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Branchen | Japan | Produktionsanlagen für Chemie, Petrochemie und Pharmazie

Pharmaindustrie sucht neue Wachstumstreiber

Japans Pharmafirmen sollen nach dem Willen der Regierung die Eigenversorgung stärken. Da der inländische Absatzmarkt begrenztes Wachstumspotenzial hat, geht der Blick nach Übersee.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

In Japan dürfte der Absatz von Pharmazeutika im Fiskaljahr 2021 (1. April bis 31. März) steigen, vor allem im Vergleich zur schwachen Entwicklung im Coronajahr 2020. Im abgelaufenen Fiskaljahr 2020 war der Umsatz laut dem Marktforschungsinstitut IQVIA um 2,4 Prozent gegenüber 2019 gesunken. Die Verkäufe dürften in den Jahren nach 2021 auf hohem Niveau stagnieren oder leicht schrumpfen.

Die alternde Bevölkerung wird mittel- und langfristig jedoch für eine relativ stabile Absatzentwicklung sorgen. Hinzu kommt, dass einige japanische Pharmakonzerne Entwicklungs- und Produktionskooperationen mit ausländischen Branchenpartnern eingegangen sind und ihre Exportgeschäfte ausbauen. Als Wachstumssegmente stehen Krebsmedikamente und Biopharmazeutika im Fokus.

Pharmazeutika-Umsatz nach Segmenten in Japan (in Milliarden US-Dollar; Veränderung in Prozent)

Segment

2019

2020

Veränd. 2020/191

Krankenhäuser

43,6

44,1

-0,8

Kliniken2

19,6

18,9

-5,8

Apotheken

34,3

34,2

-2,5

Insgesamt

97,5

97,2

-2,4

1) auf Yen-Basis; 2) medizinische Einrichtung mit 0 bis weniger als 20 Betten Quelle: IQVIA

Corona legt Schwachstellen offen

Der Großteil der japanischen Pharmaunternehmen hat von der Corona-Pandemie nicht profitiert. Die Branchenumsätze gingen auf breiter Linie zurück. So vermieden Patienten es, Krankenhäuser und Ärzte aufzusuchen, sodass die Verschreibungen und Arzneimittelverkäufe 2020 einbrachen. Zum anderen haben von den japanischen Unternehmen bislang erst zwei Pharmafirmen mit klinischen Tests eigener Corona-Impfstoffe begonnen. Diese dürften jedoch nicht vor 2022 zur Verfügung stehen.

Daher muss Japan seine Impfstoffe gegen das Coronavirus aktuell aus den USA und Europa beziehen. Um auf zukünftige Infektionskrankheiten besser vorbereitet zu sein, hat die japanische Regierung ein 1,5 Milliarden-US-Dollar (US$) schweres Programm aufgelegt. Sie will hiermit den Rückstand zu anderen Ländern aufholen. Zudem unterstützt der Staat Unternehmen, die eine Produktion von Basis-Arzneimitteln im Inland aufbauen.

Umsatzentwicklung ausgewählter Pharma-Unternehmen in Japan (in Milliarden US-Dollar; Veränderung in Prozent)

Unternehmen

20191

20201

Veränd. 2020/20193

Takeda Pharmaceutical Company Ltd.

30,2

29,9

-2,8

Astellas Pharma Inc.

11,9

11,7

-3,9

Daiichi Sankyo Company Ltd.

9,0

9,0

-2,0

Chugai Pharmaceutical Co., Ltd.2

6,3

7,4

14,7

Eisai Co., Ltd.

6,4

6,0

-7,1

Wechselkurs 1 US-Dollar = ...Yen

109

107

1) Jeweils Fiskaljahr (1. April bis 31. März); 2) Kalenderjahr; 3) auf Yen-BasisQuelle: Geschäftsberichte der Unternehmen

Branchenfirmen wollen Forschung intensivieren

Japans Pharmaindustrie will sich im internationalen Entwicklungswettbewerb behaupten. Um neue Blockbuster-Medikamente auf den Markt zu bringen, weiten sie ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung aus. So hat etwa Daiichi Sankyo bis zum Fiskaljahr 2026 ein Fünfjahresprogramm aufgelegt. Die Ausgaben sollen umgerechnet 13,6 Milliarden US$ betragen. Das ist eine Steigerung von rund 70 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Fünfjahreszeitraum.

Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung von Arzneimitteln zur Krebsheilung. Nach dem 2020 erfolgreich eingeführten Medikament Enhertu, das zusammen mit dem britischen AstraZeneca-Konzern entwickelt wurde, sucht Daiichi Sankyo nach weiteren potenziellen Profitbringern. Insgesamt will sich das Unternehmen internationaler ausrichten. Bislang erzielt der Konzern lediglich 39 Prozent seines Umsatzes außerhalb Japans.

Im Vergleich dazu sind die anderen japanischen Pharmahersteller globaler aufgestellt. Bei Takeda Pharmaceutical liegt der Anteil der Auslandsumsätze bei 82 Prozent und bei Astellas bei 73 Prozent. Insgesamt sind Japans Exporte von pharmazeutischen Erzeugnissen (SITC 54) mit 7,8 Milliarden US$ im Jahr 2020 im Vergleich zu den Importen mit 29,5 Milliarden US$ anteilsmäßig sehr gering.

Das Pharmaunternehmen Eisai hat im März 2021 angekündigt, seine Aktivitäten im neuen Forschungs- und Entwicklungszentrum "Eisai Medicine Innovation Technology Solutions" im Kawashima Industrial Park in der Präfektur Gifu zu stärken. Die Bauarbeiten, die im Frühjahr 2021 angelaufen sind, sollen bis zum Herbst 2022 abgeschlossen sein. Das Unternehmen rechnet mit Investitionskosten von umgerechnet 92 Millionen US$.

Bestehende Kapazitäten ausbauen

Um die Pharmaproduktion zu stärken, hat Asahi Kasei im Januar 2021 angekündigt, für seinen Tablettenbinder Ceolus ein zweites Zellulosewerk zu errichten. Mit Investitionen von umgerechnet 126 Millionen US$ soll diese Produktionsstätte im konzerneigenen Industriepark Mizushima Works in der Präfektur Okayama entstehen. Der Baubeginn ist für September 2021 vorgesehen und die Fertigstellung für das Frühjahr 2023.

Das gegenwärtig größte Investitionsvorhaben eines japanischen Pharmaunternehmens hat Fujifilm Holding im Januar 2021 vorgelegt. Die Pläne beziehen sich hierbei allerdings auf die USA. Im Bundesstaat North Carolina investiert der Konzern beim Tochterunternehmen Fujifilm Diosynth Biotechnologies 2 Milliarden US$ in eine neue Zellkulturherstellung für die biopharmazeutische Auftragsfertigung. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für das Frühjahr 2025 vorgesehen.

Den Bau von zwei weiteren solcher Werke in Dänemark und Großbritannien hat Fujifilm fast gleichzeitig im Frühling 2021 begonnen. Beide sollen im Frühjahr 2022 den Betrieb aufnehmen, wobei laut Unternehmensangaben in die dänische Zellkulturerzeugung 928 Millionen US$ und in die Produktion in Großbritannien 83 Millionen US$ investiert werden.

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