld für höherwertige Futtermittel, Premiumerzeugnisse und hochpreisige Dienstleistungen aus.

Das Marktforschungsinstitut Yano Research prognostiziert daher, dass der Haustiermarkt insgesamt zwischen den Fiskaljahren 2022 und 2024 (jeweils 1. April bis 31. März) jährlich zwischen 2,1 Prozent und 2,5 Prozent zulegt. Das schließt auch Haustierkäufe ein. Während die Anschaffungskosten von Hunden und Katzen mit umgerechnet circa 5,9 Milliarden US-Dollar (US$) über die nächsten Jahre in etwa stabil bleiben dürften, soll der Umsatz mit Produkten und Dienstleistungen vor allem getrieben von höheren Ausgaben für Futter weiter steigen, erwartet Yano Research.

Entwicklung des Marktes für Haustierprodukte in Japan (in Millionen US-Dollar) 1)

Produkte

2022 2) 3)

2023 2) 3)

2024 2) 3)

Futter

4.556

4.804

5.056

Pflegeprodukte

2.079

2.124

2.142

Insgesamt

6.635

6.928

7.198

1) jeweils Fiskaljahr (1. April bis 31. März); 2) 1 US$ = 140 Yen; 3) Prognose Quelle: Yano Research Institute 2022

Katzenzahl nimmt in Japan zu

Auf dem Archipel lebten 2021 annähernd 9 Millionen Stubentiger. Im Jahr 2015 waren es noch 8,3 Millionen Katzen gewesen. Dahingegen sank die Zahl bei den Hunden. Sie betrug 2021 noch etwa 7,1 Millionen Vierbeiner, im Vergleich zu knapp 8 Millionen im Jahr 2015, so Angaben der Japan Pet Food Association.

Dabei wird die Haustierpopulation seit 2022 genauer erfasst. Seit dem 1. Juni 2022 müssen in Japan Hunde und Katzen, wenn sie von Züchtern oder im Laden gekauft werden, mit einem Mikrochip ausgestattet sein. So sind die Eigentumsrechte nachvollziehbar und müssen auch bei einem Weiterverkauf aktualisiert werden. Ebenso sind die Sorgfaltspflichten, wenn etwa Tiere ausgesetzt oder anfallende Steuern nicht bezahlt werden, dank Chip transparent.

Gemäß einer Analyse der Japan Pet Food Association betrugen die Ausgaben im Jahr 2021, inklusive medizinischer Behandlung, bei Hunden pro Monat durchschnittlich 97 US$ (13.500 Yen). Davon entfiel ein Viertel der Kosten auf die Ernährung der Vierbeiner. Im Vergleich waren Katzen bei den monatlichen Gesamtausgaben im Durchschnitt 36 US$ (5.000 Yen) billiger als Hunde. Jedoch belaufen sich die Kosten für Katzenfutter anteilsmäßig auf 35 Prozent.

US-Marken bei Futterimporten stark nachgefragt

Japan gehört zu den zehn größten Einfuhrländern von Haustierfutter weltweit. Der Import (HS-Position 2309.10) überstieg im Jahr 2021 erstmals 700 Millionen US$, was einem Zuwachs von 3,8 Prozent gegenüber 2020 entspricht. Laut Angaben der Japan Pet Food Association betrug der Importanteil 44,6 Prozent. Aus Deutschland führte Japan 3,4 Millionen US$ an Branchenerzeugnissen ein. Unter den importierten Produkten dominieren US-Marken.

Die größten japanischen Anbieter von Haustierfutter sind Inaba Foods, Unicharm und Yamahisa Pet. Als wichtigste Distributionskanäle sind stationäre Läden weiter vorherrschend, insbesondere große Märkte für den Heimbedarf und Pet-Superstores, so die Angaben des Marktforschers Euromonitor International. Den größten Zuwachs bei den Umsätzen erzielte jedoch der E-Commerce. Er dürfte seinen Anteil als Absatzkanal von 13,3 Prozent im Jahr 2021 künftig weiter ausbauen.

Gesundheitsausgaben für Tiere steigen

Der Futterkauf führt keineswegs die Liste der größten Ausgabenposten an. Das bestätigt eine Umfrage des japanischen Versicherungsunternehmens ipet Insurance unter über 1.000 Hunde- und Katzenhaltern. Die meisten Ausgaben für Haustiere flossen 2021 in die Behandlung von Krankheiten und Verletzungen, gefolgt von Impfungen und Gesundheitschecks. Erst danach kamen Ausgaben für Tierfutter.

Die verbesserte Versorgung der Vierbeiner mit spezialisiertem Futter und die steigende Verfügbarkeit von Tierkliniken in den Städten verlängern die Lebenszeit von Haustieren. Da die Vorsorge und medizinische Behandlung teuer ist, steigt das Angebot an entsprechenden Versicherungen. Laut dem größten japanischen Anbieter Anicom-Sompo betrug die Abdeckungsrate mit Pet-Versicherungsprodukten im Jahr 2020 circa 12,2 Prozent.

Angebot an Tierprodukten wächst

Oftmals sind Hunde und Katzen Familienmitglieder und genießen hohe Aufmerksamkeit. Das spiegelt sich unter anderem in höherwertiger, gesundheitsorientierter Nahrung und mehr futtermäßiger Belohnung, also Leckerlis. Zudem nimmt das Angebot an Spielzeugen, Schlafplätzen, Bekleidung und Transportbehältnissen für die Vierbeiner weiter zu.

Die einschlägigen Angebote werden immer ausgefeilter. Die ipet-Erhebung fragte auch ab, was Haustierbesitzer zukünftig an neuen Dienstleistungen und Produkten ausprobieren wollen. Dabei standen Online-Gesundheitsuntersuchungen und -Beratungen an erster Stelle. Dem folgten gemeinsame Hotelaufenthalte, der Online-Kauf von Tierprodukten und die Nutzung von elektronischen Geräten.

Haustierwelt wird digitaler

So sind Kameras zur Beobachtung der Hunde und Katzen ein wichtiges Produkt. In Japan arbeiten viele Angestellte nach dem Abflauen der Coronapandemie wieder im Büro und lassen ihre vierbeinigen Mitbewohner zu Hause. Über die Kamera ihres Smartphones können Tierbesitzer sie jedoch jederzeit überwachen.

Um auch bei Abwesenheit mit den Haustieren interagieren können, hat das Elektronikunternehmen NEC im Jahr 2021 ein Halsband auf den Markt gebracht, das eine "Kommunikation" über das in Japan allgegenwärtige soziale Netzwerk Line ermöglicht. Besitzer sprechen mit dem Haustier und erhalten Informationen über dessen Bewegungen und Reaktionen, die per Sensoren im Halsband und dank künstlicher Intelligenz erfasst werden.

Ein ähnliches Produkt hat das Start-up Rabo Inc. speziell für Katzen entwickelt. Mit dem "Catlog" lassen sich die Bewegungen der Tiere auf dem Smartphone verfolgen. Auch Daten über deren körperlichen Status werden gesammelt, also etwa darüber, ob das Tier schläft oder isst. Japans größter Hersteller von Sanitärprodukten Unicharm hat mit Rabo Inc. im Sommer 2022 eine Geschäftskooperation vereinbart. Beide wollen die digitale Transformation im Pet-Bereich vorantreiben.

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