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Wirtschaftsumfeld | Japan | FDI

Interesse an Auslandsinvestitionen kehrt zurück

Japans Unternehmen schauen sich im Ausland wieder intensiver nach lohnenden Investitionszielen um.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japan war in den Jahren bis 2019 weltweit eine der größten Quellen für ausländische Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI). Die Coronapandemie hat die Investitionsneigung vorübergehend ausgebremst. Jedoch kommen 2022, unter veränderten Rahmenbedingungen, die japanischen FDI im Ausland langsam wieder in Fahrt. Viele Marktbeobachter rechnen mit einer Belebung auch der Übernahmeaktivitäten.

Die großen Unternehmen, deren Profite sich grundsätzlich gut entwickelt haben, sitzen auf hohen Kapitalbeständen. Diese stehen nun für Investitionen zur Verfügung. Die Konzerne werden diese Gelder nutzen, um ihre Lieferketten zu diversifizieren. Teilweise werden sie damit auch ihre Geschäftsfelder ausweiten oder sich neu orientieren. Sowohl das Thema Digitalisierung und als auch die Dekarbonisierung werden die Investitionen in den nächsten Jahren beeinflussen.

Dabei spielt sicherlich unter anderem auch die angepasste Risikoeinschätzung der Lieferketten eine Bedeutung. Die Ankündigungen japanischer Unternehmen zu neuen Investitionsvorhaben im Ausland haben im zweiten Quartal 2022 jedenfalls an Dynamik gewonnen. Das erste Quartal des Jahres war hingegen immer noch stark von der Coronaentwicklung und den Reisebeschränkungen geprägt.

Chemie wird überall gebraucht

Anfang Mai 2022 hat der japanische Chemiehersteller AGC in Thailand Investitionen von umgerechnet circa 770 Millionen US-Dollar (US$) angekündigt. Die ehemalige Asahi Glass Co. wird ihre bestehende Erzeugung von Ätznatron und anderen chemischen Materialien in ihren beiden Werken in Thailand ausbauen. Dadurch soll die Produktion von Ätznatron um etwa 20 Prozent steigen. Der Stoff wird unter anderem für die Produktion von Elektrofahrzeugen eingesetzt.

Zudem wird AGC in Spanien investieren. Hier erweitert der Konzern die bestehende Produktionskapazität für synthetische Pharmazeutika um 30 Prozent, so eine Unternehmensmeldung vom 6. April 2022. Das zusätzliche Werk soll in der ersten Jahreshälfte 2024 den Betrieb aufnehmen. AGC Pharma Chemical Europe investiert hierin etwa 100 Millionen US$.

Automobilbranche modernisiert

Toyota Motors hat Mitte April 2022 bekannt gegeben, in vier seiner Produktionsstätten in den USA insgesamt 383 Millionen US$ zu investieren. Die Investitionen fließen hauptsächlich nach Alabama (222 Millionen US$) und Missouri (109 Millionen US$). Mit dem Geld will Toyota die Ausrüstung für die Herstellung von Motoren modernisieren. Im Blick sind sowohl Verbrenner- als auch Hybridmodelle.

Der größte ausländische Autohersteller in Indien, Suzuki Motor, hat im März 2022 gemeldet, im indischen Bundesstaat Gujarat umgerechnet 1,26 Milliarden US$ zu investieren. Bis 2025 oder 2026 soll dort neben dem bereits bestehenden Kfz-Werk eine Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge entstehen. Der Hersteller von Kleinwagen verfügt in Indien über Produktionskapazitäten von über 2 Millionen Pkw pro Jahr. Nun will er das Angebot an erschwinglichen, elektrischen Fahrzeugen ausweiten.

USA sind Investitionsmagnet

Laut Zahlen der Japan External Trade Organization (JETRO) lagen die japanischen Investitionen im Ausland im Jahr 2021 bei knapp 150 Milliarden US$. Damit konnten sie sich gegenüber den 2020 erzielten FDI von 146 Milliarden US$ etwas verbessern. Sie hatten im Jahr 2019 noch 258,3 Milliarden US$ und damit einen Rekordwert erreicht. Kein Land und kein Wirtschaftsraum kommen nur nahe an die USA als größtem Empfänger von Investitionen aus Japan heran.

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Seit Jahren sind die USA bevorzugtes Ziel japanischer FDI und zeigten auch trotz Coronapandemie 2020 und 2021 keine Schwäche. Hingegen erlebte die ASEAN-Region mit ihren zehn Mitgliedsländern wie auch die Europäische Union im Jahr 2020 einen sehr starken Rückgang der FDI. Davon konnte sich ASEAN 2021 mit rund 29,2 Milliarden US$ schnell erholen. Die EU blieb mit 15,1 Milliarden US$ weit hinter dem Vor-Corona-Niveau zurück. Deutschland allein verbuchte 2021 dabei FDI aus Japan in Höhe von 7,1 Milliarden US$.   

M&A-Transaktionen legen zu

Ähnlich wie Japans FDI entwickelten sich die Fusionen und Übernahmen, also die Mergers and Acquisitions (M&A)-Aktivitäten, japanischer Unternehmen. Das stellt die Beratungsfirma Recof Corp. fest. Zwischen 2012 und 2019 stiegen die Unternehmensfusionen und -übernahmen acht Jahre in Folge, um dann 2020 zurückzugehen. Im Jahr 2021 erholten sich die M&A-Aktivitäten und legten um 11,7 Prozent auf 150 Milliarden US$ zu.

Der Zuwachs ging 2021 allein auf die Übernahmen im Ausland (In-Out) zurück: Deren Wert stieg gegenüber 2020 um 59 Prozent auf 64 Milliarden US$. Andere Segmente (In-Out und In-In) schrumpften hingegen. Im Fokus der M&A japanischer Unternehmen standen in erster Linie Ziele in den USA. Auf sie entfielen etwa die Hälfte der wertmäßigen Fusionen und Übernahmen. An zweiter Stelle folgte Europa mit 16,4 Milliarden US$. Im ASEAN-Raum lag die M&A-Höhe bei insgesamt 5,9 Milliarden US$.

Japanische Elektronikkonzerne waren im Jahr 2021 mit zwei großen Übernahmen in der Informationstechnologiebranche in den USA auf Einkaufstour. Hitachi erwarb für 9,6 Milliarden US$ den digitalen Lösungsanbieter GlobalLogic. Für Blue Yonder, einen Softwareanbieter für Lieferkettensysteme, bezahlte Panasonic 7,1 Milliarden US$. Die größte M&A-Transaktion erfolgte im Finanzbereich: So hat die japanische Großbank MUFG ihre US-Tochter, die Union Bank, an das Finanzinstitut US Bancorp verkauft. Der Deal wurde im September 2021 angekündigt, ist bislang aber noch nicht abgeschlossen.

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