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Branchen | Japan | Telekommunikations- und Unterhaltungstechnik

Innovative Technologien wecken neuen Bedarf

Japans Nachfrage nach audiovisuellen Geräten und Computern schwankt aufgrund der Coronapandemie stark. Neue Features schieben hingegen den Absatz an.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Der japanische Markt für audiovisuelle Geräte und Computer schien zuletzt weitgehend gesättigt. Doch: Die Coronapandemie hat der Branche 2021 einen neuen Nachfrageschub beschert. Der Ersatz- und Neubeschaffungsbedarf soll sich 2022 jedoch nicht gleichermaßen fortsetzen und deutlich zurückgehen. Die Nachfrage dürfte sich ab 2023/2024 wieder erholen. Davon geht die Japan Electronics and Information Technology Industries Association (JEITA) in ihrer Ende Februar 2022 veröffentlichten Prognose aus.

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Segmente entwickeln sich sehr unterschiedlich

Der Fachverband rechnet bei Displays für den Einsatz in der Automobilindustrie über die nächsten Jahre mit einem konstant wachsenden Bedarf. In japanischen Fahrzeugen der neueren Generation zählen digitale Displays für Navigationssysteme, Fahrerinformationssysteme, Infotainment und Drive Recorder, immer häufiger zum Standard.

In Japan sollen die Verkäufe von Fernsehgeräten 2022 insgesamt sinken. Das gilt jedoch nicht für höher auflösende 4K-Flachbildschirmfernseher. Diese bleiben wie schon 2021 gefragt. In den nächsten Jahren wird der Absatz von 8K-Fernsehgeräten von einer derzeit noch sehr kleinen Nachfrage aus stark wachsen. Sinkende Endkundenpreise, mehr kompatible Rundfunkangebote und smarte Funktionen erhöhen die Nachfrage, prognostiziert JEITA.

Im japanischen Markt für höherwertige Flachbildschirmfernseher sind die Marken Sony, Sharp und Panasonic stark positioniert. Daneben spielen TVS REGZA und Hisense als Anbieter eine Rolle. TVS REGZA ist eine ehemalige Toshiba-Sparte, die das chinesische Unternehmen Hisense 2018 übernommen hat. Hisense vertreibt in Japan auch unter eigener Marke Produkte.

Der Archipel importierte laut Zollstatistik im Jahr 2021 mit rund 7 Millionen Fernsehgeräten weniger Einheiten als im Vorjahr. 2020 hatte die Einfuhr noch bei 7,7 Millionen Einheiten gelegen. Trotz Rückgang der Stückzahl stieg 2021 der Einfuhrwert der TV-Importe. Bei Computern ist der Bedarf 2022 vorerst gesättigt. Noch 2020 und 2021 waren die Hersteller hier kaum mit der Lieferung nachgekommen. Zudem macht sich gegenwärtig auch der Halbleitermangel bemerkbar, der die Produktion von Informationstechnik bremst. Der Fachverband rechnet ab 2023 wieder mit einem anziehenden Ersatzbedarf bei Computern. Dann werden die Kunden auf das neue Windows-Betriebssystem umstellen.

Hochwertige Produktion bleibt teilweise lokal

In vielen Segmenten dominieren Hersteller aus China, Südkorea und Taiwan die Produktion von audiovisuellen Geräten und Informationstechnik. Jedoch versuchen die japanischen Markenerzeuger, hochwertige Ausrüstung auch weiter in eigener Regie zu produzieren. Dies gelingt ihnen, indem sie die Herstellung stärker automatisieren. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, will etwa Sony seine TV-Fertigung in Malaysia im Jahr 2023 vollständig auf Roboter umstellen. Erste Testlinien waren erfolgreich.

Die zunehmende Automatisierung erlaubt es den japanischen Herstellern von audiovisuellen Geräten und Computern auch, ihre Produktion zum Teil auf dem Archipel zu halten. Dies wird insbesondere dann gelingen, wenn erneuerbare Energien eine kostengünstige und klimafreundliche Herstellung ermöglichen.

Zu den japanischen Markennamen, die im Flachbildschirmbereich noch eine lokale Erzeugung aufrechterhalten, gehört neben Sony auch Sharp. Dabei ist das Unternehmen Sharp seit 2016 mehrheitlich in Händen des taiwanischen Elektronikherstellers Foxconn. Im Computerbereich produzieren unter anderem NEC, Fujitsu Client Computing Limited (FCCL), Vaio und HP auf dem Archipel.

Das Absatzgeschäft bei Computern prägen chinesisch-japanische Joint Venture und US-Firmen. Laut dem Marktforschungsunternehmen MMRI machte das von dem chinesischen Partner dominierte Gemeinschaftsunternehmen NEC-Lenovo im Jahr 2021 fast 30 Prozent der Computerverkäufe aus. Dem folgte der US-amerikanische Hersteller HP mit 15,4 Prozent. Auf den beiden weiteren Plätzen lagen FCCL (ebenfalls mit chinesischer Mehrheitsbeteiligung) und die US-Firma Dell mit jeweils etwa 12,7 Prozent Marktanteil.

Lieferketten brauchen Anpassungen

Manche Segmente verschwinden mehr oder weniger aus der Produktpalette der japanischen Unternehmen. Dazu zählen insbesondere DVD- und Blue-Ray-Abspielgeräte. Streamingdienste haben deren Nachfrage implodieren lassen. Dahingegen haucht der Einsatz von künstlicher Intelligenz anderen audiovisuellen Geräten neues Leben ein. Beispielsweise steigt der Absatz smarter Lautsprecher, die immer mehr Funktionen haben. Gesetzliche Vorgaben sorgen für zusätzlichen Bedarf: Ab Juli 2022 müssen Neufahrzeuge in Japan mit Drive-Recordern ausgestattet sein. Hierfür sind Kameras für die vorder- und die rückwärtigen Sichtbereiche vorgeschrieben.

Veränderte Absatzaussichten in den verschiedenen Segmenten erfordert auch bei den Produzenten und Lieferanten von Werkstoffen, Kunststoffen, elektronischen Bauteilen, optischen Komponenten sowie nicht zuletzt von Herstellungsausrüstung immer wieder Anpassungen. Hier sind neben japanischen und US-amerikanischen Anbietern auch europäische Firmen im Geschäft.

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