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Neue Mobilität erobert den Luftraum

Japan verschafft unbemannten Luftfahrzeugen mehr Freiraum. Air Mobility ist ein Wachstumsmarkt, in dem sich viele Chancen für Kooperationen ergeben.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japan will seinen Luftraum intensiver nutzen, um so neue Transportoptionen zu schaffen. Drohnen und Flugtaxis sind dabei zwei Transportmittel, die größere Flexibilität in Mobilitätsfragen bieten. Dabei spielen auch deutsche Anbieter eine Rolle. Sie haben früh ein Angebot von Fluggeräten entwickelt, die nun auch Japan zum Einsatz kommen sollen.

Aus Deutschland haben sich Volocopter und Wingcopter als Branchenakteure in Japan einen Namen gemacht. Volocopter ist gemeinsam mit anderen Partnern für ein Projekt in der Tokyo Bay ausgesucht, um dort die Möglichkeiten der Mobilität im Luftraum (Air Mobility) sowohl für Drohnen als auch Flugtaxis auszuloten. Die Tokioter Stadtregierung plant, ab 2025 einen Flugtaxidienst für küstennahe Teile der Metropole einzurichten.

Den Anfang soll jedoch Osaka machen. Mit der Weltausstellung im Jahr 2025 will die Metropole ein neues Kapitel der Mobilität aufschlagen. Ein regelmäßig verkehrender Flugtaxidienst wird das auf einer Insel gelegene Expo-Gelände mit anderen Teilen der Stadt verbinden. Dabei wird auch Volocopter mit seinem eVTOL (electrical Vertical Take-off and Landing)-Fluggerät zum Einsatz kommen.

Air Mobility soll 2025 richtig abheben

Mit der Advanced Air Mobility Roadmap haben Japans Ministerien für Wirtschaft und Transport 2021 eine Strategie erarbeitet. Diese sieht für das Jahr 2025 regelmäßige kommerzielle Dienste vor. Air Mobility umfasst dabei automatisierte Luftfahrzeuge ohne Besatzung, die in geringeren Höhen als Flugzeuge betrieben werden. Dazu zählen Drohnen und Senkrechtstarter (VTOL).

In Japan laufen Tests für die Paketlieferung mit ferngesteuerten Drohnen. Der Telekomkonzern KDDI und der Kartendienst Zenrin haben im Januar 2023 einen Drohnenlieferservice in einer bergigen Region der Präfektur Saitama gestartet. Zudem arbeitet KDDI mit seiner Tochter KDDI SmartDrones und dem Startup Aeronext zusammen. Ziel ist es, eine Drohnenlogistik auch für andere Gebiete in Japan zu entwickeln.

Das Start-up Aeronext ist auf die Entwicklung von Drohnendiensten spezialisiert. Es arbeitet seit 2021 mit dem Logistikkonzern Seino und dem Drohnenhersteller ASCL im Rahmen einer Geschäfts- und Entwicklungsallianz zusammen. Um leistungsfähige Geräte für die zukünftige Paketlieferung per Drohne zu sichern, kooperiert auch Japan Post mit ASCL. Anfang 2022 starteten Tests für Drohnenpaketdienste. Dafür hat Japan Post mit dem Internetkonzern Rakuten ein Joint Venture gegründet.

Regulatorisches Umfeld erweitert Horizont

Für diese neue Logistik ist das regulatorische Umfeld bereits geschaffen. Im Dezember 2022 hat Japan den Level 4 für Drohnenflüge freigegeben. Damit sind Aktivitäten auch über bewohntem Gebiet und ohne direkten Sichtkontakt der "Piloten" erlaubt. Dies erhöht die Reichweite von Logistikdiensten per Drohne deutlich. Für Drohnenflüge in nichtbewohnten Gebieten (Level 3 und darunter) oder Drohnenflüge über bewohntem Gebiet (Level 4) ist eine spezielle Lizenz notwendig.

Im Segment Air Mobility waren nach Angaben des Ministry of Land, Infrastructure, Transport and Tourism (MLIT) Mitte 2022 etwa 210.000 Fluggeräte angemeldet. Alle Fluggeräte, die mehr als 100 Gramm wiegen, müssen seit dem 20. Juni 2022 bei der Transportbehörde registriert werden und den Regularien des Civil Aeronautics Act genügen. Drohnen, die leichter als 100 Gramm sind, fallen unter den Drone Act.

Markt soll deutlich wachsen

Das Geschäft mit Drohnen im zivilen Bereich wird in den nächsten Jahren deutlich dynamischer. In Japan soll sich die Marktgröße zwischen den Fiskaljahren 2023 und 2026 auf rund 6 Milliarden US-Dollar (US$) verdoppeln. Das Segment der Dienstleistungen, das ohnehin bereits den größten Anteil im Drohnenmarkt ausmacht, wird besonders schnell wachsen, geht aus einer Branchenstudie von Impress Media vom Mai 2022 hervor.

Entwicklung des Drohnenmarktes in Japan in den Fiskaljahren 2022 bis 2027* (in Millionen US-Dollar)

Drohnentyp

2022

2023

2027

Anwendungsdienste

1.312

1.647

3.911

Periphere Dienste

410

480

758

Fluggeräte

633

776

1.359

Gesamt

2.355

2.903

6.028

* 1 US$ = 131,6 Yen Quelle: Impress Research Institute 2022

Bereits jetzt sind die Luftüberwachung von Infrastruktur sowie Luftaufnahmen und Anwendungen in der Landwirtschaft wichtige Dienstleistungen. Beispielsweise bietet das japanische Startup Terra Drone, das mit dem heimischen Ölkonzern Inpex und dem Handelshaus Mitsui finanzkräftige Rückendeckung hat, Vermessungs- und Kontrolldienste für den Bau- und Energiesektor.

Entwicklung des Servicemarktes für Drohnen in Japan in den Fiskaljahren 2022 bis 2027* (in Millionen US-Dollar)

Service

2022

2023

2027

Vermessung

546

695

1.514

Landwirtschaft

363

454

956

Logistik

21

33

631

Infrastruktur

168

173

203

Verbrechensbekämpfung

61

73

152

Andere Dienste

113

163

384

* 1 US$ = 131,6 Yen Quelle: Impress Research Institute 2022

Flugtaxis bald am Himmel zu sehen

Der Transport von Personen soll ebenfalls zeitnah im praktischen Einsatz erfolgen. Im Februar 2023 hat der erste Praxistest mit zwei Insassen in einem automatisierten Flugtaxi in Japan stattgefunden. Diesen führte die Okayama Kurashiki Aero & Space Industry Cluster Study Group (MASC) durch. Sie kooperiert mit dem chinesischen Hersteller EHang.

In die neue Mobilität im Luftraum fließen hohe Investitionen. Japans Fluggesellschaften JAL (Japan Airlines) und ANA (All Nippon Airlines) unterstützen Start-ups. So hat sich JAL an der Finanzierung der deutschen Volocopter beteiligt und ANA ist ein Investor der ebenfalls deutschen Wingcopter. Beide Airlines, ebenso das Handelshaus Marubeni und das japanische eVTOL-Startup SkyDrive haben für die Expo 2025 in Osaka Lizenzen für Flugtaxidienste erhalten.

Kooperationen erobern die Mobilität im Luftraum

Japans Drohnen- und VTOL-Markt ist international aufgestellt. Toyota investiert in das US-Unternehmen Joby Aviation. Ein Investitionsfond des saudi-arabischen Ölriesen Saudi Aramco beteiligt sich an der Finanzierung von Terra Drone. Die europäische Airbus kooperiert mit dem japanischen Flugdienstanbieter Hiratagakuen.

Die Liste der Kooperationschancen für Services wie auch Hardwarezulieferung ist lang. Japans größter Kfz-Teile-Produzent Denso liefert elektrische Motoren für das Flugauto der deutschen Firma Lilium. Internationale Drohnen- und VTOL-Entwickler greifen auf den japanischen Karbonfaserhersteller Toray zurück, um stabile und leichte Rümpfe für ihre Fluggeräte zu konstruieren.

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